Lebenskünstler

"Liebenswerte Taugenichtse treffe ich unentwegt"

Der Frankfurter Schriftsteller Wilhelm Genazino
Der Frankfurter Schriftsteller Wilhelm Genazino im Jahr 2013. © dpa/ picture alliance / Horst Galuschka
Moderation: Joachim Scholl · 28.07.2014
Der Frankfurter Autor hat wieder einen sympathischen Taugenichts ins Rennen geschickt - bewährte Protagonisten auch seiner früheren Werke. Die Spezies des "Schluffis" hat es ihm angetan. Doch diesmal darf sein Held immerhin ein guter Liebhaber sein.
Reinhard, so heißt Genazinos Held in den 40ern, schlägt sich als promovierter Philosoph und hellsichtiger Lebenskünstler mit Übergangsjobs durch und kriegt zwar nicht viel auf die Reihe. Doch die Sache mit dem Sex funktioniert einwandfrei. Sein Nebenbuhler um die Gunst von Freundin Sonja, ein Finanzbeamter, hat das Nachsehen. Als Erklärung bietet Genazino augenzwinkernd an:
"Es ist, glaube ich, keine große Kunst, gegen einen Beamten Gewinner zu sein. Bei denen ist auch auf anderen Gebieten nicht so viel los."
Auf die Frage, warum es wieder ein liebenswerter Taugenichts sein musste, der im Zentrum seines neuen Romans steht, sagte Genazino, der 2004 mit dem Georg-Büchner-Preis ausgezeichnet wurde:
"Den treffe ich eigentlich unentwegt. Die soziale Welt, in der ich lebe, in der wir alle leben, da sind ja immer mal wieder solche Prekariatsfälle. Die verhüllen sich auch nicht, sondern reden darüber - was ich auch gut finde. Und sie sind ja inzwischen auch keine Minderheit mehr."
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