Einfuhrverbote

Neue Märkte für 10.000 Tonnen Äpfel

Ein Apfel der Sorte Elstar hängt an einem Zweig auf einer Plantage bei Braunschweig. Nachdem die frühen Sorten im August von den Bäumen geholt worden sind, beginnen die Bauern und Plantagenbesitzer im September mit der Haupternte der Sorten Elstar, Holsteiner Cox und Jonagold.
Ernte im Alten Land in Niedersachsen. Für einen Teil der Äpfel müssen die Plantagenbesitzer jetzt neue Kunden gewinnen. © picture alliance / dpa / Peter Steffen
Von Hilke Janssen · 19.08.2014
Lieferstopps für Russland sind für Produzenten aus Niedersachsen nichts Neues. Die Auswirkungen der aktuellen Sanktionen sind hier daher bisher kaum spürbar - denn es gibt kaum mehr jemanden, der sich auf Russlandgeschäfte fokussiert.
In Niedersachsen sind die Auswirkungen der Sanktionen bisher kaum spürbar. Obwohl das Land wichtiger Agrar-Standort ist, trifft der Importstopp für Lebensmittel die Ernährungsbranche im Norden nur wenig. Denn schon seit etwa zwei Jahren verhängt Russland immer wieder Liefer-Stopps, zum Beispiel für Milch oder Schweinefleisch aus Niedersachsen. Damit wolle Russland gezielt die Produzenten im eigenen Land stärken, sagt Tillmann Brunner von der Industrie- und Handelskammer in Hannover.
"Deswegen sind diese Branchen alle vorgewarnt. Da gibt es kaum mehr einen Produzenten, der sich ganz stark auf das Russlandgeschäft fokussiert hat. Und der jetzt so stark drunter leiden würde, dass ich mir wirklich Sorgen mache."
Indirekte Folgen bald spürbar
Denn insgesamt gehen nur etwa 1,5 Prozent der Exporte aus der niedersächsischen Ernährungsbranche nach Russland. Die Obstbauern im Alten Land rechnen damit, dass sie künftig knapp 10.000 Tonnen Äpfel weniger verkaufen. Sie hatten für russische Kunden besonders große dunkelrote Äpfel der Sorte Jonagold angebaut. Dafür müssen sie sich jetzt neue Märkte suchen - genau wie die Konkurrenz aus den anderen EU-Staaten und den USA. Die Produzenten werden also wohl bald die indirekten Folgen des Einfuhrstopps zu spüren bekommen, so die Sprecherin des niedersächsischen Landwirtschaftsministeriums, Natascha Manski.
"Einfach weil die Staaten, die vorher auch nach Russland exportiert haben, natürlich schauen, dass sie ihre Ware jetzt innerhalb der europäischen Union verkaufen. Und das kann natürlich dazu führen, dass einfach mehr da ist und sich auf die Preise auch entwickelt."
Lage in der mittelständischen Industrie unübersichtlich
Unübersichtlich ist die Lage zurzeit in der mittelständischen Industrie: Viele Maschinen- und Anlagenbauer prüfen noch, ob und inwieweit sie von Handelsbeschränkungen betroffen sind. Der internationale Autozulieferer Continental und Deutschlands zweitgrößter Stahlhersteller Salzgitter AG machen beide nur etwa ein Prozent ihres Umsatzes in Russland und spüren darum kaum Auswirkungen. Europas größter Autobauer Volkswagen leidet zwar nicht direkt unter den Sanktionen, aber der russische Automarkt schwächelt seit Monaten: Im ersten Halbjahr 2014 sind die Absatzzahlen von VW um mehr als acht Prozent eingebrochen.
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