Hörbuch "Iris" von Sven Hüsken

Spannendes Hör-Kino aus der Raumstation

Ein überarbeitetes Bild des Mondes Europa, der den Jupiter umkreist. Aufgenommen von der NASA-Raumsonde "Galileo" Ende der 90er-Jahre.
Ein Bild des Mondes Europa, der den Jupiter umkreist. Aufgenommen von der NASA-Raumsonde "Galileo". © picture alliance / dpa / EPA / NASA/JPL
Von Elmar Krämer · 13.06.2016
Im Hörspiel "Iris" landet der Hörer an Bord einer Raumstation im Orbit des Jupitermondes Europa. Hier hat Dr. Iris Ashton gerade eine sensationelle Entdeckung gemacht. "Alien" stand bei dieser Geschichte Pate.
Guten Morgen Comander. Morgen. Guten Morgen.
Schon in den ersten Sekunden ist klar: "Iris" spielt im All. Genauer: in einer Raumstation im Orbit des Jupitermondes "Europa". In einer Welt, die nur durch viel technischen Aufwand für den Menschen nutzbar gemacht wurde.

Auf diesem Datenträger ist eine Liste mit ein paar Rohstoffen, die wir dringend brauchen. Bitte senden Sie das an die Kolonialbehörde.
Das tut mir leid, Sir, momentan ist das nicht möglich, aber ein Technikerteam versucht bereits, den Fehler zu lokalisieren.
Keine Kommunikation mit der Erde! In bester Science-Fiction-Tradition ist das natürlich nur der Anfang.
Denn Dr. Iris Ashton, Hauptprotagonistin dieses unglaublich intensiven Hör-Kinos und Laborchefin der Raumstation, hat zusammen mit ihrem Team aus dem Salzwasser des Mondes "Europa" ein Mineral isoliert, das unglaubliche Wirkung auf das Wachstum von Pflanzen hat.
Aber das ist nicht die eigentliche Sensation – wir haben neben diesem Mineral auch vereinzelte Zellen aus dem Europameer gewonnen – organische Zellen. Wie bitte?
Organische Zellen, also außerirdische Lebensformen, die anfangs nun im Labor vor sich hinwachsen, doch schon bald zum Schrecken der gesamten Raumstation mutieren: Sehen Sie doch seine Haut. Zurück! Vorsicht!

Science-Fiction-Film "Alien" stand Pate

"Alien", einer der wohl besten aller Science-Fiction-Filme, lässt grüßen. Bis ins Detail. Auch der Bordcomputer eines zur Hilfe eilenden Raumfahrers verweist auf diesen Film: "Paps" heißt er hier– im Film Alien "Mutter".

Aufwecksequenz abgeschlossen. Guten Tag Hatchensen – wie fühlen sie sich? Vielen Dank der Nachfrage Paps, beschissen. Das tut mir leid, Sir. Kein künstliches Mitgefühl bitte…
Spannend, dicht, angsteinflößend – IRIS ist beste Grusel- Unterhaltung. Und dazu so aufwendig produziert, dass man beim Hören mittendrin scheint im Geschehen. Nichts für schwache Nerven also.
Anders als bei vielen anderen Produktionen musste die Vorlage für dieses Science-Fiction-Hörspiel nicht gekürzt, sondern sogar erweitert werden: Marc Schülert – er ist neben dem Skript auch für Regie, Schnitt und Sounddesign verantwortlich - fügte der Kurzgeschichte "Im Auge des Jupiters" von Sven I. Hüsken noch die Beziehungsproblematik der zwei Hauptfiguren hinzu. Iris und der Kapitän des Raumfrachters waren ein Liebespaar.
(Klavier dezent im Hintergrund) Wie heißt dieser Frachter? Oshimakuru, warum fragen Sie, stimmt etwas nicht? Nein, nein, nichts weiter, alles in Ordnung.
Und klar: Aus Liebe wagt der Frachter- Kapitän dann auch einen gefährlichen Rettungsversuch.
Und, kommt was oben an? Bestätige, die Filteranlage funktioniert – (Stimme verändert sich) - endlich wieder Nahrung.
Trotz so mancher Klischees – "Iris" ist keine schnell auf den Markt geworfene Weltraumhorrorgeschichte, sondern ein grandios gut gemachtes Hörspiel des kleinen aber feinen Labels Ohrenkneifer aus Fulda. Hervorragende Sprecherinnen und Sprecher, die kunstvolle Mischung aus Effekten, Atmosphären und Musik lassen ein bedrückendes und plastisches Szenario entstehen, dem man sich nur schwer entziehen kann. Unglaublich spannend. Und dass bis zum Schluss.

Sven Hüsken: Iris
Gesprochen von Marc Schülert, Detlef Tams, Dirk Hardegen, Alianne Diehl, Clemens Gerhard, Christiane Marx, Horst Kurth, Oliver Kube und Christian Stark
Ohrenkneifer Verlag, Fulda 2016, 8 Euro

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