München als mediales Ereignis

Soziale Medien hysterisieren die Gesellschaft

Auf einem iPhone sind Hashtags, die als Reaktion auf die Schießerei in München gepostet wurden, zu sehen. Über die Hashtags "#München" und "#offenetür" gewährten Bewohner der Stadt nach der Schießerei anderen Menschen Unterschlupf.
Auf einem iPhone sind Hashtags, die als Reaktion auf den Anschlag München gepostet wurden, zu sehen. Über die Hashtags "#München" und "#offenetür" gewähren Bewohner der Stadt nach dem Schießerei anderen Menschen Unterschlupf. © picture alliance / dpa / Karl-Josef Hildenbrand
Lutz Hachmeister im Gespräch mit Hanns Ostermann · 23.07.2016
Bei Onlinemedien liegen Fluch und Segen nah beieinander, bestätigt Medienwissenschaftler Lutz Hachmeister im Gespräch mit Deutschlandradio Kultur. Zwar seien die Sozialen Medien strukturell schneller, tragen aber auch zur Hysterisierung bei.
"Twitter lädt dazu ein, schnell zu reagieren", sagt Lutz Hachmeister, Direktor am Institut für Medien- und Kommunikationspolitik in Köln. Deswegen würden selbst Politiker auch fragwürdige Tweets posten. Ohne detaillierte Recherchen werden Inhalte deswegen emotionalisiert wiedergegeben. "Die Sozialen Medien tragen zu einer Hysterisierung der Gesellschaft bei - bei allen Vorteilen", sagt Hachmeister.

Wie reagieren die Menschen in den Sozialen Medien?

"In den Kommentaren der Sozialen Medien gibt es zwei Reaktionen: Die eine Fraktion beschwert sich über die Flüchtlingspolitik der Kanzlerin und stellt jede Art von Amoklauf und Schießerei damit in Verbindung, die andere verwahrt sich genau gegen dieses Interpretationsmuster", erklärt Hachmeister. Das seien immer wiederkehrende Strukturen in den Sozialen Medien.

Lob für Marcus da Gloria Martins

Bezüglich des Amoklaufs in München gab es bei Facebook und Twitter viel Lob für den Polizeisprecher. "Er hat seinen Job besser gemacht als die meisten Journalisten - er hat im Grunde journalistisch agiert", erklärt Hachmeister.
Polizeisprecher Marcus da Gloria Martins habe abgewogen argumentiert und er habe auch darauf hingewiesen, dass man an einem bestimmten Zeitpunkt gar nichts wissen könnte. "Er musste sich zum Teil extrem dummer Fragen von journalistischen Kollegen erwehren", sagt Hachmeister.
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