Integration

Mit Kopftuch unterrichten

Kopftuchverbot bei Lehrerinnen darf der Staat nicht grundsätzlich verbieten.
Kopftuchverbot bei Lehrerinnen darf der Staat nicht grundsätzlich verbieten. © picture alliance / dpa / Uli Deck
Von Ita Niehaus · 11.12.2015
Zahlreiche Schulen in Deutschland stehen zur Zeit vor einer großen Herausforderung: Wie kann es gelingen, die zahlreichen Flüchtlingskinder am besten zu integrieren? Die Bundesländer gehen hier ganz unterschiedliche Wege - ein Blick auf Bremen und Niedersachsen.
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Auf einer Fachtagung des Landesfrauenrates Niedersachsen, eines Zusammenschlusses von mehr als 60 Frauenorganisationen und – verbänden, in Goslar. Das Thema: das Kopf- tuchurteil des Bundesverfassungsgerichts und seine Folgen. Die Meinungen gehen da immer noch weit auseinander.
"Was ist jetzt in der Schule mit den Mädchen, die sich jetzt so ein bisschen liberaler entwickeln? Kommen diese Mädchen nicht in Gewissenskonflikte, wenn da plötzlich eine Muslima vor ihnen steht, die sagt, es gehört zu meiner Religion, ich trage ein Kopftuch?
"Aber man kann es auch genau andersrum sehen. Also ein Mädchen, das eine Lehrerin mit Kopftuch sieht, weiß, ich kann alles erreichen, werde nicht ausgegrenzt…"

Eine engagierte Diskussion, manchmal kochen die Emotionen hoch. Es sind auch einige muslimische Frauen gekommen. Nicht jedoch die Frauen, um die es geht.
"Wir hatten auch eine Frau mit Kopftuch eingeladen, die ist kurzfristig krank geworden. Das ist auch zu wenig, finde ich auch. Wir müssen noch stärker mit einbeziehen, das hat gefehlt",
sagt Cornelia Klaus, die Vorsitzende des Landesfrauenrates Niedersachsen. Seit Anfang September können auch in Niedersachsen Lehrerinnen mit Kopftuch unterrichten. Bereits etwas länger, seit Anfang März, ist das in Bremen erlaubt. Wie viele Lehrerinnen es inzwischen gibt, die das umstrittene Stück Stoff tragen, dazu liegen keine Zahlen vor. Es sollen jedoch nur sehr wenige sein. Eine von ihnen ist Samira. 26 Jahre, in Jeans und mit grünen Kopftuch passend zu ihren Augen.
"Ich war dort, um die Verbeamtungs-Urkunde abzuholen. Und so ganz locker sagte der Oberschulrat, ach ja, sie profitieren dann jetzt wohl von dem neuen Urteilsspruch. Und ich sag, ja. Und er sagt, ja, schön. Ganz normal."
Als Samira anfing, Deutsch und Religion auf Lehramt zu studieren, waren die Berufsaussichten schlecht. Das hielt sie aber nicht davon ab, am Ende ihres Studiums zum Islam zu konvertieren. Nun ist Samira eine der ersten muslimischen Lehrerinnen mit Kopftuch, die im Bundesland Bremen verbeamtet wurden. Die Hoffnung hatte sie zwar nie aufgegeben, in ihrem Beruf auch einmal arbeiten zu können, das Urteil des Bundesverfassungsgerichts kam dann aber doch überraschend.
"Ich hatte meine Lehrproben. Da haben mich die Prüfer noch hinterher gefragt, wie geht es jetzt weiter? Und das ist ja so schade, dass wir sie hier verlieren als Lehrerin. Dann der Gesetzspruch und es war schnell klar, es spricht auch nix mehr dagegen mit dem Verbeamten."
Die junge Muslima unterrichtet in einer Grundschule in einem multikulturellen Stadtteil. Dort hat sie auch ihr Referendariat gemacht. Ob Kollegen, Schulleiter, Eltern oder Schüler – von Anfang an sei man ihr sehr offen begegnet.
"Die Kinder sind erst einmal neugierig. Wollen dann wissen, welche Haarfarbe man hat. Das ist keine große Sache, das ist kurz, ach, und wieso hast du das an… Wenn man dann darüber spricht, über die Religion oder die persönlichen Gründe, dann ist das auch in Ordnung. Und damit ist die Sache dann vom Tisch."
