"Lachsfischen im Jemen"

Gesehen von Hannelore Heider · 16.05.2012
Ein Scheich mit scheinbar unendlichen finanziellen Möglichkeiten möchte seinen Traum wahr machen: Er möchte Lachse ansiedeln in seiner Heimat Jemen. Helfen soll ihm dabei der Experte für Lachszucht, Dr. Alfred Jones. Regisseur Lasse Hallström liefert hier perfektes Wohlfühl-Kino mit exzellenter Besetzung.
Lachse fischen im Wüstenstaat Jemen - die Idee ist so abstrus und als Kinogeschichte so herrlich - darauf muss man erst einmal kommen!. Originelle Geschichten mit großen Gefühlen und, wenn es irgend geht, einem Quäntchen Humor sind die Spezialität des geborenen Schweden, der in Hollywood so erfolgreich wurde. "Chocolat" und "Gilbert Grape", die Romanverfilmungen "Schiffsmeldungen" und "Gottes Werk und Teufels Beitrag", die treue japanische Hundegeschichte "Hachiko" und zuletzt "Das Leuchten der Stille", ein echter Nicholas Sparks – Lasse Hallström dreht Filme auf hohem Mainstream-Niveau, aber eine richtige Komödie fehlt noch in der Erfolgsgeschichte.

So einfach geht es dann natürlich nicht ab, der Verleih bewirbt seinen neuesten Film als "romantisches comedy drama" und in der Tat ist von allem etwas drin. Scharfzüngiges britisches Polittheater zum Beispiel, denn die Pressesprecherin des Premierministers hat dieses verrückte Projekt eines jemenitischen Scheichs als Heilmittel auserkoren, ihren Chef aus dem Umfragetief zu holen. Das vom Scheich mit horrenden Geldmitteln ausgestattete und heiß ersehnte anglo-jemenitische Kooperationsprojekt würde endlich mal gute Presse bringen im nie enden wollenden Nahostkonflikt. Kristin Scott Thomas hat mit dieser Patricia Cornwell eine Paraderolle geschenkt bekommen.

Warum sich der Scheich nicht eine Fußballmannschaft zulegt, statt Flüsse und Lachse in die Wüste zu holen, fragen sich alle, nur diese Powerfrau nicht. Sie setzt alle Hebel in Bewegung, es zu realisieren. Dafür braucht sie 10.000 echte schottische Lachse und die muss man ja zwei Millionen britischen Anglern und damit Wählern vom Haken holen.

Ganz zu schweigen von der technischen Realisierbarkeit, mit der sich Dr. Jones (Ewan McGregor) herumzuplagen hat. Der Experte für Lachs-und Forellenzucht zöge das nicht mal in Erwägung, wäre sein Leben nicht gerade auf einem absoluten Tiefpunkt angekommen und das Abenteuer mit der wunderschönen Miss Harriet Chetwode-Talbot (Emily Blunt) nicht doch auch sehr verführerisch.

Mit schön trockenen Pointen, für die Simon Beaufoy, Drehbuchautor von "Slumdog Millionär" verantwortlich ist, und märchenhaften Bildern aus dem Wüstenstaat pendelt die romantische Komödie zwischen dem Polittheater in London, zarten Liebeshändeln zwischen dem Doktor und der Miss und einem weisen Märchenprinzen, der schon weiß, dass er Gott versucht mit seiner Stämme- und Völker verbindenden Wahnsinnsidee.

Ob die Lachse nach endlosem Flug in ihren Stahlcontainern nicht doch verlernt haben, flussaufwärts zum Laichen zu schwimmen, oder die verfehdeten Wüstenbewohner sie auch wirklich gemeinsam angeln wollen, ist bei allem Spaß sogar spannend. Es hätte den martialischen Show Down der letzten 20 Minuten wirklich nicht gebraucht, der fast die schöne Stimmung zerstört, die Hallströms Komödie über weite Strecken so bezaubernd gemacht hat.

Großbritannien 2011. Regie: Lasse Hallström. Mit: Ewan McGregor, Emily Blunt, Kristin Scott Thomas, Amr Waked, Rachael Stirling. Länge: 112 Minuten

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