Festival für neue Musik

    Ultraschall Berlin 2014

    Ein Kontrabass liegt am 19.04.2013 auf dem Marktplatz in Sontra (Hessen) in der Sonne und wartet auf seinen Einsatz bei einer Veranstaltung.
    Neue Musik - präsentiert von Deutschlandradio Kultur und kulturradio © picture alliance / dpa / Uwe Zucchi
    17.12.2013
    Ultraschall Berlin. Mit diesem leicht veränderten Titel geht das Festival für neue Musik, veranstaltet vom kulturradio vom rbb und Deutschlandradio Kultur, ab diesem Jahr an den Start.
    Eine neue Optik von kühler Eleganz und eine neue Homepage unterstreichen den neuen Auftritt. Die wichtigste Veränderung, die wir 15 Jahre nach der Gründung des Festivals vorgenommen haben, ist neben einem personellen Wechsel auf Seiten des rbb die Verdichtung auf fünf Tage. Inhalte und Schwerpunkte vermitteln sich, so hoffen wir, auf diese Weise noch prägnanter; es wird leichter möglich, unmittelbare Verbindungen und Vergleiche zu ziehen. Und unseren zahlreichen überregionalen Besuchern erleichtern wir damit den Besuch des Festivals.
    Mehr denn je präsentiert sich Ultraschall Berlin als ein Ganzes. Geblieben ist das Anliegen, die musikalische Kunst der Gegenwart in verschiedensten Facetten erlebbar zu machen und diese zueinander in Beziehung zu setzen. Ultraschall Berlin versteht sich dabei einerseits als ein Forum des Neuen, seien es Uraufführungen, neue Tendenzen, neue künstlerische Konstellationen. Darüber hinaus bietet das Festival aber auch eine historische Perspektive auf Wiederentdeckungen, deren Relevanz in einem neuen, gegenwärtigen Spannungsfeld neu beleuchtet wird. Die Avantgarde von heute und Klassiker der Moderne stehen bei uns in einem sich gegenseitig befruchtenden Austausch. Und dieser Kontext stiftet Erkenntnis. Dabei geben, wie bisher schon, Musiker, die zu den besten Interpreten weltweit zählen, Gewähr für Aufführungen von höchster Qualität.
    Deutschlandradio Kultur und kulturradio vom rbb sind die beiden Partner, die Ultraschall Berlin gemeinsam ausrichten. Von dieser Grundkonstellation ausgehend, thematisieren wir in diesem Jahr nicht zuletzt den Duogedanken, der sich als roter Faden und auf ganz unterschiedliche Weise durch die Programme zieht. Das GrauSchumacher Piano Duo, eines der besten Klavierduos weltweit, beweist, wie zwei Musiker über viele Jahre zu einer fast schon unauflöslichen Einheit verschmelzen. Aber auch Kontrabass und Zither gehen einen ebenso reizvollen wie fragilen Dialog als eines von verschiedenen Saitenduos ein. Die Sopranistin Claudia Barainsky und der Liedpianist Axel Bauni sind seit vielen Jahren ein außergewöhnliches Lied-Duo. Es gibt mehrere Doppelkonzerte, von denen eines bezeichnenderweise Janus heißt. Beim europäischen Netzwerkprojekt „New Forum Jeune Création“, das mit sechs Uraufführungen bei Ultraschall Berlin seinen Abschluss findet, haben sich jeweils zwei Komponisten mit einem der drei Ensembles zusammengetan. Das sind nur einige der Duo-Spuren, die sich in diesem Jahr bei Ultraschall Berlin verfolgen lassen.
    Dazu gehören auch die beiden Orchester der roc berlin, die auch in Zukunft wichtige Eckpfeiler des Festivals bilden. Das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin spielt das Eröffnungs- und Abschlusskonzert. Als renommierte Dirigenten konnten Heinz Holliger und Lothar Zagrosek gewonnen werden. Das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin ist unter der Leitung von Johannes Kalitzke vertreten.
    Seit vielen Jahren verbindet uns eine intensive Zusammenarbeit mit dem Berliner Künstlerprogramm des DAAD, einem der herausragenden Stipendien-Programme im Bereich der Neuen Musik. Auch diese Kooperation findet natürlich ihre Fortsetzung. In diesem Jahr richtet sich der Fokus auf zwei Komponisten aus Nordeuropa: auf die schwedische Komponistin Malin Bång, der ein Porträtkonzert gewidmet ist, und den norwegischen Komponisten Øyvind Torvund. Darüber hinaus sind aber auch in diesem Jahr wieder etliche der ehemaligen Gäste des BKP im Programm vertreten.