Viele wollen nicht nur auf das Kopftuch reduziert werden
Es ist nicht einfach, mit muslimischen Lehrerinnen wie Samira in Kontakt zu kommen. Dabei haben die meisten von ihnen überwiegend gute Erfahrungen gemacht. Auch die 28 Jahre alte Zahra. Aber auch sie möchte ihren richtigen Namen nicht nennen. Und auch nicht den Namen der Schule, an der sie gerade erfolgreich ihr Referendariat abgeschlossen hat.
"Man möchte nicht auffallen, man möchte ganz normal wie alle anderen Lehrer auch arbeiten. Wir sind nicht muslimische Lehrerinnen, wir sind Lehrerinnen. Andere Lehrer sind auch nicht atheistische Lehrer oder christliche Lehrer, sondern einfach Lehrer. Denn dann wäre es lächerlich, das zu erwähnen. Warum dann bei uns?"
Viele der jungen Frauen sind es auch leid, ständig auf das Kopftuch reduziert zu werden. Sie stehen den Medien eher skeptisch gegenüber und sind vorsichtig. Hinzukommt:
"Wenn man da neu ist, man weiß, die Schulleiter haben viel Arbeit. Und dann möchte man nicht kommen und sagen, da möchte jemand wegen mir ein Interview führen. Hast Du Zeit? Natürlich ist es ein wichtiges Thema. Aber man ist da so ein bisschen egoistisch schon fast, weil man das nicht aufs Spiel setzen möchte, was man da hat. Wenn man eine Festanstellung hat, ist das Risiko nicht mehr da, dass man entlassen wird. Aber trotzdem, dass es ein schönes Klima sein soll."
Die selbstbewusste Muslima weiß, was sie will. Und sie überlegt sich jedes Wort ganz genau, bevor sie es sagt. Als kleines Mädchen kam Zahra nach Deutschland. Die Eltern flüchteten mit ihr aus dem Kosovo. Als erste in der Familie hat sie studiert. Germanistik und Religionspädagogik.
"Ich hatte immer gute Lehrer und guten Unterricht. Ich habe gemerkt, das hat mein Weltbild verändert. Wenn wir Literaturunterricht gemacht haben z.B. Und ich wollte auch, dass ich Kinder und Jugendliche dazu bringe, über bestimmte Dinge nachzudenken, sie zu hinter fragen."
Besonders religiös ist Zahra nicht aufgewachsen. Als Jugendliche setzte sie sich mit dem Islam auseinander. Und irgendwann war klar: Das Kopftuch ist für sie Ausdruck ihres Glaubens.
"Ich habe jetzt nicht irgendeinen Koranvers gelesen und gedacht, das muss jetzt sein. Ich habe einfach so den Wunsch verspürt, das zu machen. Ich fand das schön. Ich habe mich dabei wohl gefühlt. Dann habe ich angefangen, nach dem 3. Semester das Kopftuch zu tragen. Und ich muss sagen, es war nicht einfach."
Die Blicke auf der Straße veränderten sich. Seitdem fühlt sich Zahra oft durch die, wie sie es nennt, "Religionsbrille" gesehen. Im Referendariat lief alles gut, sie wurde akzeptiert im Kollegium. Auch wenn manchmal Sprüche kamen, die eigentlich witzig gemeint waren. Über ein Selbstmordattentat im Klassenzimmer etwa.
"Wenn Schüler nicht auf dich hören, dann kannst du dir ja so einen Gürtel ummachen, dann hören die auf dich. Klar, was die damit meinten. Erst mal war ich so ein bisschen eingeschüchtert. Weil das waren Lehrer und ich war nur Referendarin. Und da dachte ich mir, warum? Da habe ich diesen Lehrer gefragt, was meinen Sie damit? Und sobald man Menschen darauf anspricht, kommt dann auch nichts mehr."
Was sich geändert hat, seitdem das Bundesverfassungsgericht das pauschale Kopftuchverbot gekippt hat? Außer der Berufsperspektive – nicht viel, sagt Zahra. Nur die Haltung, mit der sie seitdem in die Schule geht.
