Epidemie

Schnelltests für Zika-Viren weltweit gefragt

Eine Labormitarbeiterin untersucht in Dassow (Mecklenburg-Vorpommern) bei der Firma Euroimmun bei einem Immunfluorenztest eine Probe mit Antikörpern. Für den Nachweis des Zika-Virus setzt Brasilien Diagnosetechnik ein, die in Nordwestmecklenburg produziert wird.
Eine Labormitarbeiterin untersucht in Dassow bei der Firma Euroimmun bei einem Immunfluorenztest eine Probe mit Antikörpern. Für den Nachweis des Zika-Virus setzt Brasilien Diagnosetechnik ein, die in Nordwestmecklenburg produziert © picture alliance / dpa / Daniel Bockwoldt
Von Silke Hasselmann · 09.02.2016
Das Zika-Virus verbreitet sich gerade rasant in Südamerika. Bislang war eine Infektion schwer nachzuweisen, doch ein Unternehmen im mecklenburgischen Dassow hat den weltweit ersten umfassenden Schnell-Tests entwickelt. Die Nachfrage ist riesig.
"Vorsicht. Biogefährdung Schutzstufe 2" steht auf mehreren Türen und Glasscheiben, hinter denen das Dassower Tropenlabor liegt. Hier tragen die Mitarbeiter Gummihandschuhe über den Ärmeln ihrer klinisch reinen Ganzkörperkittel, so wie diese Laborantin, die mit einer großen, spritzenähnlichen Pipette eine rote Flüssigkeit in einen Glasbehälter gibt.
"Das war es schon."
Es handelt sich um Nährboden, auf dem zuvor mit Zika-Viren infizierte Zellen kultiviert und vermehrt werden - Grundlage für die weltweit gefragten Schnelltests. Vor allem nach der Zulassung durch die brasilianischen Behörden vorige Woche wollen die Dassower mehrere tausend Komplett-Pakete pro Woche packen und verschicken, erklärt Dr. Erik Lattwein.
"Alle benötigen diese Tests. Einerseits natürlich die Länder, in denen das Virus endemisch ist, in denen die Krankheiten wirklich in Massen auftreten in der Bevölkerung. Andererseits haben wir viele Anfragen aus europäischen Ländern, wo spezielle Referenzinstitute Reiserückkehrer - also Touristen - auf dieses Virus, auf diese Infektionen hin untersuchen müssen."
Gute Kontakte zu Virologen in aller Welt
Vorsprung durch gute Kontakte zu Tropenmedizinern und Virologen in aller Welt, die das Ohr an der Masse haben und frühzeitig zurückkabeln, was sich tut. Der nächste Schritt, so Laborchef Lattwein:
"Man muss das Virus haben. Man muss das Virus vermehren und kultivieren können. Und dann muss man eben diese spezielle Technik beherrschen."
Das klappte schon, als alle Welt plötzlich Schnelltests für MERS-, SERS- und Vogelgrippeviren haben wollte. Nun sind die Norddeutschen auch beim Zika-Virus wieder die Ersten.
Schon 2014, als vermehrte Infektionsausbrüche in Französisch-Polynesien auftauchten, hatte sich das Tropenlabor in Lübeck Zika-Viren schicken lassen, um Schnelltests zu entwickeln. Dass man den richtigen Riecher hatte, bestätigte sich vorigen Oktober, als auch Brasilien und El Salvador über eine besorgniserregende Häufung entsprechender Infektionskrankheiten berichteten und über einen möglichen Zusammenhang zu Gehirnfehlbildungen bei Neugeborenen.
Test kann Antikörper nachweisen
Nun, da die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Ausbreitung des Zika-Virus als "globalen Gesundheitsnotstand" einstuft, können die Norddeutschen liefern. Mit ihren Diagnostiktests könne man im Blut eines Patienten nachweisen, ob es eine Zika-Virusinfektion gibt oder nicht, erklärt der Chef des Tropenlabors, Dr. Erik Lattwein:
"In einer Probe des Patienten - Serum oder Plasma - befinden sich im Falle einer Infektion Antikörper. Und diese Antikörper können wir mithilfe dieser Tests nachweisen."
Wer den Immun-Fluoreszenztest bestellt, erhält nun aus Dassow unter anderem einen sogenannten Objektträger mit dem Substrat aus virusinfizierten Zellen. Darauf müsse man die Patientenblutprobe tropfen.
"Wenn Antikörper im Serum des Patienten vorhanden sind, dann binden sie sich an das Antigen - also in diesem Fall an das Virus. Diese Bindung kann in einem zweiten Schritt nachgewiesen werden mit einem Fluoreszenz-Farbstoff. Das heißt: Sind Antikörper enthalten, haben wir eine positive Fluoreszenz der Viruspartikel. Sind keine Antikörper vorhanden, ist das Bild negativ und dunkel."
Infektion bleibt in 80 Prozent der Fälle unbemerkt
Das ELISA-Verfahren wiederum sei vor allem für große Probemengen geeignet. An einem Fließband werden Mikroplatten mit Antigenen beschichtet, die nur aus einem Protein aus dem Zika-Virus bestehen, aber ebenfalls Antikörper an sich binden würden, gäbe es sie im Patientenblut.
"Das heißt, wir verwenden hier nicht das komplette Virus, sondern wir haben wir ein spezifisches einzelnes Antigen, das wir selbst entwickelt und produziert haben in unserer Firma. Und das hier durch diese Automaten automatisch abgefüllt wird in diese kleinen Vertiefungen hinein. "

Weltweit einmalig: Beide Verfahren können eine Infektion auch dann noch anzeigen, wenn sie mehr als 5 Tage zurückliegt und das Zika-Virus selbst nicht mehr nachzuweisen ist. Weil in 80 Prozent aller Fälle eine Infektion unbemerkt bleibt, könnten die nachträglichen Erkenntnisse helfen, die tatsächliche Ausbreitung dieses Virus zu überwachen und so zu erforschen, ob es wirklich einen Zusammenhang gibt zu Fehlbildungen bei Föten oder zu neuronalen Erkrankungen wie dem Guillain-Barré-Syndrom (GBS).
Sicher ist: Auch mit Blick auf die zahlreichen Besucher der diesjährigen Olympischen Sommerspiele in Brasilien ist die Nachfrage nach den Dassower Schnelltest-Komplettpaketen in aller Welt groß und somit die Zukunft der 450 Labor-Arbeitsplätze in Nordwestmecklenburg bestens gesichert.Epid
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