Michael Russ

Aus der Trickkiste eines Konzertveranstalters

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Der Konzertveranstalter Michael Russ wunderte sich schon mal über eine strickende Tina Turner mit Lockenwicklern. © SKS Russ
Michael Russ im Gespräch mit Ulrike Timm  · 21.07.2016
Ohne seine Agentur läuft im Stuttgarter Raum nichts. Die SKS Russ ist die Konzertagentur in Baden-Württemberg. Es gibt einen Teil für Klassik und einen für die Live-Musik. Ulrike Timm lässt mit Michael Russ sieben Jahrzehnte Familiengeschichte rund um das Musikgeschäft Revue passieren.
Kaum ein Konzert im Stuttgarter Raum findet ohne die Agentur Russ statt: Michael Russ ist der einer der umtriebigsten Veranstalter in Baden-Württemberg. Seine Südwestdeutsche Konzertdirektion Stuttgart, die SKS Russ, hat die Landeshauptstadt zu einer der führenden Kulturstädte Deutschlands gemacht. Gegründet wurde sie schon 1945, drei Monate nach Kriegsende, von Vater Erwin Russ und ist bis heute eine Familienunternehmen. Die Agentur hat viele Weltstars nach Stuttgart geholt. Um diese in die Schwabenmetropole zu locken, wurden keine Mühen gescheut.

Ölflecken auf Karajans Anzug

So ließ man für Herbert von Karajan einen sehr exquisiten Wagen vorfahren und konnte den Dirigenten und Autonarr gerade noch davon abhalten sich nicht gleich unter das Gefährt zu legen:
"Und er war also wirklich hoch erfreut und erstaunt und der Fahrer, der dabei war, hat ihm den Motor erklärt und alles, was eben zu erklären ist - und Karajan war ja ein Technikfreak. Auf jeden Fall, das weiß ich noch oder ich sehe das heute noch vor mir: Er hatte einen wunderschönen hellblauen Anzug an und er werkelte an diesem Motor mit rum und bastelte damit rum und schmierte immer die Ölhände dann an diesen blauen Anzug, was ganz schrecklich war. Aber es war für mich ein tiefes Ereignis und ich hatte auch zu Karajan über all die Zeit, die er in Stuttgart war, ein sehr inniges Verhältnis, ein sehr gutes Verhältnis."
Auch manches andere Engagement ging nicht ohne trickreiche Lockmittel über die Bühne. So besorgte er für Frank Zappa den gewünschten kostbaren Bordeaux-Wein aus Paris, um ihn bei Laune zu halten.
"Frank Zappa, der ein absoluter Rotweinkiller ist, der wünschte sich also bei seinem Konzert in Stuttgart einen besonderen Rotwein, den ich in Stuttgart gar nicht auftreiben konnte, aber dann über Paris habe einfliegen lassen. Und ich behandelte nun diese Flasche Rotwein wie ein Baby und trug sie ganz vorsichtig ins Künstlerzimmer. Frank Zappa entkorkte die Flasche und trank daraus, was mir natürlich den Schweiß auf die Stirn trieb, denn es war wirklich ein ganz, ganz teurer Rotwein."

Tina Turner mit Lockenwicklern

Unvergesslich war für Konzertmanager Michael Russ auch die Begegnung mit Popdiva Tina Turner:
"Und als ich dann hinter die Bühne ging und an dem Künstlerzimmer anklopfte und dann reinging und da saß Frau Tina Turner mit Lockenwicklern im Haar und strickte, da war ich doch etwas – nicht enttäuscht, aber verwundert, aber ich habe sie dann auf der Bühne erlebt, so wie ich sie mir vorgestellt habe. Sie ist nach wie vor die Künstlerin, mit der ich den größten Erfolg hatte, nicht nur im Open Air im Gottlieb-Daimler-Stadion damals, sondern sie hat vier Mal hintereinander die Schleyer-Halle gefüllt: Sprich, das waren 250.000 Menschen und sie ist eine ganz große und ist immer in alle Richtungen bescheiden geblieben, bis zum heutigen Tag."
Dies sind nur einige der vielen Erinnerungen an sieben Jahrzehnte Familiengeschichte rund um das Musikgeschäft. Ulrike Timm hat sie sich von Michael Russ in der Sendung "Im Gespräch" erzählen lassen.
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