Musikporträt

Gute Songs und ein bisschen Miley Cyrus

Die britische Band Alt-J
Die britische Band Alt-J © AFP PHOTO / FRED TANNEAU
Von Martin Böttcher · 24.09.2014
Auch wenn die britische Band mit ihrem ersten Album große Erfolge feierte, gingen sie ihr neues Werk locker an. Auf der zweiten Platte "This Is All Yours" ist sogar ein Überraschungsgast dabei.
Wenn man "Alt und "J" auf dem Computer drückt, dann erscheint - wenn auch nur auf den Computer mit dem Apfel-Logo und nur auf denen mit englischer Tastatur - ein Dreieck. "Delta" sollten oder wollten "Alt-J" eigentlich heißen. Aber niemand konnte ja ahnen, dass ihr Debütalbum von einer Million Mensch gekauft werden würde, die sich nicht um Tastaturen kümmerten.
So richtige Hits, im Sinne von Chart-Erfolgen, hatte die Band, die 2007 in Leeds zusammenfand, nicht. Trotzdem wollten eine Million Menschen ihr Debüt kaufen. Am Freitag nun ist der Nachfolger zu "An Awesome Wave" erschienen: "This Is All Yours".
Ein wenig elektronischer als der Vorgänger
"This Is All Yours" klingt ein wenig elektronischer als der Vorgänger, aber auch immer noch psychedelisch-folkig. Und aus dem Quartett ist ein Trio geworden. Der neue Sound nun hat für die Band nicht unbedingt seinen Ursprung im Erfolg. Auch wenn sich das letzte Album sehr gut verkaufte, habe dies kaum etwas daran geändert, wie "Alt-J" ihre Songs schreibe.
Und bei dem aktuellen Album habe die Band nicht nur neues sondern Material aus drei ganz verschiedenen Phasen verwendet: Zum einen noch aus der Zeit vor dem ersten Album, dazu kamen Songs aus den Monaten der Tour sowie Titel, die in den ersten vier Monaten zu Beginn des Jahres entstanden seien. "Wir haben unglaublich hart gearbeitet und ich glaube kaum, dass der Erfolg unseres ersten Albums irgendeinen Einfluss darauf hatte, wie die Songs aussehen. Es ist ganz einfach: Die Songs allein sind der Schlüssel unseres Erfolgs", sagt "Alt-J"-Sänger und Gitarrist Joe Newman.
Miley Cyrus singt mit
Im Song "Hunger of the Pine" ist da zum Beispiel Miley Cyrus zu hören, die junge Frau, die sich und ihre Zunge gerne nackt zeigt.
Doch diese kleine Ko-operation in dem Song ist eigentlich nur etwas für Insider, denn Cyrus ist nur schwer zu erkennen. Newman erzählt, Drummer Tom habe als Remixer an einem Miley-Cyrus-Song gearbeitet, wobei ihm eine Zeile daraus gefiel, die er dann in den ziemlich schnell komponierten "Hunger of the Pine" einarbeitete.
Miley Cyrus und "Alt-J" – das hört sich gut an, findet die Band selbst. Doch auch die anspruchsvollen Songs sind immer noch da, Songs, mit denen die englische Band schon vor zwei Jahren ganz ohne große Marketingkampagne unglaubliche Massen begeisterte. Nicht ohne Grund bekam "Alt-J" dafür den wichtigen englischen Mercury-Musikpreis.
Für die neue Platte nun hat die Band angeblich keine Vorgaben von der Plattenfirma bekommen und kann auch sonst frei über die Verwendung ihrer Songs bestimmen. Sogar hochdotierte Angebote von Chips-Firmen lehnte sie ab: "Wir haben einfach 'Nein' gesagt, Dinge abgelehnt, weil sie - ein besseres Wort fällt mir gerade nicht ein - nicht besonders 'cool' waren", erklärt Keyboarder von "Alt-J", Gus Unger-Hamilton.
Worum es der Band geht mit ihrer Musik, bleibt ihr Geheimnis. Ums schnelle Geld aber definitiv nicht.
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