Mozarts Klavierkonzerte KV 482 und 503

Dramatiker und Götterliebling

Undatiertes Bild von Wolfgang Amadeus Mozart (Attribut Joseph Hickel um 1783).
Undatiertes Bild von Wolfgang Amadeus Mozart (Attribut Joseph Hickel um 1783). © picture-alliance / dpa / epa Christie's / Ho
Moderation: Hans Winking · 12.07.2015
Zwei Klavierkonzerte und zwei Versuche, das "Gelehrte" und das "Populäre" zusammenzubringen. Ein Porträt des reifen Mozart aus unterschiedlichsten Perspektiven.
In einer Zeit, als das Wünschen noch geholfen hat und sich die Menschen noch Briefe schrieben, diskutierte ein begabter Vater mit seinem hochbegabten Sohn über das optimale Verfassen von Klavierkonzerten: "vergiß also das so genannte poplare nicht, das auch die langen ohren kitzelt", schrieb Leopold an Wolfgang Amadeus Mozart. Der versuchte, dem Ratschlag auf seine Weise zu entsprechen und bilanzierte später: "Die Concerten sind eben das Mittelding zwischen zu schwer und zu leicht."
Überzeitliche Kunst
Was Mozart zwischen gesellschaftlicher Erwartung und künstlerischem Anspruch schuf, gehört zum Größten, was die europäische Musik hervorgebracht hat. Aber warum das so ist, das ist gar nicht so leicht zu erklären – ebenso wenig leicht ist es, die möglichen Intentionen Mozarts heute aufzuspüren und ihnen gerecht zu werden, schließlich schrieb er seine Klavierkonzerte weder für die heutigen Steinway-Flügel noch für die heutigen Konzertsäle und Tonstudios – und genau genommen auch nicht für die heutigen Menschen. Worin manifestiert sich also das Überzeitliche seiner Kunst? Wie kann es heute erlebbar gemacht werden? Und wie klingt es in einem jahrzehntealten Tondokument, etwa mit dem Pianisten Leon Fleisher und dem Dirigenten Georg Szell?
Lob der "Contrastierkunst"
Im 20. Jahrhundert galt Mozart, dem die Liebe zu Gott schon im Namen mitgegeben war, für lange Zeit als der in sich ruhende Götterliebling schlechthin. Die Alte-Musik-Bewegung sucht dagegen Mozarts Wirkung in seiner Dramatik – und kann sich dabei auf den Verleger und Musiktheoretiker Hans Georg Nägeli berufen, der 1824 schrieb: "Wählt er sich vollends zur Contrastierung Instrumente von verschiedenem Tonmaterial, allerley Saiten- und Blasinstrumente, so führt er damit seine Kunst auf den höchsten Gipfel. Auf diesen höchsten Gipfel hat Mozart seine Contrastierungskunst wirklich geführt in seinen Klavier-Concerten."
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