Heimkino von der Insel

"Broadchurch" kommt ins Deutsche Fernsehen

Die Idylle der englischen Küste
Die Idylle der englischen Küste © picture alliance / dpa / PA_Wire/PA_Photos
Von Noemi Schneider · 25.04.2015
Die die erste Staffel der britischen Serie "Broadchurch" läuft ab Sonntag wöchentlich im ZDF. In Großbritannien lief zu Jahresbeginn bereits die zweite Staffel dieser vielbeachteten Serie. Sie bietet Spannung, gepaart mit abgründigen Charakterstudien.
- "Frische Eier! Die Hühner legen rekordverdächtig."
- "Ich muss los, sonst verpass ich Nigel."
- "Hast du Danny gesehen? Er hat seine Lunchbox hier liegen lassen."
- "Nein, er war schon weg. Ich bin auch weg."
- "Mach's gut Marc!"
Ein Morgen wie jeder andere in einer Bilderbuch-Familie. Und wie an jedem Morgen macht sich der zweifache Familienvater Marc Latimer durch das malerische und etwas verschlafene Broadchurch an der englischen Südwest-Küste auf den Weg zur Arbeit.
- "Na alles klar?"
- "Alles klar Marc."
- "Wie läuft's, alles gut?"
- "Mein erster Arbeitstag, frag mich heut Abend."
Ihr erster Arbeitstag im Polizeipräsidium läuft für die Vorzeige „working mum" Detective Sergant Ellie Miller nicht ganz nach Plan, denn statt der erwarteten Beförderung kriegt sie einen neuen Vorgesetzten.
- "Wer? Wer hat die Stelle?"
- "DI Alec Hardy."
- "Ein Mann? Dann brauchen wir hier doch keine Frau als DI, obwohl sie es mir zugesagt haben."
- "Alec Hardy hat sehr viel Erfahrung."
- "Moment, wieso kenne ich den Namen?"
- "Die Sandbrook – Morde. Er war der leitende Ermittler."
- "Soll das vielleicht ein Witz sein? Wann fängt er an?"
- "Letzte Woche."
Im idyllischen Broadchurch mit einer der niedrigsten Verbrechensraten im ganzen Land, scheint Alec Hardy fehl am Platz, denn die Polizeiarbeit beschränkt sich auf Bagatelldelikte. Einen Mord gab es in Broadchurch noch nie. Doch an diesem Morgen taucht die Leiche eines kleinen Jungen am Strand auf.
- "Oh Gott, ich kenne ihn, er wohnt hier. Er ist oft bei mir, er ist der beste Freund meines Sohnes. Oh die arme Bess, weiß sie es schon."
- "Beruhigen sie sich."
- "Verstehen sie nicht, ich kenne diesen armen Jungen."
- "Vergessen sie nicht, dass hier ist ein Fall. Üben sie ihren Beruf aus. Alec Hardy."
- "Ich weiß, sie haben meinen Posten."
- "Wirklich, wollen sie übernehmen?"
- "Sie wissen noch nicht mal, wer da liegt."
- "Sagen sie es mir!"
Bei dem Toten handelt es sich um den elfjährigen Danny Latimer, Marc Latimers Sohn.
Die Ermittlungsarbeit in dem Dorf, in dem jeder jeden kennt, stellt das ungleiche Duo Hardy und Miller, die Familie Latimer und die übrigen Dorfbewohner vor eine nervenaufreibende Zerreisprobe. Alle sind verdächtig und alle verbergen etwas.
Nach und nach bröckelt die Broadchurch-Bilderbuch-Fassade und auch die landesweite Presse beginnt sich für den Fall zu interessieren.
Die Polizeiarbeit ist der treibende Motor der Serie, durch die der Zuschauer selbst zum Ermittler wird. Die Frage, wer Danny Latimer auf dem Gewissen hat, bleibt bis zur letzten Minute spannend, nicht nur für den Zuschauer. Die Identität des Mörders wurde nämlich auch während der Dreharbeiten vor Schauspielern und Produktionsmitarbeitern bis kurz vor der Aufnahme der letzten Folge geheim gehalten.
Die Drehbücher des Briten Chris Chibnall, bestechen durch eine ausgeklügelte Erzählweise, die nach und nach aus biographischen Mosaiksteinen der Bewohner ein großes ganzes Dorf-Psychogramm erstellt. Umgesetzt von einem hervorragenden britischen Charakterensemble.
Von der ersten bis zur letzten Minute bietet Broadchurch Spannung pur, gepaart mit abgründigen Charakterstudien in einem scheinbar verschlafenen Nest auf hohem Fernsehniveau.
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