"Man wird selbstbewusster, man hat das Recht hinter sich und denkt sich, ich werde nicht mehr als Kriminelle gesehen. Weil vorher, man hatte das Gefühl, ok, ich bin jetzt im Referendariat. Aber danach ist es verboten und ich bin irgendwie eine Gefahr für die Kinder. Und warum? Weil ich ein Kopftuch trage. Und das fand ich ganz schlimm."
Während des Studiums etwa, als sie Praktika machte, wollten einige Lehrer nicht, dass sie bei ihnen hospitiert.
"Ein Argument war, man würde die Schüler beeinflussen. Und die Schüler würden das auch nicht gutheißen. Da habe ich mich gefragt, was denken die überhaupt darüber? Und habe die befragt."
Für ihre Abschlussarbeit. Anonym. Im Rahmen einer Evaluation des Unterrichts. Auch in ihrer Masterarbeit ging es um das Kopftuchverbot. Eine Kollegin ließ 60 Schüler der 11. Klasse anonym einen Aufsatz dazu schreiben. Das Ergebnis war ähnlich wie schon bei ihrer Abschlussarbeit: Die große Mehrheit der Schüler war gegen das Kopftuchverbot.
"Die Schüler haben gesagt, die Religion der Lehrer ist Privatsache. Aber gleichzeitig gesagt, dass das Kopftuch der Lehrerin völlig in Ordnung ist. Sie spricht ja nicht darüber, wenn wir im Unterricht sind. Neutralität ist in ihrem Verhalten zu sehen und nicht in ihrer Äußerlichkeit. Und das erkennen die Schüler sehr gut."
"Ich bin eine selbstbestimmte muslimische Frau"
Wieder zurück nach Goslar. Zur Fachtagung des Landesfrauenrates Niedersachsen.
"Wenn wir eine Frauenbewegung sind, warum unterstützen wir nicht die Frauen, die ein Kopftuch tragen aus Überzeugung – ob im Schulleben oder woanders? Das mögen Sie anders sehen, ich bin eine junge selbstbestimmte muslimische Frau. Sehen Sie so, dass ich eine bin?
"Ja..."

Nazli Bayrak, stellvortretende Vorsitzende des muslimischen DITIB Landesfrauenverbandes Niedersachsen-Bremen und Integrationsbeauftragte beim Landkreis Nienburg, sitzt gemeinsam mit den anderen Diskussionsteilnehmern auf der Bühne. Plötzlich zieht die Muslima ihren roten Seidenschal um den Kopf und verhüllt ihr Haar.
"Bin ich jetzt eine andere? Bin ich jetzt eine… unbestimmt, oder was bin ich jetzt?"
"Nein..."
Das kleine Stück Stoff – für viele ist das immer noch eine Provokation. Die Mehrheit der Deutschen jedoch sieht das gelassen. Mehr als jeder zweite Deutsche findet, nach aktuellen Untersuchungen, Lehrerinnen mit Kopftuch unproblematisch. Interessant dabei: Jugendliche und jüngere Erwachsene sind offener als die Älteren. An den Schulen scheint das zurzeit kein Thema zu sein. Die Unterrichtsversorgung, Inklusion oder die Integration von Flüchtlingskindern spielen eine große Rolle, sagt Stefan Bredehöft, der Vorsitzende des Landeselternrates Niedersachsen.
"Natürlich wird darüber diskutiert, aber grundsätzlich geht es eher um die Fachlichkeit. Und was ich gehört habe, ist nichts in Frage gestellt worden, was die Fachlichkeit angeht."
Eine kopftuchtragende Lehrerin kann jetzt nur noch dann abgelehnt werden, wenn, so Sebastian Schumacher, Sprecher des Niedersächsischen Kultusministeriums, eine, Zitat – "hinreichend konkrete Gefahr" für den Schulfrieden oder die staatliche Neutralität besteht. Also eine Lehrerin etwa Druck auf ihre Schüler ausüben würde. Das war bisher jedoch weder im Bundesland Bremen noch in Niedersachsen der Fall.
"Gesetzt den unwahrscheinlichen Fall, dass es zu Problemen käme, muss man sich jeden Einzelfall anschauen, anders ist das nicht möglich. In jedem Einzelfall würde die Landesschulbehörde und auch das Kultusministerium mit Rat und Tat zur Seite stehen."
