Festivals

"Immer üppigere Beiprogramme"

Buntes Treiben bei der Eröffnung der Bregenzer Festspiele 2014
Franz Willnauer beklagt, dass Festivals Stadttheater- und -orchester verdrängen © Bregenzer Festspiele / Karl Forster
Moderation: Mascha Drost · 18.08.2014
Immer mehr Festivals, immer üppigere Beiprogramme: Der traditionelle Festivalgedanke verflache immer mehr, sagt Franz Willnauer. Der frühere Chef des Bonner Beethovenfestes würde lieber ausschließlich künstlerische Spitzenleistungen sehen.
Der Kulturmanager Franz Willnauer verfolgt mit Unbehagen, dass Deutschland immer mehr Festivals habe und diese zunehmend verflachten. Der traditionelle Festspielgedanke sei aber gewesen, mit künstlerischen Höchstleistungen Kulturgüter aus der Vergangenheit optimal aufzuführen. Nach 1945 - vor allem durch die Dominanz der USA auch in der Kunst - sei plötzlich der Marketinggedanke aufgetaucht.
"Die Entwicklung geht immer mehr dahin, dass ein Festival nicht nur diese Spitzenleistungen bieten soll, sondern es doch auch einem großen Publikum Attraktionen bieten muss. Deshalb sind im Lauf dieser Jahrzehnte die Beiprogramme immer üppiger geworden."
Festivals verdrängen feste Einrichtungen
Willnauer, der unter anderem das Bonner Beethovenfest leitete, beobachtet auch, wie Festivals immer mehr mit dem normalen Konzertbetrieb konkurrierten: "Im Grunde hat sich die (...) Festivalidee so weit popularisiert, dass sie allmählich beginnt, die festen Einrichtungen zu verdrängen." Untersuchungen hätten ergeben, dass Städte, die auf Festivals setzten, damit stärkeren wirtschaftlichen Gewinn machten als mit Stadttheatern oder -orchestern.
Der Markt sei langsam gesättigt, so Willnauer. Er sehe mit Bedauern, dass sehr beliebig mit dem Wort Festival umgegangen werde: "Wenn irgendwo drei Tage Open-Air-Konzerte stattfinden, wird gleich der Name 'Festival' darüber geklebt." Doch es gebe mittlerweile auch eine Gegenbewegung: Eine Reihe von Festivals sei schon wieder eingestellt worden.
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