Interview mit Bloggerin Merve Kayikci

Konservative Muslimas tragen keinen Burkini

Die Studentin und Bloggerin Merve Kayikci
Die Studentin und Bloggerin Merve Kayikci © Privat
Moderation: Timo Grampes · 25.08.2016
Kaum ein Kleidungsstück wird hysterischer diskutiert als der Burkini. Die Bloggerin Merve Kayikci alias "Primamuslima" freut sich über das Kleidungsstück. So könne sie sich im Schwimmbad integrieren, statt sich isolieren zu müssen.
Ist der Burkini ein Symbol religiöser Unterdrückung oder einfach ein Stück Bademode, das wie jedes andere von seiner Trägerin frei gewählt werden sollte? Darüber streiten nicht nur die Franzosen, auch in Deutschland empören sich viele über die vermeintliche Unterdrückungssymbolik solcher Badekleidung.
Jeder hat dazu eine Meinung, aber die Frauen, die Burkini tragen, kommen in der Debatte wenig zu Wort. Merve Kayikci trägt Burkini, um da schwimmen zu können, wo es alle anderen auch tun. Unter dem Namen "Primamuslima" bloggt die Stuttgarter Studentin, die sich selbst als waschechte Baden-Württembergerin versteht, über Muslime in Deutschland, Kunst, Kultur und Feminismus. Im Gespräch mit Deutschlandradio Kultur hat sie erzählt, wie es sich anfühlt, im Burkini in ein deutsches Schwimmbad zu gehen: "Es ist kein großer Unterschied zum Alltag. Jemand, der mich im Alltag mit einem Kopftuch sieht und mich blöd anguckt oder blöd anmachen will, der macht das genauso im Schwimmbad auch."

Praktisches Argument: Ein Burkini saugt sich nicht voll

Sie trage einen Burkini, weil das Schwimmen mit Kopftuch unpraktisch sei und "das normale Kopftuch aus einem ganz normalen Stoff ist und sich mit Wasser aufsaugt".
Zwei Polizisten mit blauer Uniform stehen mit Rücken zur kamera am Strand von Cannes. Im Wasser sind Badende zu sehen, am Strand Urlauber in sommerlicher Kleidung.
Polizisten am Strand im französischen Badeort Cannes. Dort ist das Tragen von Ganzkörper-Badeanzügen verboten.© picture alliance /dpa /MAXPPP /Patrice Lapoirie
Der Ganzkörper-Badeanzug halte sie davon ab, sich isolieren zu müssen. Die Muslimin müsse dadurch nicht nach komplizierten Alternativen suchen, um Schwimmen zu gehen: "Das ist super für uns muslimische Frauen, weil wir jetzt auch schwimmen können, ohne dass wir extra an so abgegrenzte Frauenstrände in die Türkei oder nach Ägypten fliegen müssen - oder hoffen müssen, dass in unserer Stadt ein Schwimmbad einen Frauentag einführt."
Merve Kayikci begreift den Burkini als ein Kleidungsstück, das nicht trennt, sondern Integration ermöglicht. Mitnichten seien Burkini-Trägerinnen besonders konservativ - im Gegenteil: "Gerade die Frauen, die Burkini tragen und mit einem Burkini in Schwimmbäder oder an Strände gehen, sind die, die bereit sind, sich zu integrieren." Wer sehr konservativ sei, würde erst gar nicht in Deutschland ins Schwimmbad gehen.
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