Kurz und kritisch

22.03.2009
Reginald Grünenberg beschwört in seinem gleichnamigen Buch "das Ende der Bundesrepublik", so wie wir sie kennen, und hofft auf eine neue lebensfähige Demokratie. Ayaan Hirsi Ali wirbt mit "Adan und Eva" weiter für Aufklärung und Freiheit im Islam. Rudolf Kreis lässt in "Die Toten sind immer die Anderen" die Zeit des II. Weltkriegs und der Nachkriegszeit wieder auferstehen und vermittelt ein Bild einer verlorenen Generation.
Reginald Grünenberg: Das Ende der Bundesrepublik
Perlen Verlag, Berlin 2008

Alle reden von der Krise - aber ist das die richtige Bezeichnung für den aktuellen Zustand? Die Krise sei gar keine Krise, meint Reginald Grünenberg, sondern viel mehr: Das Ende des Projekts Bundesrepublik. Jedes neue milliardenschwere Rettungspaket sei ein Denkfehler. Schlimmer noch, es verhindere den nüchternen Blick auf die Wirklichkeit.

So wild die These klingen mag - der Autor macht sie plausibel. Schritt für Schritt untersucht er die Ursachen und entwirft eine dramatische Transformation. Dabei kann er sich auf Mängel berufen, wie wir sie alle schon lange und gut kennen: das Parteiensystem, das Wahlrecht, den Generationenvertrag. Er nennt die Todsünden der Bundesrepublik und skizziert die Schritte in eine neue lebensfähige Demokratie. Ein provokatives, manchmal verblüffend vernünftiges Buch.


Ayaan Hirsi Ali: Adan und Eva. Eine Begegnung mit dem Islam
Piper Verlag, München 2008

Die "schwarze Voltaire" hat man sie genannt, sie wurde von Islamisten mit dem Tode bedroht, floh von einem Land ins andere, auch ihre neue Heimat, die Niederlande, musste sie verlassen. Heute lebt Ayaan Hirsi Ali in New York und kämpft weiter gegen einen rückständigen Islam. Als Autorin feierte sie Erfolge, soeben ist ihr drittes Buch auf Deutsch erschienen - ein Kinderbuch.

Wieder wirbt sie für Aufklärung und Freiheit im Islam, für Verständnis zwischen den Religionen und Kulturen, aber diesmal bei den ganz jungen. Ihre kleine Geschichte von Adan und Eva zeigt exemplarisch und in schnörkelloser Sprache durch Dogmen gezogene Gräben und wie schwierig es für Kinder ist, sie zu überwinden. In einem Schlussessay beschwört die Autorin die Notwendigkeit der Selbstreflexion im Islam. Nur ein Buch für die Kleinen? Nein, eines, das sich ganz offensichtlich auch an die Großen richtet.


Rudolf Kreis: Die Toten sind immer die anderen. Spätes Erinnern an eine Jugend zwischen den Kriegen
Landtverlag, Berlin 2009

Oral History hat eine spezielle Qualität: sie funktioniert nur mit denen, die dabei waren. Je länger der Zweite Weltkrieg zurückliegt, desto seltener findet man noch Menschen aus jenen Tagen. Rudolf Kreis, Jahrgang 1926, begann erst vor wenigen Jahren mit seinen Aufzeichnungen. Herausgekommen sind mehr als 500 Seiten einer Lebenserzählung aus Deutschland, die es in sich hat.

Weil Kindheit und Jugend des Autors geprägt waren von Krieg, Kampf und Tod, stellt er dieses Erleben in den Vordergrund. Und beschreibt eine Zeit, als "Viel Chaos war in uns und ein selbstmörderischer Mut, der das Recht auf seiner Seite sah und es dann doch verspielte". Ein sehr privates Buch, und vielleicht gerade deshalb eines, das die versunkene Welt einer ganzen Generation und deren Geworfensein erstehen - und auch besser verstehen lässt.
Cover Reginald Grünenberg: "Das Ende der Bundesrepublik"
Cover Reginald Grünenberg: "Das Ende der Bundesrepublik"© Perlen Verlag
Cover Ayaan Hirsi Ali: "Adan und Eva. Eine Begegnung mit dem Islam"
Cover Ayaan Hirsi Ali: "Adan und Eva. Eine Begegnung mit dem Islam"© Piper Verlag
Cover Rudolf Kreis: "Die Toten sind immer die anderen. Spätes Erinnern an eine Jugend zwischen den Kriegen"
Cover Rudolf Kreis: "Die Toten sind immer die anderen. Spätes Erinnern an eine Jugend zwischen den Kriegen"© Landtverlag