Historiker plädiert für Umbenennung des Friedrich-Flick-Gymnasiums

05.11.2008
Vor der morgigen Abstimmung im Kreuztaler Stadtrat über die geplante Umbenennung des Friedrich-Flick-Gymnasiums hat der Historiker Harald Wixforth die Hoffnung geäußert, dass es zu einer Namensänderung kommen werde.
Ein Stadtrat, der mit Augenmass vorgehe, sollte sich angesichts der völlig veränderten Kenntnislage in der Flick-Forschung für eine Umbenennung der Schule entscheiden, sagte Wixforth im Deutschlandradio Kultur. In dieser Stadt sei die Diskussion über die NS-Vergangenheit längst überfällig, betonte der Historiker, auch Autor eines Buches über die Rolle des Flick-Konzerns im Dritten Reich: "In Kreuztal ist man jetzt an einem Punkt, wo man eigentlich das nachholen muss, was in anderen deutschen Städten schon passiert ist."

Den in Leserbriefen und bei einer Diskussionsveranstaltung in Kreuztal geäußerte Vorwurf, dass deutsche Historiker bei ihrer Arbeit in Moskauer Archiven mit fingiertem KGB-Material gearbeitet hätten, halte er für "ehrabschneidend", so Wixforth. Die Auftraggeber der Studie zu den Verstrickungen des Flick-Konzerns während der NS-Zeit, das Institut für Zeitgeschichte und die Stiftung Preußischer Kulturbesitz, hätten bereits reagiert und im Wiederholungsfalle mit juristischen Konsequenzen gedroht.

Seiner Auffassung nach habe man im Siegerland und speziell in Kreuztal ein gebrochenes Verhältnis zu Friedrich Flick, äußerte Wixforth. Dort gelte er immer noch als der Industrielle, der der Region Arbeit und Brot sowie Arbeitsplätze verschafft habe, "so dass man eben die andere Seite Flicks, nämlich die Seite, die er vor allem im Nationalsozialismus gezeigt hat, wohlweislich und auch über Jahrzehnte verdrängt hat".

Sie können das vollständige Gespräch mit Harald Wixforth mindestens bis zum 5.03.2009 in unserem Audio-on-Demand-Angebot hören. MP3-Audio
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