Martin Suter

Der rosa Elefant und die Obdachlosen

"Lesart" live auf der Leipziger Buchmesse 2017: Der Schriftsteller Martin Suter im Gespräch mit Moderator Joachim Scholl
Martin Suters neuer Roman "Elefant" © Deutschlandradio / Stefan Fischer
Moderation: Joachim Scholl · 23.03.2017
Ein rosa Elefant, Zürcher Obdachlose und ganz viel Genforschung: Auch mit seinem neuen Roman "Elefant" hat Bestseller-Autor Martin Suter wieder einen Hit gelandet. Warum er sich trotz seiner kontroversen Themen nicht als Gesellschaftskritiker versteht, verrät er im Interview.
Seit seinem Debüt im Jahr 1997 zählt der Schweizer Schriftsteller Martin Suter zu den großen Publikumslieblingen der deutschsprachigen Literatur. Auch sein neuer, bereits 14. Roman "Elefant" steht bei den Lesern wieder hoch in der Gunst. Auf die Idee, einen rosaroten Miniaturelefanten im Zürcher Obdachlosenmilieu auftauchen zu lassen, sei aber er nicht alleine gekommen, verriet der Bestseller-Autor im Gespräch mit Deutschlandradio Kultur: Dass es gentechnisch heutzutage ohne Weiteres möglich sei, einen rosa leuchtenden Mini-Elefanten hervorzubringen, habe er vor wenigen Jahren am Rande eines Alzheimerkongresses erfahren.

Fortschrittliche Sozialabsicherung

Daneben stütze sich der Roman auf eine sehr konkrete Recherche: Unter anderem ging es nach Asien, wo Teile des Romans spielen, und zu den Zürcher Obdachlosen. Für den Schriftsteller verblüffend war, wie liberal und fortschrittlich der Schweizer Staat mit den Obdachlosen umgehe. Während die deutsche Sozialabsicherung sehr kompliziert sei, erhielten die Obdachlosen in der Schweiz relativ unkompliziert eine Stütze von 870 Franken, also etwa 1000 Euro, so Suter. Der Autor weiter:
Das Cover des Buches "Elefant" des Autors Martin Suter.
Buchcover Martin Suter: "Elefant" © dpa / Diogenes Verlag
"Da gibt es den sogenannten Grundbedarf. Die Stadt Zürich geht davon aus, dass jeder Mensch mindestens diese 870 Franken braucht, plus Wohnung, plus Essen, plus Kleidung, plus medizinische Versorgung. Das erhält man, wenn man ein Randständiger ist, wie die Schweizer das nennen."

Keine Gesellschaftskritik

Für dediziert gesellschaftskritisch hält der Autor seine Romane im Übrigen nicht. Auch wenn es um kontroverse Themen wie Genforschung und Genmanipulation geht wie in "Elefant".
"Meine Romane sind keine Vehikel, um noch eine andere Botschaft rüberzubringen. Es geht um Geschichten, die in der Realität angesiedelt sind. Dann wird es sicher schnell mal politisch oder gesellschaftskritisch. Die Geschichte handelt natürlich zum Teil von dieser Genmanipulation, da kommen dannn auch die verschiedenen Standpunkte zum Thema zum Zuge."

Martin Suter, Elefant
Diogenes Verlag, 24 Euro, 352 Seiten

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