    Die Konzerte werden ergänzt durch zahlreiche Vermittlungsprojekte. Komponistengespräche, Einführungen und Schülerprojekte sollen das Verständnis für die zeitgenössische Musik verbessern.
    Die Verdichtung des Festivals bedeutet gleichzeitig eine Konzentration auf drei Spielstätten. Neben den vertrauten Adressen Radialsystem V und Großer Sendesaal des rbb ist Ultraschall Berlin zum ersten Mal mit zwei Abenden im HAU Hebbel am Ufer zu Gast.
    Ein Festival, zwei Sender und eine Fülle musikalischer Entdeckungen.
    Wir freuen uns auf Sie!
    Andreas Göbel (kulturradio vom rbb)
    Rainer Pöllmann (Deutschlandradio Kultur)
    Ausführliche Informationen zum Festival, dem Programm und den beteiligten Künstlern finden Sie ab Anfang Januar auch auf unserer neuen Festival-Homepage:
    www.ultraschallberlin.de
    Freitag, 17.01.2014, 20.00 Uhr
    Berghain
    Prolog
    Art’s Birthday 2014
    1.000.051 Jahre Kunst
    1963 datierte der Fluxuskünstler Robert Filliou die Geburtsstunde der Kunst auf den 17. Januar „vor einer Million Jahren“. Zum 1 000 051. Art’s Birthday präsentiert die Klangkunst-Redaktion von Deutschlandradio Kultur zwei neue Hörstücke aus Skandinavien und schlägt damit einen Bogen zu einem der Schwerpunkte von Ultraschall Berlin: Hanna Hartman inszeniert einen akustischen Boxkampf und Jana Winderen belauscht die Kommunikation von Säugetieren via Ultraschall. Abgerundet wird der Abend durch eine Licht-/Klangperformance des kanadischen Audiokünstlers Nicolas Bernier.
    Hanna Hartman
    The Lost Lines (Turgor)
    Deutsche Erstaufführung
    Hanna Hartman
    Black Bat (Turgor) (2014)
    a study of smashes – and maybe some splashes ...
    Uraufführung
    Alexandre Babel, Schlagzeug
    Theo Nabicht, Kontrabassklarinette
    Hanna Hartman, Elektronik
    Jana Winderen
    Out of Range (2014)
    Uraufführung
    Jana Winderen, Elektronik
    Nicolas Bernier
    frequencies (synthetic variations) (2013)
    Nicolas Bernier, Elektronik
    Eine Veranstaltung von Deutschlandradio Kultur, Redaktion Hörspiel/Klangkunst, Berghain und EBU Ars Acustica Group. ´

    Mittwoch, 22.01.2014, 20.00 Uhr
    Haus des Rundfunks, Großer Sendesaal
    Zwei Seiten einer Medaille vereint Heinz Holliger in seinem Doppelkonzert Janus – und gibt damit auch einen Kommentar zu seiner eigenen Künstlerpersönlichkeit als Komponist und Musiker. In beiden Funktionen ist er auch bei Ultraschall Berlin zu erleben. Genauso wie Jörg Widmann, dessen aphoristische Bruchstücke, fünf Duos für Klarinette und Klavier, beide Künstlerkomponisten interpretieren. Jörg Widmann wiederum wird als Solist in Elliott Carters Klarinettenkonzert zu erleben sein. Dieses vereint in sich Altersweisheit und jugendliche Energie, aber auch einen freien Umgang mit einer klassischen Form. Auch Klaus Hubers Tenebrae haben ein Doppelgesicht als eine Passion mit instrumentalen Mitteln und eine einsätzige Sinfonie.
