"Life in Stills"

Von Jörg Taszman · 15.08.2012
Eine rüstige alte Frau kämpft zusammen mit ihrem Enkel um den Erhalt ihres Fotogeschäfts in Tel Aviv. Dem Filmemacher Tamar Tal gelingt es in dieser wunderbar leichten Dokumentation, einen lebensbejahenden Film über die verbindende Kraft zwischen den Generationen zu schaffen.
An der Ecke der Allenbystraße und der Ben Yahuda Straße steht seit 1940 das älteste Fotogeschäft in Tel Aviv: The Photohouse. Mehr als eine Million Fotos werden dort aufbewahrt, die vor allem die Geschichte Israels und Tel Avivs dokumentieren. Geleitet wird es bis heute von Miriam Weissenstein, einer resoluten Dame, zusammen mit ihrem Mann, dem Fotografen Rudi Weissenstein, der den kleinen Laden gründete. Rudi Weissenstein war 1948 der einzige Fotograf des Landes, der bei der Unabhängigkeitserklärung Israels dabei sein durfte. Später fotografierte er alle bedeutenden Politiker des Landes. Von Ben Gurion und Golda Meir bis hin zu Jitzhak Rabin und Schimon Peres.

Nur der kleine Laden mitten im Geschäftsviertel der Stadt steht nicht unter Denkmalschutz und sollte 2010 abgerissen werden. Mit Ben, ihrem engagierten Enkel, kämpft die rüstige Dame gegen die Pläne der Städtebauer für das letzte "Photohouse" in Israel. Beim Kampf um ihren Laden will sie keine Kompromisse eingehen, obwohl die Stadt ihr ein neues Geschäft verspricht.

Dem Filmemachern Tamar Tal gelingt es in dieser so wunderbar leichten Dokumentation, einen lebensbejahenden Film zu schaffen, über die verbindende Kraft zwischen Enkeln und Großeltern, der auch eine Familientragödie integriert. Bens Mutter wurde vom eigenen Vater getötet, der sich daraufhin selber das Leben nahm. Nach Erfolgen beim Dokumentarfilmfestival in Leipzig und auf dem Jüdischen Filmfestival in Berlin und Potsdam wo der Film den begehrten Publikumspreis erhielt, kommt "Life in Stills" nun auch in die deutschen Kinos. Es lohnt sich.

Israel 2011; Regie: Tamar Tal; Mit: Miriam Weissenstein, Ben Peter Weissenstein; Länge: 58 Minuten