Manga-Manie

Elfen, Sci-Fi-Krieger, Superhelden

Von Simone Miller · 14.03.2014
Der Manga-Bereich der Leipziger Buchmesse wird immer beliebter. Rund 45.000 Fans kamen im letzten Jahr - viele davon Cosplayer, die sich als Figuren aus den Geschichten, Videospielen und Animefilmen verkleiden.
Vincent, 28 Jahre alt, ist gemeinsam mit drei Freunden aus der Schweiz angereist:
"Also wir sind aus 'League of Legends', das ist ein Videospiel, das meist gespielte Videospiel der Welt. Ja und wir kommen alle aus dem gleichen Universum."
"Ich bin Lusion, der Purifier. Ja und ich suche meinen Erzfeind, um meine Geliebte aus seinen Fängen zu befreien."
"Ich hab da so einen Shooter-coaster an den Beinen. Als Waffen habe ich zwei so Kristallschleudern, könnte man so formulieren, das sind so Waffen aus denen Lichter schießen. Ja und ich habe eine supercoole Frisur, so Rastastyle. Nur oben und auf der Seite meine echten Haare dann so ein Muster einrasiert, und die Augen ja – ich habe Kontaktlinsen drin und die sind ganz gelb, so wie das dem Charakter entspricht.“
Neben ihm steht Alexandra als Lux in militärisch-strengem Kriegerinnen-Gewand, Barett auf dem Kopf:
"Also für mich ist sicher das Optische ein sehr wichtiger Teil. Gut auszusehen und schöne Fotos zu haben, aber auch Leute zu treffen, die das kennen, da kommt man leicht ins Gespräch und auch die Anfertigung macht mir sehr viel Spaß."
Eine ganze Halle für die Fantasiefiguren
Weil der Andrang so groß ist, gibt es dieses Jahr zum ersten Mal die "Manga-Comic-Convention" – eine ganze Halle ist von der animierten Welt bevölkert: Hier tummeln sich die unterschiedlichsten Fantasiefiguren: Elfen, Sci-Fi-Krieger, Superhelden, Untote, Wiedererwachte, Monster und Prinzessinnen.
Jonas Baumann ist der Programmleiter der Manga-Sparte im Egmont-Verlag. Am dritten Tag der Messe ist ihm die Müdigkeit schon ein wenig ins Gesicht geschrieben, Begeisterung versprüht er inmitten der vielen Manga-Hefte trotzdem:
"Das ist jetzt der Versuch, der erste, und bisher sind wir sehr zufrieden: Die Halle ist voll geworden, also von den Ausstellern her, es gibt auch viele Selbstverlage hier, also Künstler, die im Eigenverlag produzieren, die ihre Bilder verkaufen hier. Es ist wirklich toll geworden und wir glauben, dass vor allem morgen, also am Samstag, da ist es traditionell immer am vollsten, dass die Halle da komplett gefüllt sein wird."
Mangas, Comics, Video- und Computerspiele, eine riesen Veranstaltungsbühne, Shops überladen mit Fanartikeln vom Plüschkaninchen bis zur Laserwaffe, Anime-Kino, japanisches Bogenschießen und Wetttanzen – die Fantasie-Welt materialisiert sich in einem gewaltigen Angebot.
Und an wen richtet sich das? – Jonas Baumann:
"Das sind schon Jugendliche, aber wir merken auch, dass die schon älter werden. Dass wir auch mehr und mehr Stoffe bringen, die dann empfohlen sind für junge Erwachsene und nicht nur wegen Brutalität oder Erotik, sondern wirklich der Anspruch der Geschichten wächst einfach. Also es reicht nicht mehr, einfach irgendwelche quietschigen, lustigen Actiongeschichten zu machen.“
Manga mit inhaltlichem Anspruch
Ein Beispiel für so eine Manga-Reihe mit inhaltlichem Anspruch finde ich in der Tsutomu-Ecke. Timo hat gerade einen Band entdeckt, den er noch nicht kennt und erzählt:
"Das ist ein japanischer Architekt, der nebenher auch noch Mangas zeichnet und der hat den markanten Stil, dass er sehr skizzenhaft zeichnet aber auch sehr kritisch in Bezug auf die Globalisierung seine ganzen Stories sind. Sie sind halt ziemlich hart im Realleben integriert und zeugen von Problemen mit Genexperimenten oder die Gesamtglobalisierung in Bezug von Mensch-Maschine. Dass die Maschinen immer autonomer werden und im Endeffekt die Menschen komplett verdrängen. Ist ziemlich interessant aber auch sehr deprimierend“.
Das ist die Manga Comic Convention glücklicherweise nicht: eher eine Spielwiese für bunte Vögel, Freaks und Schaulustige.
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