Kinokolumne Top Five

Die besten Filme mit Emma Thompson

05:21 Minuten
Die Schauspielerin Emma Thompson, November 2018, vor dem Buckingham Palace.
Die Schauspielerin Emma Thompson, November 2018. © picture alliance / dpa/ Photoshot
Von Anna Wollner · 13.04.2019
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Sie hat eine gewisse Schnoddrigkeit und dennoch viel britische Eleganz. Eine große Klappe und viel Schauspieltalent: Ihr Repertoire reicht von Shakespeare über Jane Austen bis hin zur herrlich albernen Nanny. Am 15. April wird Emma Thompson 60 Jahre alt.

Platz 5: "Saving Mr. Banks" von John Lee Hancock (2013)

Emma Thompson als Mary Poppins' Erfinderin P.L. Travers nimmt wahrlich kein Blatt vor den Mund. In der disneyhaften Entstehungsgeschichte des Disney-Klassikers gibt Thompson die verbitterte und störrische australische Autorin und bereitet alle Beteiligten schlaflose Nächte. Mit biederen Klamotten und einem strengen Blick taucht Travis bei Walt Disney auf und beharrt auf Mitspracherecht in allen Belangen. Dennoch verwandelt Emma Thompson die steife Lady zur Sympathieträgerin– spätestens als das erste Mal ihr Fuß im Takt der Musik wippt. So sieht es aus: Das britische Understatement in der Welt von Mickey Mouse.

Platz 4: "Eine zauberhafte Nanny" von Kirk Jones (2005)

Die absolute Antithese zu Mary Poppins, denn Thompson spielt hier nicht nur das erst fiese Kindermädchen Nanny McPhee, sondern hat auch das Drehbuch geschrieben – basierend auf einem berühmten englischen Kinderbuch. Bis zur Unkenntlichkeit verändert, mit Knollennase, Warze, schiefen Zähnen und durchdringendem Blick kehrt Emma Thompson hier ihre vermeintlich böse Seite hervor und genießt das übertrieben durchtriebene Quälen der Kinder Brown. Bis zum Happy End versteht sich.

Platz 3: "Tatsächlich Liebe" von Richard Curtis (2003)

Auch wenn die Kultromanze ein Episodenfilm ist – der Blick von Emma Thompson, als sie merkt, dass im Weihnachtsgeschenk ihres Mannes nicht das erwartete Collier drin ist, sondern lediglich eine CD von Joni Mitchell, ist Gold wert. Ein Augenaufschlag und 15 Jahre Ehe werden hinterfragt. Mehr Verzweiflung in einem Moment kann man nicht spielen.

Platz 2: "Sinn und Sinnlichkeit" von Ang Lee (1995)

Für diesen Film gewann Thompson ihren zweiten Oscar. Allerdings nicht als Schauspielerin, sondern als Drehbuchautorin. Die Geschichte um das turbulente Liebesleben zweier Schwestern, die nach dem Tod des Vaters von ihrem Anwesen vertrieben werden steckt voller kleiner ironisch witziger Eigenheiten. Thompson, eigentlich zu alt um eine 19-Jährige zu spielen, trumpft wieder mit ihrer zurückhaltenden britischen Reserviertheit auf - an der Seite von Kate Winslet, Alan Rickman und Hugh Grant. Ein Meisterwerk, zu Unrecht von vielen als Schnulze verurteilt.

Platz 1: "Wiedersehen in Howards End" von James Ivory (1992)

Noch so ein "vermeintlicher" Kostümschinken. Der Film, für den Emma Thompson ihren bisher einzigen Schauspiel-Oscar bekommen hat. Neben Helena Bonham Carter, Vanessa Redgrave und Anthony Hopkins spielt sie in diesem englischen Sittengemälde der Jahrhundertwende eine der unkonventionellen Schlegel-Schwestern, die mit ihren liberalen Ansichten auf die erzkonservative Familie Wilcox trifft. Thompson als Margaret Schlegel, so schreibt es die L. A. Times, sei die stärkste Figur in dieser Romanverfilmung, der moralische Kompass in einer Gesellschaft im Umbruch. Keine Frau, die sich den Gepflogenheiten anpasst, sondern aufrührerisch und laut wird. Genau wie Emma Thompson.
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