Musikerziehung in Ludwigshafen

Im Reich der Klänge mit Kindern

Musikmuseum "KlangReich" Ludwigshafen
Ludwigshafen: Im Musikmuseum "KlangReich" beim ersten sogenannten Krabbelkonzert der Staatsphilharmonie im Februar 2013. © picture alliance / dpa / Foto: Uwe Anspach
Von Anke Petermann · 04.05.2015
In Rheinland-Pfalz besuchen Musiker der Staatsphilharmonie regelmäßig Schulklassen oder laden sie ins "KlangReich" ein, eine Ort für Musikerziehung in Ludwigshafen. Aktuell musiziert dort gerade Andrea Apostoli von der römischen Nationalakademie mit den Kindern.
Gemeinsam mit ihren Lehrerinnen lassen sich die Erstklässler der integrativen Erich-Kästner-Schule Ludwigshafen auf dem riesigen, weichen Teppich in der Mitte des KlangReichs nieder. Um sie herum bauen sich Musiker der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz auf, legen sofort los, schwingen farbige Tücher im Rhythmus, schnalzen und schnipsen.
Andrea Apostoli, konzertpädagogischer Berater und Projektleiter, löst sich aus dem Kreis, geht auf einzelne Kinder zu, geht in die Knie, auf Augenhöhe, schaut die Sechs- Siebenjährigen an.
Madushé, Efrem und Loreen mustern den Sänger teils schüchtern, teils erstaunt. Andere wippen mit unverhohlener Begeisterung oder bewegen die Lippen. Kinder verschiedener Muttersprachen und Hautfarben, manche behindert, andere kerngesund. Beim musikalischen Dialog mit Sängern, Geigern und Bläsern spielt es keine Rolle, ob sie sich vollendet bewegen oder geschliffen ausdrücken können. Das gilt auch für den Maestro. Andrea Apostoli pendelt zwischen Rom und Ludwigshafen, lernt noch Deutsch. Die Idee hinter dem Projekt für Kinder jeden Alters:
"Kein Entertainment, keine Erzählungen, keine Geschichte – die Musik. Kinder in diesem Alter singen auch, die Kleinen singen nicht. Für mich ist nur wichtig: Gefühle, und dass sie eine Idee von Musik haben. Das ist: Beziehung, Kommunikation, Kunst. So dass sie diese Erfahrung ins Herz nehmen, nicht in den Kopf – ´oh Musik, ja – schön`!"
Hildegard Boots kommt auf Leonie und Gurshan zu, flötet sie an. Aufmerksam schauen die Achtjährige und ihr jüngerer Mitschüler, wie flink die Querflötistin die Finger bewegt. Leonie versucht das zu imitieren. Und Gurshan seufzt am Ende des Konzerts:
"Das war hundertmal schön!"
"Ich fand‘s toll, sehr spannend, kann ich den Gurshan nur zitieren: ´hundertmal schön`!"
…echot Konrektorin Christine Jungmann. Besonders gut fand Jungmanns Kollegin Heike Burkhardt mit Blick auf ihre Erstklässler,
"dass sie mitmachen können. Die spielen ganz klasse die Musiker, und ich kann mitmachen. Das war bei denen die um mich rumsaßen auch immer: ´ich will mitmachen`."
Die Sechs-bis Achtjährigen haben sich längst auf die Instrumente gestürzt. Die Musiker helfen ihnen, sie auszuprobieren. Besonders begehrt:
"Das Schlagzeug."
"Die ich trommeln darf, bam, bam, bam."
"Trommeln ist ganz, ganz - bum, bum macht."
Behinderte und nicht behinderte Kinder übertreffen sich gegenseitig in ihrer Begeisterung: jedes findet im KlangReich die Ausdrucksform, die zum ihm passt. Euphorie, so hofft Konzertpädagoge Apostoli, die Kinder nachhaltig aufschließt für die Musik.
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