Berufsverbände wie der Philologenverband sind nach wie vor gegen das Kopftuch im Unterricht. Vor kurzem beschloss auch die GEW Niedersachsen, nach erneuten Debatten, sich wieder für das Kopftuchverbot zu engagieren. Obwohl es auch bei der GEW bisher keine Beschwerden von Schulleitern oder Lehrern gab.
"Wir sagen ja nicht, dass wir nicht tolerant sind denjenigen gegenüber, die das Kopftuch tragen möchten. Wir möchten nur in einer öffentlichen Institution, wie Schule es ist, keine religiöse Bekundung im Sinne des Kopftuchs haben. Wir wollen eine strikte Trennung von Religion und Staat."
Wencke Hlynsdottir, vom Referat für Frauenpolitik der GEW Niedersachsen, kann aber nachvollziehen, dass sich Musliminnen wünschen, auch mit Kopftuch als Lehrerinnen arbeiten zu können.
"Es ist die Frage, ob dieser Wunsch so schwer wiegt, dass sie ihre Religionsfreiheit, die sie natürlich ausüben dürfen und sollen, höher stellen, als eventuell die Möglichkeit, nicht arbeiten zu können. Wir werden als GEW diese Kolleginnen und Kollegen, wenn es Probleme gibt, schwer vertreten können. Wenn wir uns für ein Kopftuchverbot an Schulen einsetzen."
Die Vielfalt der Gesellschaft in Osnabrück
Schulalltag mit Kopftuch, Kippa und Kruzifix – in der bundesweit einmaligen Drei-Religionen-Grundschule in Osnabrück. Das ist seit mehr als drei Jahren ganz normal. Denn die Vielfalt der Gesellschaft soll sich hier auch in religiöser Hinsicht spiegeln. Trägerin ist die Schulstiftung des Bistums. Von Anfang an mit dabei: Annett Abdel-Rahman.
Im November 2001, kurz nach 9/11, begann die engagierte Pädagogin ihr Referendariat. Es war nicht einfach, Arbeit zu finden. Annett Abdel-Rahman hat sich Nischen gesucht und sich weiterqualifiziert. Heute seien die Fronten nicht mehr ganz so verhärtet, und es gebe unter anderem auch NeLe, ein deutschlandweites Netzwerk für angehende muslimische Lehrerinnen und Lehrer. Doch die Religionspädagogin glaubt trotzdem nicht, dass es Berufsanfängerinnen heute leichter haben.
Annett Abdel-Rahman:"Ich würde es ihnen von Herzen wünschen. Aber sie müssen sich schon in vielen Bereichen rechtfertigen oder erklären oder auch mit bestimmten Zuschreibungen leben. Man ist mit Kopftuch sichtbarer als andere."
"Was ich mitbekomme, dass diese Frauen so viel Qualifikation aufbringen müssen, um an den Punkt gelangt zu sein, wo sie jetzt sind. Viel mehr als nicht Kopftuch tragenden Frauen. Weil es immer darum geht, man ist trotzdem gut, sag ich mal in Anführungsstrichen."
Mit oder ohne Kopftuch – Schulleiterin Birgit Jöring ist das egal.
"Das ist wirklich das Grundproblem, dass man alle Frauen automatisch über einen Kamm schert. Sobald jemand Kopftuch trägt, ist er schwer religiös und lebt ein bestimmtes Leben, unterwirft sich bestimmten Traditionen. Das ist sehr kurz gedacht. Ich finde, gerade in der aufgeklärten Welt von heute muss man dringend zu mehr Offenheit und Toleranz kommen."
Wie also sollten Schulen am besten damit umgehen, wenn die neue Kollegin mit Kopftuch vor der Klasse steht?
"Dass man es selbstverständlich handhabt. Dass man sie eben wie alle anderen Kollegen behandelt. Und nicht besonders hervor hebt, dass diese Frau in dem Moment ein Kopftuch trägt, sondern lieber betont, was für eine Studienlaufbahn sie hinter sich hat."
Mehrheit der Studenten ist weiblich und trägt Tuch
Im Institut für Islamische Theologie in Osnabrück. Hier werden die künftigen Lehrer für Islamunterricht ausgebildet. Die große Mehrheit der Studenten ist weiblich und trägt Tuch. Bis vor kurzem machte sich Institutsleiter Bülent Ucar noch Sorgen, dass es zu wenig Islamlehrerinnen geben könnte. Wegen der schlechten Berufsaussichten. Das Urteil des Bundesverfassungsgerichts hat nun eine Trendwende eingeleitet.