    Jörg Widmann
    5 Bruchstücke (1997)
    für Klarinette und Klavier
    Elliott Carter
    Clarinet Concerto (1996)
    Heinz Holliger
    Janus (2011/2012)
    Doppelkonzert für Violine, Viola und kleines Orchester
    Klaus Huber
    Tenebrae (1967)
    für großes Orchester
    Jörg Widmann, Klarinette
    Thomas Zehetmair, Violine
    Ruth Killius, Viola
    Deutsches Symphonie-Orchester Berlin
    Klavier und Leitung: Heinz Holliger

    Donnerstag, 23.01.2014, 19.00 Uhr
    HAU Hebbel-am-Ufer (HAU 2)
    New Forum Jeune Création
    „New Forum Jeune Création“ – das sind drei renommierte Ensembles für neue Musik aus drei europäischen Ländern, angeschlossen drei elektronische Studios sowie sechs junge Komponisten, die nach einem internationalen Wettbewerb die Chance bekamen, drei Jahre lang kontinuierlich und intensiv mit Ensembles und Studios zu arbeiten und neue Stücke zu schreiben. Bei Ultraschall Berlin kommen die Werke zur Uraufführung. (Im Februar und März gibt es weitere Aufführungen in Antwerpen und Lyon.) Ästhetische Vielfalt war ausdrücklich erwünscht. So trifft lautstarker Noise auf asketisches Frickeln und Konzeptkunst auf feinziselierte Partituren. Ein dreiteiliges Konzert mit nicht weniger als sechs Uraufführungen. In den Pausen gibt es Gespräche mit Komponisten, Musikern und Dramaturgen zum Projekt.
    Aurelio Edler‐Copes
    Contre les Murs (2014)
    für Ensemble und Elektronik
    Uraufführung
    Eduardo Moguillansky
    doppelspalt (2014)
    für Ensemble und Elektronik
    Uraufführung
    ensemble mosaik
    Leitung: Eduardo Moguillansky
    Johannes Kreidler
    Slide show music (2014)
    für sieben Instrumente, Audio- und Videoplayback
    Uraufführung
    Hikari Kiyama
    Kojiki (2014)
    für Ensemble, Elektronik und Video
    Uraufführung
    ChampdAction
    Leitung: Serge Verstockt
    Aurélien Dumont
    Fables asséchées (2014)
    für zehn Instrumente und Elektronik
    Uraufführung
    Christopher Trapani
    Convergence Lines (2014)
    für zehn Spieler und Live-Elektronik
    Urauffführung
    Ensemble Orchestral Contemporain
    Leitung: Pierre-André Valade
    Konzert von Grame, in Zusammenarbeit mit den beteiligten Institutionen und den Festivals Ultraschall Berlin und DeSingel Antwerpen, finanziert mit Unterstützung der Europäischen Kommission und Impuls neue Musik / Deutsch-französischer Fonds für zeitgenössische Musik. In Zusammenarbeit mit HAU Hebbel am Ufer.

    Freitag, 24.01.2014, 19.00 Uhr
    HAU Hebbel-am-Ufer (HAU 1)
    Musikalische Avantgarde aus Norwegen
    Seit seinem sensationellen Konzert mit Werken von Simon Steen-Andersen bei Ultraschall 2011, das seitdem bei vielen europäischen Festivals zu erleben war, ist das Ensemble asamisimasa aus Oslo auch hierzulande in aller Munde. Jetzt kommen sie wieder nach Berlin, mit einem aufregenden Programm unangepasster und exzentrischer norwegischer Komponisten, angesiedelt im Grenzbereich zwischen Theater und Konzert. Dazu gehören mit dem Theater-Musiker Trond Reinholdtsen, der seinen Schlagzeuger und das Publikum ins Inferno führt, mit Lars Petter Hagen und Øyvind Torvund, derzeit Gast des Berliner Künstlerprogramms des DAAD, wichtige norwegische Stimmen von heute. Von Bjørn Fongaard kommt auch ein historisches Stück aus den 1960er Jahren zur Aufführung. Ergänzt wird das Programm durch Komponisten aus Berlin und Schweden – womit dann auch ein Link zum zweiten Konzert des Abends entsteht.
    Martin Schüttler
    Selbstversuch, die Anderen (2012)
    für verstärktes Ensemble, Rückkopplungen und Live-Elektronik
    Lars Petter Hagen
    seven studies in self-imposed tristesse (2004)
    Elektroakustisches Werk für vier Kanäle
    Deutsche Erstaufführung
    Max Wainwright
    Radio 1 (2013)
    für sechs Instrumentalisten und drei Transmitter
    Deutsche Erstaufführung
    Bjørn Fongaard
    Galaxy op. 46 (1966)
    Uraufführung der Version für E-Gitarre und Zuspiel
    Øyvind Torvund
    Plastic Wave (2013)
    für Klavier und Quartett
    Deutsche Erstaufführung
    Entr’acte
    Trond Reinholdtsen
    Inferno (2013)
    für Schlagzeug und Video
    Deutsche Erstaufführung
    Ensemble asamisimasa:
    Anders Førisdal, Gitarre
    Tanja Orning, Violoncello
    Håkon Stene, Schlagzeug
    Kristine Tjøgersen, Klarinette
    Ellen Ugelvik, Klavier
    In Zusammenarbeit mit dem Berliner Künstlerprogramm des DAAD und HAU Hebbel-am-Ufer.
