Nach Idomeni-Räumung

"Flüchtlinge haben keine Hoffnung mehr"

Eine Flüchtlingsfamilie verlässt das Flüchtlingslager Idomeni an der griechisch-mazedonischen Grenze.
Die Räumung des Flüchtlingslagers Idomeni an der griechisch-mazedonischen Grenze geht weiter. Am Donnerstagmorgen waren noch 1000 Menschen dort. © dpa-Bildfunk / ANA-MPA / Yannis Kolesidis
Paul Maurer im Gespräch mit Katja Schlesinger und Frank Meyer · 26.05.2016
Zu wenig Wasser, kein warmes Essen, Übernachten im Freien: Für viele Flüchtlinge aus dem Lager Idomeni wird es in griechischen Ersatz-Camps nicht besser. Das beobachtet der Helfer Paul Maurer. Manche würden jetzt sogar nach Syrien zurückkehren.
Maurer ist für das Dokumentationsprojekt "Moving Europe" in Griechenland unterwegs. Er hat gesehen, wie Flüchtlinge erneut in Zelten untergebracht wurden, weil Hallen schon voll seien. Manche hätten auch ganz ohne Zelt vor einem Lager nächtigen müssen, weil sie wegen Überfüllung erst gar nicht hereingelassen wurden.
Viele Betroffene fragten jetzt: "Warum behandelt uns Europa so?" Das Essen, so die Beobachtung Maurers, sei "relativ schlecht". Teilweise gebe es keine warmen Mahlzeiten. Problematisch sei auch die Wasserversorgung in einigen Camps: Einmal seien die Wassertanks gerade voll genug gewesen, "dass 1000 Menschen sich die Hände waschen" konnten. Warmwasser fehle in vielen Einrichtungen ganz.

Angst vor dem Vergessenwerden

"Was das Schlimmste vielleicht ist: dass man jetzt komplett aus dem Fokus ist", sagt Maurer. "Die Leute befürchten, (…) dass jetzt niemand mehr über sie redet, niemand mehr mit ihnen redet auch, keinerlei Spenden mehr (fließen) und dass dieses Thema jetzt vergessen wird."
Im Zuge der Räumung Idomenis seien zudem "Lügen verbreitet" worden - etwa über Programme von Familienzusammenführungen. "Wir sehen da ein totales Chaos von offizieller Seite, auch von den NGOs", so Maurer. Viele Flüchtlinge hätten gar keinen Zugang zu Programmen. Er selbst habe schon erlebt, wie sich Menschen direkt in ein Taxi nach Athen gesetzt hätten, um von dort in die Türkei und wieder zurück nach Syrien zu kommen. "Es ist vorbei für sie, sie sehen hier keinerlei Hoffnung mehr, keinerlei Zukunft."
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