Europa - der blaue Stern

06.07.2007
Flotte Märsche, sentimentale Walzer, gewaltiges Pathos – was hat das mit Europa zu tun? Am 17. Juni gab es im Berliner Konzerthaus ein Galakonzert anlässlich der deutschen EU-Ratspräsidentschaft, die vor wenigen Tagen endete. "Europa – der blaue Stern" lautete das fantasievolle Motto. Eingeladen waren das Junge Klangforum Mitte Europa und sein Gastdirigent Sebastian Weigle.
Manch einen mag es beim Betrachten des Gala-Programms kalt den Rücken heruntergelaufen sein – Richard Wagners Meistersinger-Ouvertüre beschloss den Abend, jenes unbestreitbar glänzende Musikstück, mit dem einst die Nazis ihre Parteitage eröffneten. Doch das europäische Galakonzert war insgesamt sehr modern, jugendlich, fröhlich und nachdenklich und auch multikulturell. Denn alle Sprachen der 27 Mitgliedsländer waren zu hören - alle Zungen von Finnisch bis Maltesisch präsentierten sich im Rahmen eines Defilees am Gendarmenmarkt. Musikalisch bot das vom Deutschen Außenamt ausgerichtete Ereignis viel zeitgenössische Musik. Durchgestylte Filmmusik des jungen Brandenburger Komponisten Marian Lux, drei anspruchsvolle Auftragswerke von Künstlern aus Slowenien, Portugal und Deutschland, die direkt auf die sogenannte Europahymne – den Schlusschor aus Beethovens Neunter – Bezug nehmen. Dazu kommt Musik des bekannten Künstlers Moritz Eggert, die sich mit der unseligen Marschtradition und dem oft lächerlichen Pathos der Nationalhymnen auseinandersetzt. Die musikalischen Highlights aus dem Galakonzert hat Deutschlandradio Kultur aufgezeichnet.

Der Konzertabend endet schließlich wie er begann, nämlich mit Filmmusik. Im zweiten Teil des Konzertabends stellen wir eine neue CD aus der Reihe der Filmmusiken von Alfred Schnittke vor. "Alfred Schnittke – Film Music Vol. III" heißt die neue Veröffentlichung des Rundfunk-Sinfonieorchesters Berlin unter Frank Strobel, der auch die Arrangements und Zusammenstellungen der Suiten aus den Filmen "Das Märchen der Wanderungen" und "Rikki-Tikki-Tavi" besorgt hat. Eine märchenhafte CD, denn beide Filme basieren auf fantastischen Geschichten. "Rikki-Tikki-Tavi" erzählt nichts anderes als die gleichnamige Geschichte aus Kiplings berühmtem "Dschungelbuch". Alfred Schnittke schuf in den längst vergangenen ruhmreichen Tagen der sowjetischen Filmindustrie aktuelle und spannende Musik, die auch heute noch ohne die suggestive Kraft der Bilder ihre volle Wirkung entfaltet.



Konzerthaus Berlin
Aufzeichnung vom 17. Juni 2007

Marian Lux
Dreamwalks

Daniel Hensel
Reflexionen für Orchester (UA)

Tadeja Vulc
«Der Ball» für Orchester (UA)

Luis Antunes Pena
«vermalung IV – ludwig V» für Orchester (UA)

Moritz Eggert
Drei Märsche aus "Processional" (UA)
Hämmerklavier XIX – Hymnen der Welt

Richard Wagner
Ouvertüre zu "Die Meistersinger von Nürnberg"


Moritz Eggert, Klavier
Junges Klangforum Mitte Europa
Leitung: Sebastian Weigle

gegen 21:10 Uhr Konzertpause mit Nachrichten

Alfred Schnittke
"Rikki-Tikki-Tavi", Suite aus der Filmmusik von 1976
"Das Märchen der Wanderungen", Suite aus der Filmmusik von 1982/83 (Ausschnitte)


Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin
Arrangement und Leitung: Frank Strobel