"Irgendwann wird es zu einem historischen Erlebnis"

13.10.2010
Nach Einschätzung des Psychologen und Stressforschers Peter Walschburger ist die Rettungsaktion für die 33 chilenischen Bergleute hervorragend angelaufen.
Der Psychologieprofessor an der Freien Universität Berlin wies darauf hin, dass sich in der Gruppe der Eingeschlossenen schnell eine Struktur herausgebildet habe. Zugleich seien sie von der Oberfläche aus sehr gut medizinisch und psychologisch betreut worden. Auch die Angehörigen hätten "bisher nichts falsch" gemacht. Bislang sei alles "perfekt" gelaufen.

Walschburger betonte, die wahrscheinlich schwierigste Zeit für die Bergleute seien die ersten gut zwei Wochen gewesen, als noch kein Kontakt zur Erdoberfläche bestand. In dieser Zeit könnten zumindest einige aus der Gruppe schwer traumatisiert worden sein. Es sei zu erwarten, dass ein Teil der Geretteten nach einer gewissen Pause Probleme bekomme.

Denkbar sei, dass die Kumpel ein posttraumatisches Stresssyndrom entwickelten, bei dem sie von Schlafstörungen oder wiederkehrenden Erinnerungen gequält würden. Aber auch die anderen müssten das Erlebte allmählich - in Träumen und Gesprächen - verarbeiten, so Walschburger. "Dann wird es irgendwann zu einem historischen Erlebnis, das einen andererseits eben unglaublich prägt."

Für die Bergleute sei ihre Rettung wie eine "Wiedergeburt", die auch Auswirkungen auf das weitere Leben habe, erklärte der Psychologe. "Für die ist die Welt nicht mehr wie vorher." Auch diejenigen chilenischen Bergleute, die nicht traumatisiert wurden, "überlegen sich zum Beispiel, ob sie nicht ihr Leben total ändern wollen".


Das vollständige Gespräch mit Peter Walschburger können Sie bis zum 13.3.2011 als
[url=http://ondemand-mp3.dradio.de/file/dradio/2010/10/13/drk_20101013_1510_b77b848d.mp3
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