Literarisches Quartett ohne Biller

Der Bad Guy sagt "Good bye"

Maxim Biller, Schriftsteller
Maxim Billers Verdammungen erbosten Gastgeber Volker Weidermann sichtlich. © picture alliance/dpa/Karlheinz Schindler
Von Matthias Dell · 16.01.2017
Er wolle mehr schreiben, hat Maxim Biller verkündet – und verlasse daher "Das Literarische Quartett". Billers Abgang kann man als Eingeständnis dessen betrachten, was Kritiker schon lange monieren: Das neu aufgelegte TV-Format funktioniert nicht.
Es braucht nicht viel Fantasie, um die Begründung für den Abschied als Ausrede zu begreifen: Er habe beschlossen, wieder mehr zu schreiben, verlautbarte Maxim Biller. Was man öffentlich eben so sagt, wenn man vielleicht nicht sagen möchte, dass es hinter den Kulissen kracht. Denn dass das Verhältnis nicht zum Besten stand, dass die Stimmung gerade zwischen Gastgeber Volker Weidermann und dem als Bad Guy gecasteten Biller abgekühlt war, führten die letzten Sendungen vor; wenn Billers maßlose Verdammungen von Büchern den vor der Kamera noch immer unerfahrenen Weidermann sichtlich erbosten.
Das hat viele Gründe. So ist die Sendung zu kurz, was den Austausch über Bücher hektisch und atemlos macht. Das "Literarische Quartett" ist aber auch falsch besetzt: Dem unsicheren Weidermann mangelt es an der Klarheit und an der Autorität, die Marcel Reich-Ranicki einst hatte, die ihn zu einer Instanz haben werden lassen, die die Leute "Literaturpapst" nannten.

Literaturkritik als Schlammcatchen

Es fehlte aber nicht nur an einem Gegengewicht zu Biller, es fehlte Biller selbst an Format. Mit ihm versuchte jemand als Außenseiter zu erscheinen, der um seinen Platz im Betrieb weiß: Gleich in der ersten Sendung stellte Biller das Buch eines Autors vor, dessen englisches Original im Verlag seiner Schwester erschienen war. In seinen Urteilen über die Arbeit der Kollegen war der Autor schwer durchschaubar. Biller hantierte gerade nicht mit literaturkritischem Besteck, sondern genügte sich in launigen Ablehnungen und sentimentalen Schwärmereien.
Was an seinen Kritiken gern polemisch gewesen wäre, kam nicht selten rüpelhaft daher. Biller ging seine Mitdiskutanten, vor allem Christine Westermann, häufig persönlich an, er unterbrach sie, um selbst endlos zu schwadronieren. Man kann das unterhaltsam finden, wenn man Literaturkritik als Schlammcatchen goutiert.

Rückkehr zum geistreichen Gespräch über Bücher

In dieser, der jetzigen Form wäre das "Literarische Quartett" mit Billers Abgang am Ende. Es hätte aber auch noch die Chance, mit einer erweiterten personellen Erneuerung und mehr Zeit zu einem geistreichen Gespräch über Bücher zurückzufinden.
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