Musik

Ein Lied für den Frieden

Von Alexander Göbel  · 17.04.2014
Muslime und Christen bekämpfen sich in der Zentralafrikanischen Republik mit grenzenloser Brutalität. Mit einem Song wollen die Musiker Youssou N’Dour und Idylle Mamba jetzt ein Zeichen für den Frieden setzen - er ist Moslem, sie Christin.
"Senegal und Zentralafrika, wir beten für ein vereintes Afrika", singen Youssou N'Dour und Idylle Mamba.
Er, der große Weltmusiker, Grammy-Gewinner, Ex-Kulturminister des Senegal, Moslem. Und sie, die Christin, die goldene Stimme der Zentralafrikanischen Republik. Idylles Heimat ist zum blutigen Kriegsschauplatz geworden. Seit knapp einem Jahr bekämpfen sich dort Christen und Muslime. Die Brutalität, mit der beide Seiten dabei vorgehen, kennt keine Grenzen mehr. Im Namen von Bibel oder Koran werden Menschen niedergemetzelt, in Stücke gehackt und auf offener Straße verbrannt.
"Unsere Musik hat eine Botschaft für die Menschen in der Zentralafrikanischen Republik und zugleich für alle Menschen auf unserem Kontinent. Damit alle Bescheid wissen, dass es in meiner Heimat fünf vor Zwölf ist."
"Hört auf mit der Gewalt!"
Die Botschaft der beiden Musiker steckt im Refrain: "Christen und Muslime sind von gleichem Blut. Ob Kreuz oder Halbmond, wir sind alle gleich." One Africa.
"Wir haben zuschauen müssen, wie die Lage in der Zentralafrikanischen Republik sich immer weiter verschlechtert hat. Ich wollte etwas tun, und dann habe ich Idylle getroffen, in kürzester Zeit haben wir diesen Song geschrieben. Wir wollen den Menschen klarmachen: Hört auf mit der Gewalt, die Unterschiede zwischen Religionen sollten kein Hindernis sein, sondern eine Bereicherung!"
Youssou N'Dour im Innenhof seiner Villa in Dakar
Youssou N'Dour im Innenhof seiner Villa in Dakar© Martina Zimmermann
Der Senegal sei das beste Beispiel dafür, erklärt Youssou N'Dour. 95 Prozent aller Bürger seien dort Muslime, der erste Präsident Leopold Senghor sei Christ gewesen – und bis heute lebten beide Religionen friedlich miteinander. Das müsse auch in der Zentralafrikanischen Republik möglich sein.
"Die Politiker, die Religion oder ethnische Zugehörigkeit für ihre Zwecke instrumentalisieren, machen einen großen Fehler, sie schaden ihren Ländern. Schau Dir den Völkermord in Ruanda an. Bisher war es meistens der Westen, der bei unseren Krisen gehandelt hat. Aber diesmal wollen wir zeigen: Wir nehmen selbst Anteil, und unsere Freunde werden uns folgen."
Das Morden in Zentralafrika geht unvermindert weiter
Ob der Song und das dazu gehörende Video dazu beitragen können, dass muslimische Rebellen oder christliche Bürgermilizen ihre Macheten niederlegen, ist allerdings unwahrscheinlich. Denn das Morden in Zentralafrika geht unvermindert weiter. Lieder haben selten die Welt verändert, Hunger gestillt oder Frieden geschaffen. Aber einen Versuch ist es wert – glaubt Youssou N'Dour: "One Africa" nicht nur eine schöne Illusion, sondern ein Appell an die Moral – ein kleiner Hoffnungsschimmer.
"Für uns gehört Afrika zusammen, Grenzen gibt es nur auf der Landkarte. Wenn im Norden oder im Süden irgendwas passiert, müssen wir zusammenstehen und gemeinsam handeln!"
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