Interventionen der USA

In jeder Epoche ein neuer Feind

Ein US-Kampfflugzeug startet von einer Militärbasis im türkischen Incirlik (Archivbild von 2012).
Ein US-Kampfflugzeug startet von einer Militärbasis im türkischen Incirlik (Archivbild von 2012). © ap / Jason Gamble
Von Ernst Rommeney · 21.03.2015
Länder destabilisiert, widerspenstige Politiker vertrieben, Handelsregeln und internationale Organisationen beeinflusst: Armin Wertz wirft den USA in "Die Weltbeherrscher" vor, mit Militär und Geheimdiensten stets dort massiv eingegriffen zu haben, wo ihre Interessen tangiert waren.
Dass es in Washington jemals eine Neigung zu einer Isolationspolitik gegeben habe, hält er für eine Legende. Seit 1798, so will er nachweisen, hätten die USA ihre Rolle als Weltbeherrscher eingeübt und ununterbrochen ausgeübt. Sein Manuskript beendete Armin Wertz im indonesischen Jakarta, im nicaraguanischen Managua habe er dazu die erste Idee gehabt.
Seit 35 Jahren ist er als Auslandskorrespondent auf allen Kontinenten unterwegs und dürfte daher mehrfach amerikanischer Außenpolitik und dem, was sie bewirkt, begegnet sein. So sind es denn auch eigene Recherchen, mit denen er eine schier endlos lange Liste militärischer Einsätze ergänzt und kommentiert hat. Eine Liste, die erstmals 1962 vom amerikanischen Außenministerium zusammengestellt und später zweimal vom Parlament, dem Kongress, erweitert und aktualisiert wurde. Eine eindrucksvolle Liste, die damit beginnt, wie die europäischen Siedler von der Ostküste aus das Land eroberten und den indianischen Stämmen wegnahmen, wie sie ihren Einfluss auf Mittel- und Südamerika ausdehnten, schließlich immer wieder in Afrika und Asien intervenierten.
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Westend-Verlag© Cover "Die Weltbeherrscher" von Armin Wertz
Umfassende Spähprogramme und Töten per Drohne
Nach frühen Konflikten mit Europas alten Kolonialmächten griffen die USA in den Ersten und Zweiten Weltkrieg ein. Danach erklären sie in jeder Epoche einem neuen Feind den Kampf, erst den Kommunisten, dann den Drogenbaronen, darauf den Terroristen, insbesondere den islamischen, und derzeit den elektronischen Kriegern aus dem weltweiten Netz.
Washingtoner Politik entsprach nicht immer den Erwartungen ausländischer Beobachter oder Verbündeter. Sie irrten aber, und das führt Armin Wertz anschaulich vor, so sie glaubten, amerikanische Außenpolitik würde den Rest der Welt nur einen Moment aus den Augen verlieren und sich vornehmlich um innenpolitische Belange kümmern.
Stets habe sie dort massiv eingegriffen, so sein Vorwurf, wo ihre Interessen tangiert waren, Länder destabilisiert, widerspenstige Politiker vertrieben, Handelsregeln und internationale Organisationen beeinflusst. Und sie habe dies wahlweise mit diplomatischem Druck, begehrten Finanzhilfen oder militärischen Mitteln getan - heute zu Hightech-Zeiten beispielsweise mit einem umfassenden Spähprogramm und dem gezielten Töten per Drohne.

Armin Wertz: Die Weltbeherrscher - Militärische und geheimdienstliche Operationen der USA
Westend-Verlag Frankfurt 2015
320 Seiten, 22,99 Euro - auch als ebook

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