Nabucco mit Plácido Domingo an der MET

Ich bin Gott

Der spanische Opernsänger Placido Domingo steht nach einem Konzert am 14.1.2016 in Moskau mit Blumen im Arm auf der Bühne.
Placido Domingo gibt den Nabucco an der New Yorker MET © picture-alliance / dpa / Evgeny Biyatov / Sputnik
07.01.2017
Plácido Domingo gibt sein Rollendebüt als babylonischer Herrscher, James Levine leitet eine Neuproduktion von Giuseppe Verdis "Nabucco". Wir übertragen die berühmte Freiheits-Oper live aus New York.
"Nabucco" ist das wohl berühmteste Werk der Operngeschichte mit der bekanntesten Hymne an die Freiheit, die je komponierte wurde, dem Gefangenenchor "Va pensiero". Mit seinem Historiendrama von 1842 katapultierte sich Giuseppe Verdi mitten hinein in seine eigene Erfolgsgeschichte. Die MET hat für ihre Inszenierung mit James Levine am Pult ein Staraufgebot an Sängern engagiert.
Eigentlich hatte Giuseppe Verdi mit 27 Jahren keine einzige Note mehr zu Papier bringen wollen. Und das aus gutem Grund: 1840 war ihm seine gesamte Familie gestorben, und die Uraufführung seiner zweiten Oper "Un giorno di regno" endete in einem einzigen Fiasko. Doch dann ließ ihm Bartolomeo Merelli, der Direktor der Mailänder Scala, ein Textbuch des Dichters Temistocle Solera zukommen. Später erinnerte sich Verdi an diese Begebenheit: "Zuhause angelangt, warf ich das Heft mit einem heftigen Stoß auf den Tisch. Im Fallen hatte sich das Manuskript geöffnet, und ohne dass ich wusste wie, hefteten sich meine Augen auf die Seite, die offen vor mir lag, und jener Vers blickte mir ins Gesicht: Va, pensiero, sull' ali dorate... (Flieg, Gedanke, auf goldenen Schwingen...)."
Verdi war so begeistert von Soleras Libretto, dass er sich, allen Vorsätzen zum Trotz, sofort in die Arbeit an seiner dritten Oper stürzte.
Erzählt wird die Geschichte des babylonischen Königs Nebukadnezar (Nabucco), der mit seinen Truppen in Jerusalem einmarschiert ist. Während er weiter gegen die Hebräer kämpft, hat er seiner jüngeren Tochter Fenena den Thron anvertraut. In seinem Größenwahn erklärt sich Nabucco zum Gott. Das bleibt freilich nicht ungesühnt. Er verliert den Verstand. Seine ältere Tochter Abigaille sieht ihre Chance zur Macht gekommen, sie will ihrem wahnsinnigen Vater und der ungeliebten Halbschwester den Garaus machen. Gerade noch rechzeitig erkennt Nabucco seinen Fehler, er fleht zu Jehova, dem Gott der Hebräer und wird von seinem Wahnsinn erlöst.
Die Premiere der Oper "Nabucco" am 9. März 1842 an der Mailänder Scala war ein sensationeller Erfolg, und der junge Verdi avancierte über Nacht zum führenden italienischen Opernkomponisten. Nicht nur die Musik beeindruckte das Publikum zutiefst. Die Oper traf wenig später auch auf eine leidenschaftliche Welle patriotischer Gefühle der Italiener, zu deren Hymne der bis heute so populäre "Gefangenenchor" wurde.
In dieser Produktion der New Yorker Metropolitan Opera gibt Plácido Domingo in der Titelrolle des Nabucco sein Rollendebüt. Daneben sind die ukrainische Sopranistin Liudmyla Monastyrska als Abigaille sowie die US-amerikanische Mezzosopranistin Jamie Barton als Fenena zu erleben.
Live aus der Metropolitan Opera New York
Giuseppe Verdi
"Nabucco"
Oper in vier Akten
nach einem Drama von Auguste Anicet-Bourgeois und Francis Cornue
Libretto: Temistocle Solera

Plácido Domingo, Bariton - Nabucco
Liudmyla Monastyrska, Sopran - Abigaille
Jamie Barton, Mezzosopran - Fenena
Russell Thomas, Tenor - Ismaele
Dmitry Belosselskiy, Bass - Zaccaria
Danielle Talamantes, Sopran - Anna
Eduardo Valdes, Tenor - Abdallo
Sava Vemic, Bass - Hohepriester der Hebräer
Chor und Orchester der Metropolitan Opera New York
Leitung: James Levine

Opernpause ca. 20.25 Uhr, darin: Der Nationalheld Verdi, ein Komponist zwischen Mythos und Wirklichkeit, von Uwe Friedrich