Eine Ratte als Meisterkoch

Von Bernd Sobolla · 04.10.2007
Der Animationsfilm "Ratatouille" erzählt die Geschichte der Ratte Rémy, die von einer Karriere als Meisterkoch träumt. In einem Pariser Sternerestaurant springt sie dem überforderten Koch zur Seite. - Ein wunderbar inszenierter und perfekt animierter Film und ein heiterer Angriff auf die Fastfood-Kultur.
Die Ratte Rémy lebt irgendwo in Frankreich mit ihrem Clan. Doch im Gegensatz zu den Artgenossen, die sich die Bäuche mit Abfällen voll schlagen, steht Rémy nur auf kulinarische Leckereien. Stets sucht er die frischesten Zutaten und feinsten Gewürze. Und in dem Haus, in dem die Ratten wohnen, sieht sich Rémy am liebsten eine Kochsendung im Fernsehen an. Als sie aus dem Haus vertrieben werden, verliert Rémy seine Familie in der Kanalisation.

Doch er hat Glück im Unglück. Als er wieder auf der Oberfläche auftaucht, befindet er sich Mitten in Paris. Und besser noch: direkt vor dem Restaurant seines Meisterkoch-Idols Gusteau. Der ist inzwischen verstorben, das Restaurant müht sich um seinen Ruf, und in der Küche wird gerade der mäßig begabte Linguini von der Köchin Colette eingeführt.

"Hör zu, ich möchte dir nur sagen, was für eine Ehre es für mich ist, als Lehrling einer solchen…"
"Ah. Nein, du hörst zu! Ich möchte dir nur sagen, mit wem genau du es hier zu tun hast. Wie viele Frauen siehst du hier in dieser Küche?"
"Weißt du… "
"Nur mich! Und warum ist das so? Weil in der Cuisine eine antiquierte Hierarchie herrscht. Beruhend auf Vorschriften von dummen, alten Männern. Vorschriften, die es Frauen unmöglich machen, Einzug in diese Welt zu halten. Aber trotzdem bin ich hier. Wie kam es wohl dazu?"
"Na ja, weil du…"
"Weil ich stärker bin als alle Köche hier."

Als Linguini eine Suppe ruiniert, greift Rémy ein und rettet mit einer genialen Gewürzkombination das Essen. Die Suppe wird von den Gästen gefeiert. Und mit der Unterstützung von Rémy steigt Linguini allmählich in der Küche auf, obwohl er vom Kochen keine Ahnung hat.

"Ich kann nicht kochen. Oder doch? Aber du kannst es, stimmt es? Sei mal nicht so bescheiden. Du bist eine Ratte verflixt noch mal. Gemeinsam bringen wir es zum besten Koch von Paris."

Für Autor und Regisseur Brad Bird beschreibt "Ratatouille" ganz menschliche Aspekte.

"Ratatouille handelt von der Ratte Rémy, die davon träumt, Koch in einem der besten Restaurants von Paris zu werden. Für mich ist es ein sehr persönlicher Film, denn wir alle träumen irgendwie von unmöglichen Dingen und versuchen sie zu verfolgen. Und das ist der ultimative unmögliche Traum."

"Ratatouille” ist spannend erzählt, wunderbar inszeniert und perfekt animiert. Aber das Beste: Trotz rasanter Kamerafahrten und überzeugender 3-D-Wirkung, erschöpft sich Brad Bird nicht in technischen Raffinessen. Vielmehr bietet die gelungene Mischung aus Kinder- und Erwachsenenfilm zugleich einen heiter-subversiven Angriff auf die Fastfood-Kultur.
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