Doku "Sonita" über junge Afghanin

"Sie wollte einfach rappen"

Sonita Alizadeh (l) und Rokhsareh Ghaem-Maghami (r)
Sonita Alizadeh (l) und Regisseurin Rokhsareh Ghaem-Maghami (r) auf dem Sundance Filmfestival im Januar 2016. © picture alliance/dpa/Foto: George Frey
Rokhsareh Ghaem-Maghami im Gespräch mit Stephan Karkowsky · 26.05.2016
Die iranische Filmemacherin Rokhsareh Ghaem-Maghami traf in Teheran auf ihre titelgebende Protagonistin "Sonita". Aus Afghanistan geflüchtet, wollte ihre Familie sie dorthin zurück verheiraten. Maghami beschloss ihr zu helfen, und wurde selbst Teil der Geschichte.
Sonita und ihre Eltern waren vor den Taliban in den Iran geflohen, als die Taliban noch an der Macht waren. Die Terrormiliz hatte die Familie bedroht und Sonitas Bruder erschossen. Noch heute leben sie im Iran als illegale Flüchtlinge, die im Land nicht registriert wurden, sagte Regisseurin des Dokumentarfilms "Sonita", Rokhsareh Ghaem Maghami, im Deutschlandradio Kultur.
"So können sie in der Gesellschaft auch nicht integriert werden, weil sie keine Papiere haben. Und ohne Ausweis bleibt einem auch der Schulbesuch verwehrt."
Um ihrem Schicksal zu entfliehen, wollte Sonita Rap-Künstlerin werden. Im Iran dürfen Frauen aber nicht alleine auftreten.
"Frauen dürfen nach dem Gesetz der Scharia nicht solo singen. Deswegen können sie auch nicht im Fernsehen oder in den offiziellen Medien auftreten. Aber es gibt eine Untergrundszene von Frauen, die im Iran Videos aufnehmen oder - auch außerhalb des Landes - ihre Musik aufnehmen. Und Sonita wurde von solchen Frauen inspiriert."

Ihr Ziel: Rapperin werden

Sonitas Ziel sei es gewesen, Rapperin zu werden, sagte Ghaem Maghami.
"Sie wollte einfach rappen. Egal, mit welchen Schwierigkeiten das verbunden war."
Ihre Familie hatte jedoch einen traditionellen Lebensweg für sie vorbestimmt. Gegen ihren Willen sollte Sonita verheiratet werden. Regisseurin Rokhsareh Ghaem Maghami entschied sich an diesem Punkt aus humanitären Gründen ihrer Protagonisten zu helfen.
"Ab einem gewissen Zeitpunkt habe ich gemerkt, dass ich diesem Desaster nicht einfach nur zuschauen kann und nicht einfach nur mit ansehen kann, wie sie nach Afghanistan verkauft wird, und darum habe ich eingegriffen. Ich habe ihrer Mutter etwas Geld gezahlt und ihr damit Zeit gekauft."
An diesem Punkt habe sich die Filmemacherin entschieden, auch vor der Kamera in Erscheinung zu treten.
"Ich habe mich entschieden, Teil der Geschichte zu werden, als Sonita mich gefragt hat, ob ich ihr helfen kann. Selbst wenn ich abgelehnt hätte, wäre ich ja schon ein Teil der Geschichte gewesen."

Dokumentarfilm "Sonita"
Regie: Rokhsareh Ghaem Maghami
Produktion: Aline Schmid, Intermezzo Films (CH), Rokhsareh Ghaem Maghami (IRAN), 2015
Läng: 91 Minuen
Filmstart: 26. Mai 2016

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