"Das hat sich auch schon ausgewirkt auf die Studentinnen und die Zahl der Studierenden im Bereich des Lehramts. Worüber wir sehr glücklich sind. Das hat sich mehr als verdoppelt."
Auch die 21 Jahre Efdal Nur Kaya studierte nach dem Abitur erst einmal Islamische Theologie. Nun hat sie gewechselt auf Lehramt. Für die überzeugte Hannoveranerin hat das Urteil eine ganz besondere Bedeutung. In vielerlei Hinsicht.
Ich kam mir das erste Mal in Deutschland wirklich frei vor. Also, es ist mein Land, ich sehe mich als Deutsche. Das war so wie ein Licht, das mir gesagt hat, jetzt kannst du deinen Traum ausleben. Jetzt ist es egal, was du auf deinen Kopf hast, welche Religion, du kannst unterrichten."
In einigen Jahren wird Efdal Nur Kaya anfangen, als Lehrerin zu arbeiten. Sie schaut mit gemischten Gefühlen in die Zukunft.
"Leider wegen ISIS. Es gibt so viele Menschen, die das trennen können. Andere, die sagen, die Muslime, die in Deutschland leben, das ist gleichfalls ISIS. Deswegen jetzt erst recht kein Kopftuch an der Schule. Davor habe ich natürlich Angst, dass man vielleicht denkt, dass die Lehrer Schüler beeinflussen, irgendwelche Selbstmordattentäter zu werden. Ich selber habe Angst davor. Das ist meine Motivation, indem ich bei interreligiösen Dialogen versuche, den Leuten zu vermitteln, dass ISIS eigentlich mit uns nichts zu tun hat."
Die Anzahl der Lehrerinnen mit Kopftuch wird langsam steigen. Bülent Ucar geht davon aus, dass es schon vereinzelt zu Konflikten an Schulen kommen kann. Mit großen Problemen rechnet er aber nicht. Zahlreiche Länder wie Schweden oder Großbritannien haben bereits Erfahrungen gesammelt mit Frauen, die in ihrem Beruf als Lehrerin, Ärztin oder Polizistin nicht auf das religiöse Symbol verzichten möchten. Es gebe zwar noch keine Studien, eines aber werde deutlich:
"Im Großen und Ganzen sorgt diese Situation für eine Pluralität, eine grundsätzlich tolerante Haltung insgesamt. Im Klassenraum und auch im Berufsleben."
Bei allen unterschiedlichen Auffassungen, die auch bei der Tagung in Goslar erkennbar waren – Cornelia Klaus, Vorsitzende des Landesfrauenrates Niedersachsen, und Nazli Bayrak, die stellvortretende Vorsitzende des DITIB Landesfrauenverbandes Niedersachsen/ Bremen, ziehen eine positive Bilanz.
Cornelia Klaus: "Ich habe Bereitschaft gespürt bei deutschen Frauen mit deutschen Vorurteilen, muslimisch en Frauen zuzuhören. Ich habe mitgenommen, dass es muslimische Frauen gibt, die ganz kontrovers das Thema diskutieren. Und dass es ein Stück Solidarität ist, dass wir das auch wollen."
Nazli Bayrak: "Offen sein. Deshalb finde ich die Veranstaltung einen sehr guten Anfang. Das zeigt mir, die Offenheit ist da."
Mit gutem Beispiel voran geht eine Initiative in Bremen. Dort gründeten unter anderem Studentinnen und Referendarinnen die Arbeitsgruppe "Mit Kopftuch im Lehramt." Sie tauschen sich aus. Mit Vertretern der Bildungsbehörde zum Beispiel, mit Wissenschaftlern oder Schulleitern. Und sie gehen an die Öffentlichkeit. Auch Zahra ist Mitglied in der Arbeitsgruppe.
"Ich denke, das ist der Weg. Dass man jetzt nicht auf Konfrontation geht und Leuten etwas vorwirft, dass sie dies und das falsch machen, sondern dass man sich kennenlernt. Spätestens dann hoffe ich, dass die Ängste abgebaut werden. Und die Schulleiter sich dem Thema nähern, die Frauen einstellen und da auch eine Ressource drin sehen."
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