Flüchtlingskrise

Caritasverband fordert europäische Lösung

Flüchtlinge an der griechisch-mazedonischen Grenze
Wo ist Europas gemeinsamer politischer Wille in der Flüchtlingskrise, fragt Caritas-Präsident Peter Neher. © imago / Wassilis Aswestopoulos
Prälat Peter Neher im Gespräch mit Dieter Kassel  · 01.09.2015
Als es um die Euro-Rettung ging, jagte ein Gipfel den nächsten. Und bei der Flüchtlingskrise? Hier hat Europa bisher völlig versagt, kritisiert der Präsident des Deutschen Caritasverbandes, Peter Neher. Es brauche dringend mehr gemeinsames Engagement.
Bislang gebe es lediglich "hilflose Versuche" der einzelnen Länder mit der Flüchtlingskrise umzugehen, sagte Neher im Deutschlandradio Kultur. Die Staaten müssten sich dringend zusammensetzen und um Lösungen bemühen – "wirklich mit dem politischen Willen, so wie sie es auch bei der Eurorettung getan haben". So wie bislang könne es jedenfalls nicht weitergehen:
"Das eine (Land) baut einen Zaun, das andere lässt weiterreisen – das ist ein deutliches Zeichen für ein absolutes Versagen europäischer Politik."
Erforderlich sei etwa eine Quotenregelung, die die Größe und die Wirtschaftskraft der aufnehmenden Ländern berücksichtige, so Neher. Gleichzeitig müsse an einer wirtschaftlichen Stabilisierung in der Balkanregion gearbeitet werden.
"Da brauchen wir vielleicht so etwas wie einen Marshall-Plan, der tatsächlich in den Ländern hilft, neue Zukunfts-, (und) Arbeitsmöglichkeiten zu schaffen."
Das Problem sei, dass die einzelnen Länder meinten, sie könnten mit der Herausforderung allein besser umgehen, so Neher. Dazu komme die Angst, das Thema Einwanderung offen mit der jeweiligen Bevölkerung zu debattieren. Der politische Wille aller Verantwortlichen sei jedoch dringend erforderlich:
"Es kann nicht angehen für einen Kontinent wie Europa mit einem hohen Wirtschaftsstandard und mit hohem Lebensstandard – dass der einfach die Grenzen dicht macht und sagt 'Geht uns nichts an'."

Das Interview im Wortlaut hier in Kürze.
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