Nachruf auf Ex-FDP-Chef

Guido Westerwelle - Nach vorne schauen als Devise

Der ehemalige Bundesvorsitzende der FDP und frühere Bundesaußenminister Guido Westerwelle im Mai 2014 beim Bundesparteitag in Dresden.
Der ehemalige Bundesvorsitzende der FDP und frühere Bundesaußenminister Guido Westerwelle im Mai 2014 beim Bundesparteitag in Dresden. © dpa / Arno Burgi
Von Christina Nagel · 18.03.2016
Guido Westerwelle ist nach langem Kampf seiner Krebserkrankung erlegen. Mit ihm als Vorsitzenden holte die FDP das beste Ergebnis in ihrer Geschichte. Das Amt des deutschen Außenministers erfüllte ihn mit Stolz.
Die Bundestagswahl im September 2009 - einer der ganz großen Momente im Politikerleben von Guido Westerwelle. Die FDP holte das beste Ergebnis in ihrer Geschichte – 14,6 Prozent. Die Partei feierte ihren Vorsitzenden.
Dem Jubel folgten erst verhaltene Kritik, dann offene Anfeindungen. Wie so oft in seiner Karriere. Westerwelle polarisierte. Trotzdem gelang es ihm über Jahre, die zentrale Person der FDP zu bleiben.
1980 trat er als frisch gebackener Abiturient in Partei ein. Bei den Jungen Liberalen, zu deren Gründungsmitgliedern er gehört, machte er mit seinem Engagement und seinem Ehrgeiz schnell von sich reden. Ende 1994 wurde er Generalsekretär der FDP. Sein ersehntes erstes Bundestagsmandat ließ allerdings weiter auf sich warten – bis 1996.
"Ich wollte, dass das klappt. Ich hab mich deshalb dafür beworben und war richtig froh, als ich auch gewählt wurde…"
Im Mai 2001 wurde Westerwelle nach internen Kämpfen zum – bis dahin – jüngsten Vorsitzenden der FDP gewählt. Seine Ziele ambitioniert – ein Imagewechsel der Partei sollte her, das Etikett der Partei der Besserverdienenden weg:
"Wir sind eine Partei fürs ganze Volk!"
18 Prozent der Stimmen sollten die Liberalen bei der Bundestagswahl 2002 holen. Das Markenzeichen des Wahlkampfes: das Guidomobil. Der Spaßwahlkampf kam nicht überall gut an. Ebenso wenig eine Flugblattaktion seines innerparteilichen Rivalen aus Nordrhein-Westfalen, Jürgen Möllemann. Am Ende reichte es nur für gut sieben Prozent.

2013 zog er sich aus der Politik zurück

Für Westerwelle begann die wohl schwerste Zeit in seiner politischen Karriere. Die Machtkämpfe, der Selbstmord Möllemanns – all das veränderte Westerwelle. Die Zeit als Spaß-Politiker war vorbei. Mehr Netto vom Brutto – das neue Credo:
"Steuersenkung ist das beste Konjunkturprogramm für Deutschland. Mehr Netto vom Brutto, das ist beste Konjunkturprogramm für Deutschland, und es ist sehr bedauerlich, dass die Regierung das bislang verweigert. Wenn wir regieren, werden wir das ändern."
Ein Versprechen, das ankam. Die Bundestagswahl 2009 – für die FDP und für Westerwelle ein voller Erfolg. Er wurde Vizekanzler und deutscher Außenminister. Ein Amt, das ihn mit Stolz erfüllte. Unverhohlen zeigte er seine Freude, die roten Teppiche der Welt betreten zu dürfen. Forderte Respekt, wann immer die Art seiner Amtsführung in Frage gestellt wurde:
"Ich bin hier nicht als Tourist in kurzen Hosen unterwegs, sondern als deutscher Außenminister. Und das, was ich hier sage, das zählt."
Als Deutschland 2011, auf Betreiben Westerwelles, im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen einem Militäreinsatz in Libyen überraschend nicht zustimmte, geriet der Außenminister unter Druck. Auch in den Reihen der FDP rumorte es. Westerwelle trat als Parteivorsitzender zurück. 2013 dann – nach dem Ausscheiden der FDP aus dem Bundestag – zog er sich ganz aus der Politik zurück. Er gründete eine Stiftung und arbeitete wieder als Rechtsanwalt. Schließlich, sagte er in einer ZDF-Talkshow, habe er mal was Anständiges gelernt:
"Ich bin ein Mensch, der dann irgendwann auch mal einen Schnitt macht, und der sagt: So, das, was war, das ist gewesen. Jetzt kommt etwas Neues und jetzt schauen wir nach vorne…"
Das blieb seine Devise – auch als wenig später bei ihm Blutkrebs diagnostiziert wurde.
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