Katholische Kirche

Das größte Kirchbauprojekt in Ostdeutschland

Rohbau der neuen Leipziger Probsteikirche am 05.11.2013 in Leipzig, im Hintergrund das Bundesverwaltungsgericht.
Probsteikirche Leipzig © picture alliance / ZB / Jan Woitas
Von Nadine Lindner · 04.12.2013
Während vielerorts die Kirchen leer bleiben, wächst die katholische Gemeinde in Leipzig - und braucht deshalb eine neue Kirche.
Giele: "Das ist der Kirchenraum, wie er mal sein wird. Jetzt sind es zehn Meter oder so, aber der Kirchenraum wird auf zwanzig Meter anwachsen, das heißt, wir haben jetzt die Hälfte erreicht."
Einen kurzen Moment verharrt Priester Gregor Giele still im Lärm der Baustelle und blickt in den künftigen Kirchenraum. Bis jetzt erinnert noch nichts an einen Ort der Besinnung. Um ihn herum hämmern Arbeiter neue Gerüstteile zusammen, der gesamte Kirchenraum ist von Metallstelen ausgefüllt.
"Die Wände des Kirchinnenraums werden durch das Dach getragen, das ist wie eine Klammer. Und so lange das noch nicht drauf ist, müssen wir die Wände stützen."
Wer nicht weiß, dass Giele Priester ist, würde ihn mit seinem gelben Helm und der Outdoor-Jacke eher für einen Bauingenieur halten, wie er mit zielgerichteten Schritt über die Baustelle stapft. Die Grundsteinlegung war im April, gebaut wird voraussichtlich bis Ende des kommenden Jahres. Eigentlich ist er als Kaplan für die Gottesdienstplanung und Kindergruppen zuständig. Aber er betreut nun auch das größte Kirchenbauprojekt Ostdeutschlands.
Bei ihm steht der zweite Bauleiter, Peter Gaffron.
Gaffron: "Und dann gibt es noch oben eine vier Meter Attika drauf. Im Endeffekt werden wir 50 Meter hoch. Aber wir bleiben jede Menge unter dem neuen Rathaus, das ist ja alles so abgestimmt und genehmigt."
Mitten in der Diaspora
Eine neue katholische Kirche – mitten in Sachsen? Ist nicht eigentlich Leipzig freilich ist tiefe Diaspora? Nur vier Prozent der rund 500.000 Einwohner sind katholisch, nicht einmal jeder fünfte Leipziger bekennt sich überhaupt zu einer Religion.
Priester Gregor Giele muss ein bisschen seufzen bei der Frage – ja, auf die Frage hat er gewartet.
Giele: "Dafür gibt es mehrere Gründe. Der eigentliche bauliche Grund ist, dass unsere Kirche, obwohl sie erst 1982 eingeweiht wurde, solche baulichen Mängel hat, dass sie nicht in vertretbarem Umfang zu beheben ist. Und so hat die Gemeinde, in Rücksprache mit dem Bischof beschlossen, wir bauen neu."
Mit einem kleinen Augenzwinkern fügt er hinzu, ja, man wäre, anders als bei anderen kirchlichen Bauten, bis jetzt im Kostenrahmen geblieben.
Rund 15 Millionen Euro Baukosten sind veranschlagt. Etwa die Hälfte davon übernimmt das Bistum Dresden-Meißen. Für den Rest sammelt die Propsteigemeinde selbst Spenden. Bereits über fünf der benötigten sieben Millionen Euro sind inzwischen zusammengekommen, davon zwei Millionen Euro aus einer Kollekte in allen katholischen Gottesdiensten bundesweit.
Die Gemeinde wächst, jedes Jahr kommen 150 neue Gläubige hinzu, man brauche eine größere Kirche, sagt Giele. Mit dem neuen Standort, mitten in der Leipziger Innenstadt, direkt gegenüber vom Neuen Rathaus, kehrt die Propsteigemeinde zudem fast wieder an den Gründungsstandort aus dem Jahr 1710 zurück, der Ort, an dem die kleine Kapelle stand, liegt nur wenige Meter entfernt.
"So, wir kommen jetzt hier in die Kirche."
Charme eines Finanzamts
Wer die Kirche besucht, in der die Propstei-Gemeinde derzeit zu Hause ist, fühlt sich eher an ein Finanzamt, denn an Gotteshaus erinnert. Dunkelgrauer Steinfußboden, ockerfarbene Wände.
"Ja, es ist halt ein Zweckbau, ein funktionaler Bau."
Birgit Korbmacher führt durch die Kirche und das Gemeindezentrum in Gohlis, am nördlichen Rand der Innenstadt von Leipzig. Die 49-jährige Katholikin ist eigentlich gelernte Juristin und kümmert sich jetzt ehrenamtlich um den Neubau ihrer Gemeinde.
Korb: "Das ist der Untergrund, da können wir nichts machen, der ist feucht."
Eine Sanierung erscheint wegen des schlechten Baugrunds aussichtslos, beim Hochwasser im Juni standen die Keller schon wieder unter Wasser.
Jetzt freut sich die Gemeinde auf den Neubau, schon in der Adventszeit wollen sie den ersten Gottesdienst im Rohbau feiern, mit einer kleinen Andacht in der Tiefgarage.