    Freitag, 24.01.2014, 21.00 Uhr
    HAU Hebbel-am-Ufer (HAU 2)
    How long is now
    Komponistenporträt Malin Bång
    Die schwedische Komponistin Malin Bång sieht ihre Musik in enger Verbindung zum Alltag. Ein Jahr lang hat sie als Gast des Berliner Künstlerprogramms des DAAD die Stadt akustisch erkundet und durchforstet. Und auch das (Selbst-)Porträtkonzert mit den Curious Chamber Players aus Stockholm, das Bång mit befreundeten Musikern gegründet hat, kreist um die Idee von „urban situations“. Die Werke befassen sich mit bestimmten Orten in Berlin, die in einem Transformationsprozess begriffen sind. Objekte, die Bång an diesen Orten gefunden hat, und Aufnahmemomente urbaner Räume dienen als Referenzen in den Kompositionen, in denen Bång insbesondere den Parameter Zeit entwickelt. Die Architektin und Designerin Anna Kubelik verleiht diesen Räumen eine besondere Gestalt.
    Structures of Molten Light (2012)
    für Ensemble
    Interlude: Berlin Objects
    Purfling (2012)
    für Violine und Elektronik
    Interlude: Berlin Objects
    Turbid Motion (2009)
    für Ensembler
    Interlude: Berlin Objects
    Split Rudder (2011)
    für Paetzold-Kontrabassblockflöte und Elektronik
    Interlude: Berlin Objects
    Neues Werk (2013)
    für Klavier, Klarinette, Violoncello, Gitarre und vier Objekte
    Uraufführung
    Curious Chamber Players
    Bühne: Anna Kubelik
    Ein Konzert von Berliner Künstlerprogramm des DAAD und Ultraschall Berlin, in Zusammenarbeit mit HAU Hebbel am Ufer. CCP mit Unterstützung von Kulturrådet in Schweden.
    Samstag, 25.01.2014, 15.00 Uhr
    Radialsystem V
    Wie verhalten sich junge Komponisten, wenn sie Musik für die Besetzung Klaviertrio schreiben, angesichts eines Giganten des 20. Jahrhunderts wie Présence, dem Ballet blanc von Bernd Alois Zimmermann? Parallelen und Gegensätze finden sich auf unterschiedlichsten Ebenen. Philipp Maintz teilt mit Zimmermann in tourbillon das Tänzerische, wenn er eine Musik schreibt, die „elegante Pirouetten dreht“. David Philip Hefti hat Lichter Hall als Gegenstück zu seinem ersten Klaviertrio konzipiert und setzt seinem ausgedehnten Erstling einen kompakten Kontrast entgegen, während Johannes Boris Borowski sein ebenfalls einsätziges Klaviertrio unter die Vortragsüberschrift „leicht und geheimnisvoll“ stellt. Ergänzt wird das Konzert mit dem extrem reduzierten Klavierstück sadness/untitled von Marko Nikodijevic und den manipulierten Klängen in QUASARE / PULSARE von Olga Neuwirth.
