Europäische Union

"Abrücken vom deutschen Modell"

Die Flagge der Europäischen Union weht vor wolkenverhangenem Himmel.
Eine starke EU könne nur durch Druck von außen entstehen, sagt der Historiker Brendan Simms. © picture alliance / dpa / Soeren Stache
Moderation: Katrin Heise und Christian Rabhansl · 11.11.2014
Der irische Historiker Brendan Simms ist überzeugt: Die EU steht äußeren Gefahren eher schwach gegenüber. Das liege am deutschen Modell des Kompromisses. Notwendig sei eine starke Union nach angelsächsischem Vorbild.
Europa hat nach Ansicht des irischen Historikers Brendan Simms einen entscheidenden Konstruktionsfehler: Es sei aus den Traditionen des Heiligen Römischen Reiches erwachsen und basiere auf Kompromissen. Dieses Europa sei nicht stark gegenüber "äußeren Mächten".
Gegen die "Diffusion von Macht"
Die Lösung sieht Simms in der Übernahme des "angelsächsischen konstitutionellen Modells" - und dem "Abrücken von einem eher deutschen Modell", das aus der "Diffusion von Macht" bestehe. Demnach seien ein Präsident und ein Senat, der aus den Regionen zusammengestellt werde, die beste Wahl. "Wir haben im Moment in der EU eine Konstruktion, die diese gewaltige Macht, die wir besitzen, (...) reduziert. Die Modelle, die wir in den Vereinigten Staaten sehen oder in Großbritannien, potenzieren die Macht."
Doch ohne äußeren Druck, so die Überzeugung des Historikers, werde es nicht zu einer stärkeren Union kommen. Simms denkt dabei weniger an Gefahren, wie sie vom Islamischen Staat ausgehen, als vielmehr an Druck aus dem Osten - "von Herrn Putin".
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