Kulturpalast

Dresden bekommt neuen Konzertsaal

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Dresden bekommt neuen Konzertsaal © picture alliance / dpa / Sebastian Kahnert
Von Bastian Brandau  · 24.04.2017
Der 1969 eröffnete Dresdner Kulturpalast wurde in den vergangenen fünf Jahren für rund 100 Millionen Euro umgebaut. Herausgekommen ist ein Saal mit Parkett und zwei Rängen, angeordnet wie die Treppen eines Weinberges. Am 28. April wird wiedereröffnet.
"Fangen wir an? - Ja, meine Damen und Herren, auch ich darf Sie hier noch mal als zuständige Bürgermeisterin für Kultur willkommen heißen im Saal und es ist nicht irgendein Haus was wir hier festig stellen, was wir hier am Ende der Woche einweihen werden, sondern es ist etwas besonders."
Etwas besonders auch für sie persönlich, sagt Annekatrin Klepsch, Kulturbürgermeisterin von Dresden. Die Linkspolitikerin Klepsch steht vor der neuen Bühne des Konzertsaals im Dresdner Kulturpalast, hinter ihr die Pfeifen der silbernen Orgel. Wie praktisch jeder Dresdner verbindet sie das 1969 eröffnete Gebäude mit Konzerten, aber auch Auftritten von Jugendorchestern oder Jungpionieren.
Nach langer Diskussion hatte sich der Stadtrat vor einigen Jahren entschlossen, hier einen neuen Konzertsaal einzubauen: kleiner, aber hochwertiger. Am Freitag enden vier Jahre Umbauzeit: komplett entkernt der alte Festsaal, schmaler ist der neue geworden. Aber mit zahlreichen Anlehnungen an den alten Kulturpalast, sagt Architekt Stefan Schütz vom Büro Gerkan, Marg und Partner.
"Das sehen sie hier an den Sitzen in korallenrot. Sie finden die gleiche Farbe im Foyer wieder. Dort war sie übrigens auch in den textilen Belegen als das Haus eröffnet wurde 1969. Sie finden das in dieser Wandverkleidung in dieser Roteiche, in diesem warmen Holzten, den sie auch in den Foyers wiederentdecken. Wir haben versucht, altes und neues in eine ausgewogene Balance zu bringen."
Herausgekommen ist ein Saal mit Parkett und zwei Rängen, angeordnet wie die Treppen eines Weinberges. Auch hinter der Bühne können Zuschauer Platz nehmen. Die roten Sitze werden abgelöst von weißem Gips vor den Rängen, dazwischen der Holzton der Roteiche. Unter der weißen Decke können Element aus- und eingefahren werden, um sich so auf die Akustik unterschiedlicher Klangkörper einzustellen.

"Saal für den sogenannten Dresdner Klang"

Heimat wird dieser Saal aber für die Dresdner Philharmoniker:
"Der Saal ist konzipiert für eine Nachhallzeit, relativ hoch von 2,2 bis 2,4 Sekunden. Das heißt, wir haben von Anfang an die Forderung gehabt, einen Saal für den sogenannten Dresdner Klang zu schaffen. Das stand schon in der Archtitektenauslobung. Wir haben uns dem zusammen mit den Musikern und unseren Akustikplanern genähert. Wir haben verschiedene Konzertsäle in Europa besucht, um gemeinsam mit den Musikern eine Vorstellung zu entwickeln, wie dieser Saal klingen soll."
Wo momentan noch Sägen und Schleifmaschinen ihren Klang hinterlassen, sollen bald internationale Spitzenorchester angelockt werden, sagt Kulturbürgermeisterin Klepsch.
"Das ist ganz klares Ziel. Die erste Probe, die ich miterleben durfte, war sehr positiv. Die Musikerinnen und Musiker des Orchesters waren begeistert, der Chefdirigent auch, das ist für mich erstmal ausschlaggebend."

Denkmalgeschützte Fassade und Foyer-Elemente erhalten

Bleibt noch die Fragen nach den Nostalgikern des alten Kulturpalasts. Ihnen dürfte gefallen, wie nicht nur an der denkmalgeschützten Fassade, sondern auch im Foyer viele Elemente erhalten sind. Man geht Treppen an den Geländern herauf, die 1969 eingebaut wurden. Auch sollte ihnen die Orientierung leichtfallen, die Wege sind weitgehend gleich geblieben. Doch wird der neue Kulturpalast auch von den Kritikern des Umbaus angenommen werden?
"Das ist eine Frage, die mich seit meinem Amtsantritt vor eineinhalb Jahren sehr beschäftigt hat. Als gebürtige Dresdnerin sage ich auch ehrlich, mir hat das wehgetan, dass man sich für die Entkernung des Saales entschieden hat. Gleichwohl weiß ich als Kulturbürgermeisterin: Wir brauchen diesen neuen Konzertsaal für die Philharmonie und deswegen ist meine Botschaft von Anfang an: Versöhnen, statt spalten. Und ich glaube, es wird gelingen. Einfach, weil die Anfragen, die wir jetzt schon haben für den großen Saal so breit gefächert sind auch in der künstlerischen Vielfalt, nicht nur das Orchester, sondern auch Zirkus, Rock und Pop."
Und schließlich beherbergt der Kulturpalast auch noch die Kabarettbühne "Herkuleskeule" im Keller. Neue Räume der Stadtbibliothek schlingen sich in den oberen Stockwerken um den neuen Konzertsaal. Bücher und Zeitschriften sind schon einsortiert. Erstmals seit 1945 gibt es somit wieder eine Bibliothek an einem der zentralen Orte der Stadt, sagt Klepsch mit Blick auf den Altmarkt, einen der Versammlungsorte der immer noch stattfinden Pegida-Kundgebungen.
Mit dem Kulturpalast soll nun im nach wie vor gespaltenen Dresden eine neue Begegnungsstätte entstehen.
"Das ist glaube ich auch für die Selbstwahrnehmung einer Stadtgesellschaft, auch für die Debatten, die sie mit sich führt, ein nicht zu unterschätzender Faktor."
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