    Olga Neuwirth
    QUASARE / PULSARE (1995/96)
    für Violine und Klavier
    Johannes Boris Borowski
    Klaviertrio (2013)
    Deutsche Erstaufführung
    Philipp Maintz
    tourbillon (2008)
    Musik für Violine, Violoncello und Klavier
    Marko Nikodijevic
    sadness/untitled (2000)
    für Klavier
    David Philip Hefti
    Lichter Hall (2012)
    Trio Nr. 2 für Violine, Violoncello und Klavier
    Bernd Alois Zimmermann
    Présence (1961)
    Ballet blanc für Violine, Violoncello und Klavier
    Boulanger Trio:
    Karla Haltenwanger, Klavier
    Birgit Erz, Violine
    Ilona Kindt, Violoncello

    Samstag, 25.01.2014, 17.00 Uhr
    Radialsystem V
    Saitenduos
    Vier Kompositionen in drei verschiedenen Duobesetzungen, allein für Saiteninstrumente. In seinem Duo NAHT bezieht sich Philipp Maintz auf den chilenischen Schriftsteller Pablo Neruda, wenn er seinem Stück den Untertitel „ich erwarte von der Nacht keine Erklärungen“ gibt. Eine schon von der Besetzung her dunklere Klangmischung haben die beiden Duos für Viola und Kontrabass der norwegischen Komponisten Ruben Sverre Gjertsen und Jon Øyvind Ness. Einen akustischen Blick in eine Region außerhalb Europas wagt Leopold Hurt in Aggregat, das seinen Ursprung in einer Fassung für Basszither und chinesische Erhu hat.
    Philipp Maintz
    NAHT (yo no pido a la noche explicaciones) (1999/2000)
    Musik für Violine und Violoncello
    Ruben Sverre Gjertsen
    Duo für Viola und Kontrabass (2007)
    Jon Øyvind Ness
    Gust (2006)
    für Viola und Kontrabass
    Leopold Hurt
    Aggregat (2005)
    für Violoncello, Basszither in Vierteltonstimmung und Elektronik
    Ekkehard Windrich, Violine
    Kirstin Maria Pientka, Viola
    Cosima Gerhardt, Violoncello
    Arnulf Ballhorn, Kontrabass
    Leopold Hurt, Zither

    Samstag, 25.01.2014, 19.00 Uhr
    Radialsystem V
    1961, im Alter von gerade einmal siebzehn Jahren, hat Peter Eötvös anlässlich des Geschichte gewordenen Raumfluges von Jurij Gagarin sein Klavierwerk Kosmos geschrieben. Fast vier Jahrzehnte später entstand die bis heute gültige Neufassung des Werks. Zwei Klassiker der Moderne sind die Werke von Steve Reich und György Ligeti. Steve Reich erkundet in PianoPhase exemplarisch das Prinzip der Phasenverschiebung, während György Ligeti im zweiten seiner 3 Stücke für zwei Klaviere unter anderem direkten Bezug auf Steve Reich nimmt. Einen ähnlichen Bezug, in diesem Fall zu dem bildenden Künstler Max Beckmann, stellt Steffen Schleiermacher in seinem Triptychon her, das durch eine Uraufführung des Komponisten ergänzt wird.
    Steve Reich
    PianoPhase (1967)
    Steffen Schleiermacher
    Triptychon – Hommage à Max Beckmann (2009)
    Peter Eötvös
    Kosmos (1961/1999)
    Version für zwei Klaviere
    Steffen Schleiermacher
    Wund-Gestein. Hommage à Gerhard Altenbourg (2013)
    Uraufführung
    György Ligeti
    Monument – Selbstporträt – Bewegung (1976)
    Drei Stücke für zwei Klaviere
    GrauSchumacher Piano Duo:
    Andreas Grau, Klavier
    Götz Schumacher, Klavier

    Samstag, 25.01.2014, 21.30 Uhr
    Radialsystem V
    Bis heute widmen sich Komponisten dem klassischen Liederzyklus. Claudia Barainsky, eine der besten Interpretinnen im Bereich des zeitgenössischen Liedes, präsentiert in ihrem Rezital einige aktuelle Beispiele. In seinen Engel-Liedern thematisiert Jan Müller-Wieland die Symbiose einer Beziehung zwischen einem Komponisten und einer Schriftstellerin. Philipp Maintz fasst insgesamt zehn Aphorismen aus Ron Winklers Gedichtsammlung vereinzelt Passanten zu größeren Komplexen zusammen, ohne das Aphoristische, das „Raunen in der Wahrnehmung“ der literarischen Vorlage zu verleugnen. Hans-Jürgen von Bose hat sich nach In hora mortis zum zweiten Mal mit der Dichtung des vorwiegend als Dramatiker bekannten und als Dichter immer noch unterschätzten Thomas Bernhard auseinander gesetzt. Walter Zimmermann, der 2014 seinen 65. Geburtstag feiert, verzichtet in Himmeln des Schweizer Autors Felix Philipp Ingold ganz auf Klavierbegleitung und überlässt das deklamatorisch dichte Werk ganz der Sopranistin.
