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Internationales Frauenfilmfestival
"#MeToo ist eine Art Rückenwind, der uns höher fliegen lässt"

"Nur die Hälfte der weiblichen Studierenden landen später in der Industrie", sagte Maxa Zoller im Dlf. Deshalb sei die Stärkung von Frauen im Filmbereich nach wie vor wichtig aus der Sicht der neuen Leiterin des Internationalen Frauenfilmfestivals.

Maxa Zoller im Corsogespräch mit Juliane Reil | 10.04.2019
Die neue und alte Leiterin des Internationalen Frauenfilmfestivals Köln | Dortmund: Maxa Zoller und Silke J. Räbiger
Die neue und alte Leiterin des Internationalen Frauenfilmfestivals Köln/Dortmund: Maxa Zoller (l.) und Silke J. Räbiger (dpa)
Das Internationale Frauenfilmfestival, das jährlich abwechselnd in Köln und Dortmund stattfindet, ist das wichtigste feministische Filmfestival in Deutschland. Mit rund 120 Filmen in den Wettbewerben und Nebenreihen – von Filmemacherinnen aus der ganzen Welt – begann gestern die 36. Ausgabe in Dortmund. Das Spektrum reicht von Animation über Spielfilm und Dokumentation hin zu historischen Stummfilmen, Experimentellem und sogar Horrorstreifen. Daneben gibt es Diskussionen und Performances.
Kritischer Blick und spielerischer Ansatz
Die künstlerische Leitung dieses Jahr hat zum ersten Mal Maxa Zoller. Sie hat in London und Kairo Kunst und Film doziert. Das diesjährige Motto des Festivals lautet "Bilderfallen: Täuschung, Tarnung, Maskerade". Das Motto verweist darauf, die Welt stärker zu hinterfragen und genauer hinzuschauen. Dabei sei die Frage nicht "was", sondern "wie" schaut man genauer hin, erklärte die neue Festivalleiterin im Dlf. Es würde ihr um einen spielerischen Ansatz gehen.
Was Maxa Zoller besonders bei dem diesjährigen Programm interessiert hat, ist die Beziehung von Original und Kopie: "Wir sehen davon ab, dass es ein Original gibt. Denn auch ein Original ist irgendwann einmal eine Kopie gewesen. Und deshalb diese Trugbilder. Ein Trugbild ist ein Zwischenbild, ein Spiegelbild. Etwas, das nicht echt ist und trotzdem doch irgendwie. Wir wollten diese Zwischenräume bespielen anstatt zu sagen: 'Wir wissen, was falsch ist und was richitig ist.'"
Wir haben noch länger mit Maxa Zoller gesprochen – hören Sie hier die Langfassung des Corsogesprächs
Die #MeToo-Bewegung hat 2015 Hollywood erschüttert und die westliche Gesellschaft insgesamt. Die Auswirkungen seien auch beim Internationalen Frauenfilmfestival spürbar, sagte Maxa Zoller - und zwar durch die Medien, die sie auf #MeToo ständig ansprechen würden. Diese Aufmerksamkeit sei gut, sagte die 44-Jährige: "#MeToo ist eine Art Rückenwind, der uns höher fliegen lässt."
Noch keine Gleichberechtigung
Man habe den Eindruck, dass Europa relativ aufgeklärt ist – auch was Gleichberechtigung anbelange. Das sei jedoch ein Trugschluss, meint Zoller, und deshalb sei ein Frauenfilmfestival nach wie vor wichtig in Deutschland.
Dafür müsste man sich einfach nur mit den Fakten konfrontieren: "Nur die Hälfte der weiblichen Studierenden landen dann auch später in der Industrie. Über 35 sieht man kaum noch interessante Frauen in Rollen im Kino und Fernsehen. Wir müssen uns wirklich die Fakten vor Augen führen, und da steht Deutschland wirklich weit hinter anderen Ländern wie Frankreich und England."
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.