"Guten Abend, meine Damen und Herren"

Von Christoph Sterz · 26.12.2012
Vor genau sechs Jahrzehnten ging die Tagesschau zum ersten Mal auf Sendung. Seitdem hat sie sich zur Institution im deutschen Fernsehen entwickelt: Bis zu zehn Millionen Zuschauer verfolgen die Nachrichtensendung täglich.
Die Tagesschau hätte anfangs auch Drei-mal-die-Woche-Schau heißen können, denn genau so oft wurde sie in den 50er-Jahren gesendet. Thematisch ging es vor allem um Seichtes, zum Beispiel:

"Den richtigen Zug zur rechten Zeit zu tun – darauf kam es an, bei der Damenmeisterschaft des Deutschen Schachbundes. Die neue deutsche Schachmeisterin heißt Maria Scheffold."

Mit den Jahren entwickelte sich die Tagesschau zur wichtigsten Nachrichtensendung im deutschen Fernsehen, wie wir sie heute kennen - lange Zeit mit Chefsprecher Karl-Heinz Köpcke, den der Spiegel einmal als "Neutrum im eleganten Sakko" bezeichnete.

"Guten Abend, meine Damen und Herren. Die Fraktionsvorsitzenden von SPD und FDP, Wehner und Mischnick, sind bei ihrem überraschenden Besuch in Ostberlin heute auch mit SED-Chef Honecker zusammengetroffen."

Im Laufe der Zeit gesellten sich zur 20-Uhr-Tagesschau viele weitere Ausgaben dazu, bestückt von einer Zentralredaktion und Korrespondenten in aller Welt. Eines ist dabei immer gleich geblieben: Die Tagesschau-Sprecher tragen ihre Meldungen ernst und nüchtern vor - meistens zumindest.

"Der IFO-Geschlechts, pardon Geschäftsklima-Index ..."
"Boris Becker hat am Abend das WC-T-Turnier in Dallas ..."

Den kleinen Fehlern zum Trotz – nach sechs Jahrzehnten auf Sendung ist die Tagesschau noch immer sehr erfolgreich, mit bis zu zehn Millionen Zuschauern, pünktlich um 20 Uhr.


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