Lastesel, Müllschlucker, Mondfahrzeug

Von Dirk Lorenzen · 15.06.2013
Der europäische Raumtransporter hat Anfang Juni die Erde verlassen. Seine Mission: Nachschub zur ISS zu bringen und den Müll abzuholen. Diese Transporte sind Europas Beitrag zu den Betriebskosten der ISS - denn in der Raumfahrt blüht der Tauschhandel.
Zum vierten Mal bringt Europas Raumtransporter ATV Nachschub zur Internationalen Raumstation. Seit dem perfekten Start mit einer Ariane-5-Rakete am 5. Juni kreist die unbemannte Kapsel um die Erde. Sonnabend um 15.46 Uhr soll der Transporter – das derzeit modernste Raumschiff weltweit – vollautomatisch an die Module in der Umlaufbahn andocken.

An Bord befinden sich fast neun Tonnen Fracht für die ISS: Treibstoff, Frischluft, Wasser, Werkzeug, Ersatzteile, Experimentieranlagen für Europas Raumlabor Columbus, ein Mikroskop, Post und Kleidung für die Astronauten, Nahrungsmittel etc.

Seit dem Ende der US-amerikanischen Raumfähren ist Europas ATV der größte Transporter für die Versorgung der Raumstation. In ein ATV passt dreimal mehr Fracht als in die russischen Progress-Kapseln und doppelt so viel wie in die Dragon-Raumschiffe der USA. Diese Transporte sind Europas Beitrag zu den Betriebskosten der ISS.

In der internationalen Raumfahrt blüht der Tauschhandel: Die Partner überweisen sich in der Regel kein Geld, sondern stellen verschiedene Dienstleistungen zur Verfügung. Motto: Nimmst Du meine Astronauten mit nach oben, bringe ich Deine Fracht in die Umlaufbahn. Das Transportraumschiff – etwa so groß wie ein Doppeldeckerbus – bleibt bis Oktober Teil der Station und wird bis dahin regelmäßig die Bahnhöhe der ISS um einige Kilometer anheben. Dann belädt die Besatzung den ATV mit allem Müll der ISS, die Kapsel koppelt ab und verglüht in der Atmosphäre.

Der fünfte und letzte Flug eines ATV-Transporters ist für den Sommer 2014 vorgesehen. Mehr Versorgungsflüge zur ISS sind bisher nicht geplant. Europas Weltraumorganisation ESA entwickelt dann auf Basis der ATV-Technologie das Service-Modul für das neue Orion-Raumschiff der NASA.

Im Service-Modul befinden sich Triebwerke, Steuerdüsen, Tanks, Computer, Versorgungseinrichtungen etc. Zum ersten Mal bestellt die NASA unverzichtbare Komponenten für ein bemanntes Raumschiff im Ausland. Orion soll 2017 zu einem unbemannten Testflug Richtung Mond starten.