    Jan Müller-Wieland
    Engel-Lieder (2011)
    nach Gedichten von Birgit Müller-Wieland
    für Sopran und Klavier
    Walter Zimmermann
    Himmeln aus Colla Voce (2007)
    auf einen Text von Felix Philipp Ingold
    für Sopran solo
    Philipp Maintz
    Septemberalbum (2010)
    Lieder für Sopran und Klavier nach Texten von Ron Winkler
    Hans-Jürgen von Bose
    Bernhard-Zyklus (2006)
    Fünf Lieder nach Gedichten von Thomas Bernhard
    Claudia Barainsky, Sopran
    Axel Bauni, Klavier
    Sonntag 26. Januar 2014, 15.00 Uhr
    Radialsystem V
    Ein Folklore-Instrument wird Protagonist der zeitgenössischen Musik. Dass die Zither, beheimatet in der alpenländischen Volksmusik, mehr kann als heimatliche Klänge zu erzeugen, beweist der Komponist und Zitherspieler Leopold Hurt. Tradition trifft auf Moderne – durchaus kein Widerspruch. Der Kontrabass, ehemals allenfalls ein Kuriosum als Soloinstrument, wird seit einiger Zeit immer stärker als Reservoir faszinierender Klangmöglichkeiten entdeckt. Edicson Ruiz, Kontrabassist der Berliner Philharmoniker, hat bereits jetzt mit 28 Jahren seinem Instrument zu neuer Popularität verholfen. Er präsentiert in seinem Soloprogramm eine Auswahl von Werken der letzten Jahre, die das Bassinstrument endgültig von seiner Rolle als Fundament der Musik emanzipieren und die mit Klängen überraschen, die man diesem Instrument zuvor niemals zugetraut hätte.
    Georg Friedrich Haas
    ein Saitenspiel (2002)
    für umgestimmte Diskantzither
    Hannes Seidl
    Twisted Strip (2002)
    für Zither
    Leopold Hurt
    Neues Werk (2013/2014)
    für Zither
    Uraufführung
    Leopold Hurt, Zither
    Roland Moser
    …sehr mit Bassstimme sanft… Hommage à Friederike Mayröcker (2011)
    Rudolf Kelterborn
    Kontrabass-Notenheft (2012)
    Heinz Holliger
    Preludio e Fuga (a 4 voci) (2009)
    Edicson Ruiz, Kontrabass

    Sonntag, 26.01.2014, 17.00 Uhr
    Radialsystem V
    Junge Ensemble-Szene: Das Ensemble Garage
    Die 1980er-Jahre waren die Gründerzeit für viele jener Ensembles für neue Musik, die heute für die enorme Qualität der europäischen Avantgarde-Szene stehen. Es scheint, als gebe es derzeit, drei Jahrzehnte später, wieder eine Phase von Ensemble-Neugründungen. Unter völlig veränderten ökonomischen und ästhetischen Bedingungen tun sich junge Musiker zusammen, um auf ganz andere Weise als ihre Vorgänger – aber mit dem gleichen künstlerischen Anspruch – die Musik der Gegenwart (und damit die Zeitläufte ganz allgemein) neu zu interpretieren. Multimediales ist dabei ebenso selbstverständlich wie konzeptuelle Ansätze, Ausweitungen ins Szenische und der selbstverständliche Umgang mit Elektronik. Das Ensemble Garage, gegründet 2009 in Köln von der Komponistin Brigitta Muntendorf, ist insofern auch ein Generationen-Projekt. Das Programm bei Ultraschall Berlin thematisiert auf vielfältige Weise den Duo-Gedanken, nicht zuletzt in der Begegnung von realer und virtueller Welt.
