Hippies aus Hamburg und Berlin
Von Alexander Budde · 21.08.2015
Das zähe Rebellentum, die vielen ungefragten Initiativen - sie gehören dort wie selbstverständlich zum Lokalkolorit. Wie auch die Gabe, anderen Raum zu lassen, einmal ganz für sich zu sein, in der Natur aufzugehen.
Das Cello klagt, die Säge summt. Während ein Mähdrescher in der Ferne seine Kreise zieht, beglücken Kreative aus Berlin ihr im Grase hingestrecktes Publikum.
Reinhild Kuhn: "Ich sehe einen wahnsinnigen Raum nach hinten und aber auch nach vorne ...!"
Sajoscha Karih: "Und das finde ich sehr inspirierend! Weil hier nicht nur landschaftlich, sondern auch zwischenmenschlich so eine Ruhe und so eine Gelassenheit herrschen."
Ein Storch steigt über der Kulturscheune auf. Auch in den Dörfern ringsum: Kunsthandwerk, urtümliche Tänze. Natürlich auch Windräder, ökologisch orientierte Landwirtschaft, Hühner- und Bienenzucht.
Uschi Herzog: "Bei den Bienen, das ist so eine Basisdemokratie. Und wenn die Arbeiterinnen das Gefühl haben, die Königin ist nichts mehr, oder sie sind anderweitig nicht zufrieden, dann kommt das Volk in Schwarmstimmung – und die Königin fliegt ab!"
Am einstigen Zonenrand
Hippies aus Hamburg, schwer Erziehbare aus Berlin: Hier am einstigen Zonenrand, schwärmt Klaus der Geiger, leben sie alle miteinander hemmungslos ihre Landlust aus:
Klaus, der Geiger: "Und dann haben die sich hier alle für nen Appel und nen Ei so ein altes Gemäuer gekauft und hatten so ein bisschen Moos noch extra und haben sich das wunderschön gemacht! Und das sind alles so Freaks gewesen, ne?!"
Protestiert wird noch immer mit Leidenschaft. Alle sind bemüht, ihre Meinung lautstark kund zu tun. Kollektive Harmonie ist selbst den Veteranen ein Graus.
Frau: "Ich mache schon seit Jahren mobil! Und zwar gegen Atomkraft!"
Frau: "Mein größtes Anliegen ist jetzt gegen Fracking. Denn, es soll nicht sein in Deutschland!"
Alle sind mit sich im Reinen
Zivilcourage ist hier sehr gefragt. Kein Wunder, dass sie alle mit anpacken, wenn ihnen wieder einmal das Wasser der Elbe bis zum Halse steht.
Helfer: "Das ist ein Volk, die machen einfach! Die fragen nicht, da wird getan! Und wir hoffen, dass wir dann den Kampf gegen das Wasser gewinnen werden im Widerstand!"
Das Wendland: ein Ort, der viele Seelen berührt. Bevölkert von Menschen, die mit sich selbst im Reinen zu sein scheinen. Ein Stück Heimat? Kann schon sein ...
