Merkels "Wir schaffen das"

Moralische Ruckrede in einem Satz

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) spricht am 28. Juli 2016 vor Journalisten in Berlin.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) spricht am 28. Juli 2016 vor Journalisten in Berlin. © dpa
Everhard Holtmann im Gespräch mit Frank Meyer  · 28.07.2016
Vor rund einem Jahr sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel ihren berühmten Satz "Wir schaffen das". Der Politologe Everhard Holtmann blickt auf die Zeit seit ihrer "moralischen Ruckrede" im August 2015 zurück.
"Es war vor allen Dingen eine auch durchaus spontane Reaktion auf den anschwellenden Flüchtlingsstrom", sagte der Politologe Everhard Holtmann im Deutschlandradio Kultur. Es seien vor allem das Leid und Elend der Flüchtlinge gewesen, die Bundeskanzlerin Angela Merkel dazu veranlasst hätten, mit dem Satz "Wir schaffen das!" einen solchen Sprachgebrauch zu wählen. "Man könnte auch sagen, sie hat eine Art moralische Ruckrede, zusammengefasst in diesem einen Satz, gehalten." Die bürgerliche Willkommenskultur habe sich in konkreten und lokalen Aktivitäten gezeigt. Darin habe sich eine grundsätzliche Aufnahmebereitschaft gezeigt, sagte der Professor an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.

Lage heute komplizierter

Die gesellschaftliche Lage sei inzwischen komplizierter, vielfältiger und widersprüchlicher geworden, sagte Holtmann. Viele Fragen bedürften einer gemeinsamen Anstrengung und Lösung. "Man darf sie jetzt nicht allein etwa auf die Politik abschieben, weil es ja nicht zuletzt ein Problemfeld ist, was sich parteipolitisch eindeutigen Zuordnungen im Grunde entzieht."
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