    Jagoda Szmytka
    Greetings from a Doppelgänger (2013)
    für verstärktes Ensemble
    Brigitta Muntendorf
    Public Privacy #1 (2013) flute cover
    für Soloflöte, Video und Stereozuspielung
    Michael Beil
    Karaoke Rebranng! (2009/11)
    für Violine, Saxophon, Klavier, Schlagzeug, Live-Video & 8-Kanal-Zuspielung
    Brigitta Muntendorf
    Public Privacy #2 (2013) piano cover
    für Soloklavier, Video und Stereozuspielung
    Jagoda Szmytka
    sky-me type me (2011)
    für vier verstärkte Stimmen
    Brigitta Muntendorf
    shivers on speed (2013)
    für Flöte, Klarinette, Klavier, Violine und Violoncello
    Ensemble Garage:
    Liz Hirst, Flöte
    Nils Kohler, Klarinette
    Frank Riedel, Saxophon
    Malgorzata Walentynowa, Klavier
    N.N., Schlagzeug
    Maximilian Haft, Violine
    Annegret Mayer-Lindenberger, Viola
    Eva Boesch, Violoncello

    Sonntag, 26.01.2014, 20.00 Uhr
    Haus des Rundfunks, Großer Sendesaal
    Erst mit fünfzig Jahren begann Giacinto Scelsi, seinen eigenen unverwechselbaren Kompositionsstil zu entwickeln. Auf dem Weg dahin entstand nach seiner Schaffenskrise, in der er fünf Jahre nichts komponierte, vor 1960 das Orchesterwerk Kamakala, das Scelsi niemals veröffentlichte und das jetzt erstmals öffentlich aufgeführt wird. Während Scelsi in seinen Werken immer wieder Bezug auf östliche, speziell indische Philosophien nimmt, hat Nicola Sani, Experte für das Werk von Giacinto Scelsi, seinem Orchesterwerk Al folle volo ein Zitat aus Dantes La Divina Commedia vorangestellt. Theatralisch geht es dagegen zu in Touché von Hanspeter Kyburz: ein brillant-ironisches Duell auf einen Text der Sprachwissenschaftlerin Sabine Marienberg, in dem die beiden Sänger zunächst fragmentarisch aneinander vorbeireden und erst gegen Ende versöhnlicher zueinander finden. Um das Schreiben selbst geht es Helmut Lachenmann in seinem gleichnamigen Orchesterwerk, zum einen direkt physisch erfahrbar in den Aktionen der Musiker, aber auch in dem Gedanken, dass Notation mehr ist als der Ablaufplan eines Werkes, vielmehr den Ausdrucksgehalt von Musik in sich einschließt.
    Nicola Sani
    Al folle volo (2004)
    für Orchester
    Hanspeter Kyburz
    Touché (2006)
    für Sopran, Tenor und Orchester
    Text: Sabine Marienberg
    Giacinto Scelsi
    Kamakala (vor 1960)
    für Kammerorchester
    Uraufführung
    Helmut Lachenmann
    Schreiben (2003/2004)
    für Orchester
    Cornelia Horak, Sopran
    Daniel Kirch, Tenor
    Deutsches Symphonie-Orchester Berlin
    Leitung: Lothar Zagrosek
    Freitag, 31.01.2014, 20.00 Uhr
    Haus des Rundfunks, Großer Sendesaal
    Epilog
    Seine Musik ist immer auch Auseinandersetzung mit den gesellschaftlichen Verhältnissen. So ist es keineswegs nur musikalisch zu verstehen, wenn Mathias Spahlinger in seinem Streicherstück und als wir die Peripherie zum eigentlichen Zentrum erhebt. Die vier Streichergruppen sitzen kreuzförmig im Parkett, das Publikum in den freien Räumen zwischen den Musikern. Es gibt keine Zentralperspektive, kein Innen und Außen, kein Zentrum und keinen Rand. Und damit auch höchst unterschiedliche Wahrnehmungen dessen, was musikalisch geschieht.
    Mit den beiden Orchesterwerken von Mathias Spahlinger knüpft Ultraschall an die Aufführung von akt, eine treppe herabsteigend im Jahr 2010 an. Manuel Hidalgos Gran Nada ist dazu ein Pendant, mit der Doppelbedeutung des „Großen Nichts“ und dem andalusischen Granada spielend. Und mit Seuring | Schalter von Leopold Hurt kommt noch ein letztes Mal in diesem Jahr die Zither zum (diesmal symphonisch-konzertanten) Einsatz.
    Leopold Hurt
    Seuring | Schalter (2011-12)
    für E-Zither, Elektronik und großes Orchester
    Mathias Spahlinger
    und als wir (1993)
    für 54 Solo-Streicher
    Manuel Hidalgo
    Gran Nada (1996/97)
    für Akkordeon und Streicher
    Mathias Spahlinger
    morendo (1975)
    für Orchester
    Leopold Hurt, Zither
    Christine Paté, Akkordeon
    Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin
    Leitung: Johannes Kalitzke
    (Planungsstand 16.12.2013, Änderungen vorbehalten)