Filmische Reise aus dem Sumpf zum Licht

16.02.2012
In dem Melodram "Gnade" erzählt Matthias Glasner die Geschichte eines in Norwegen lebenden deutschen Ehepaars, das in einen tödlichen Unfall verwickelt wird - und Fahrerflucht begeht. Trotz der thematischen Schwere sei der Film am Ende "vor allem ein Fest, ein Feiern des Lebens", sagt Glasner.
Niels (Jürgen Vogel) und Maria (Birgit Minichmayr) wollen in Norwegen ein neues Leben beginnen. Mit dabei ist ihr Sohn Markus (Henry Stange). Zunächst läuft alles gut: Niels hat einen neuen Job, Maria arbeitet in einem Sterbehospiz. Als sie eines Abends auf der Heimfahrt einen Unfall verursacht, ist plötzlich nichts mehr, wie es war. Maria gerät in Panik, rast einfach davon. Und erfährt schließlich, dass sie ein 16-jähriges Mädchen aus dem Ort überfahren hat.

Matthias Glasner berichtet von einem Ehepaar, das in einer Extremsituation zusammenrückt - und sich mit großen Fragen konfrontiert sieht: Kann man ohne Gnade leben? Ist es manchmal besser, die Wahrheit zu verschweigen? Ganz meditativ und in elegischen Bildern kreist sein Film um die Themen Gnade und Vergebung. Dennoch transportiere sein Beitrag eine positive Botschaft, sagt Glasner:

"'Gnade' ist ein Film, in dem diese Schuld der Figuren, der Menschen dazu führt, dass sie überhaupt richtig erkennen, was in ihnen steckt. Was für Möglichkeiten im Menschsein und im Leben so sind. Und am Ende ist der Film vor allem ein Fest, ein Feiern des Lebens."

Er glaube, es sei eine Grunderfahrung jedes Menschen, schuldig zu werden:

"Wir neigen aber dazu, die Schuld bei anderen zu suchen, das ist so ein Reflex, den wir haben. Schuld sind am liebsten die Politiker, die sind an allem schuld - nur man selber halt nicht. Und aus dieser Selbstgerechtigkeit entstehen viele Probleme"

Das vollständige Gespräch mit Matthias Glasner können Sie bis mindestens 16. Juli 2012 als MP3-Audio in unserem Audio-On-Demand-Player nachhören.

Termine:
Weitere Berlinale-Vorführungen von "Gnade" laufen am 17. Februar um 12 Uhr und 22 Uhr, am 18. Februar um 14.30 Uhr und am 19. Februar um 15 Uhr.

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