Nach Brexit-Votum

    Cameron kündigt Rücktritt an

    Der britische Premier David Cameron spricht vor Number 10 Downing Street am 24.06.2016 in London, Großbritannien, zu Journalisten. Die Briten hatten am Vortag in einem Referendum für den Austritt aus der EU gestimmt.
    Der britische Premier David Cameron spricht vor Number 10 Downing Street in London, wo er seinen Rücktritt ankündigt. © dpa / picture alliance / Michael Kappeler
    24.06.2016
    Historische Entscheidung: Großbritannien wird die Europäische Union verlassen. Beim EU-Referendum stimmen 51,9 Prozent der Briten für den Ausstieg. Premierminister David Cameron kündigte als Konsequenz seinen Rücktritt für Oktober an.
    Die Briten haben mit 51,9 Prozent für den Austritt aus der Europäischen Union gestimmt. Insgesamt hätten 17,4 Millionen Menschen für den Brexit votiert, teilten die britischen Behörden nach Auszählung aller Wahlbezirke mit. 16,1 Millionen Menschen und damit 48,1 Prozent der Beteiligten stimmten dagegen für den Verbleib in der EU.
    Der britische Premierminister David Cameron kündigte nur kurz nach Bekanntgabe des Endergebnisses seinen Rücktritt an. Allerdings werde er die nächsten Wochen weiter im Amt bleiben, um das Land auf stabilem Kurs zu halten, sagte er in einer im Fernsehen übertragenen Rede. Der Wechsel solle bis zum Parteitag der Konservativen im Oktober vonstatten gehen.
    Cameron hatte für einen Verbleib in der EU geworben, nachdem er in Brüssel Sonderregelungen für die Briten ausgehandelt hatte.
    Sein Hauptkontrahent in dem hitzigen Wahlkampf war der Londoner Ex-Bürgermeister Boris Johnson. Sein Lager propagierte eine Abkehr von der EU mit der Warnung vor einer ungebremsten Einwanderung von Ausländern.

    Pfund und Euro stürzen ab

    An den Börsen löste das Votum am Morgen ein weltweites Kurschaos aus. Aus Angst vor einer Wirtschaftskrise auf der Insel und einer Abkühlung der weltweiten Konjunktur flohen Anleger in Scharen aus Pfund und Euro.
    Beide Währungen brachen so stark ein wie noch nie. Aktien gingen ebenfalls in den Keller. Investoren griffen stattdessen zu Gold, Schweizer Franken und Bundesanleihen.

    Wahlbeteiligung bei 72 Prozent

    In Glasgow, Manchester, Liverpool und weiten Teilen Londons gab es eine Mehrheit für die EU-Befürworter, die allerdings nicht so deutlich ausfiel wie erwartet. Unter anderem in Wales, Sunderland, Wigan, Carlisle und Coventry erhielten die Brexit-Befürworter die meisten Stimmen. Die Wahlbeteiligung betrug 72 Prozent.
    UKIP-Chef Farage, einer der führenden Anhänger eines Brexit, verkündete bereits am frühen Morgen, dass der 23. Juni als Unabhängigkeitstag Großbritanniens in die Geschichte eingehen werde. Er forderte Premierminister Cameron zum Rücktritt auf.

    Über das Ergebnis des Referendums werden heute früh in Brüssel zunächst die Fraktionsvorsitzenden im Europaparlament beraten. Anschließend kommen EU-Kommissionspräsident Juncker, Ratspräsident Tusk und Parlamentspräsident Schulz zusammen. Unsere Brüssel-Korrespondentin Annette Riedel berichtet:
    Nigel Farage, Vorsitzender der UK Independence Party, zeichnet sich siegesgewiss.
    Nigel Farage, Vorsitzender der UK Independence Party, zeichnet sich siegesgewiss.© picture alliance / dpa / Michael Kappeler
    Wie wird Berlin auf die Entscheidung in Großbritannien reagieren? Der Bundestag wird in der kommenden Woche zu einer Sondersitzung zusammenkommen, um über die Lage zu beraten. Das kündigte Unionsfraktionschef Volker Kauder (CDU) an. Kauder nannte die Entscheidung der Briten "enttäuschend" und einen "Rückschlag für das geeinte Europa". Eine erste Einschätzung von Stephan Detjen, Leiter unseres Hauptstadtstudios:

    Gabriel: "Damn"

    Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel meldete sich via Twitter zu Wort. "Damn! Ein schlechter Tag für Europa", schreibt der Vizekanzler.
    Auch Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier bedauert das Brexit-Votum. Das Auswärtige Amt twittert für ihn:
    Linkspartei-Fraktionschefin Sahra Wagenknecht nutzt dagegen das Votum für Kritik an dem Zustand der EU:
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