DJ-Führerschein

Kein Sonderzug nach Pankow

Rot angestrahlte Diskokugel
DJ in der DDR: Nicht ohne meine Spielerlaubnis © dpa picture alliance / Tobias Hase
Moderation: Andreas Müller · 23.10.2014
Getanzt wurde auch im Sozialismus. Aber in der real existierenden Bürokratie DDR durfte natürlich nicht jeder DJ, pardon, "Schallplattenunterhalter" werden, sondern nur, wer eine "staatliche Spielerlaubnis" besaß. Einer von ihnen war Tom Hehde, der heute als Radiomoderator arbeitet.
"Schallplattenunterhalter" - so nannte man in der DDR einen DJ. So umständlich wie der Begriff war auch der Weg zu diesem Beruf. Denn nur, wer eine "staatliche Spielerlaubnis" besaßt, durfte in einer DDR-Diskothek auflegen.
"Dazu musste der potenzielle DJ zunächst erst mal einen Kurs belegen", sagt Tom Hehde, ehemaliger DDR-DJ und heute Radiomoderator. Danach hätten einige der Kandidaten "den sogenannten Fördervertrag mit dem Kreiskabinett für Kulturarbeit" bekommen.
Schallplattenunterhalter Stufe A, B und C
Damit habe man ein Jahr lang spielen dürfen und danach eine "Einstufung" bekommen: Schallplattenunterhalter der Kategorie A und B hätten den Bezirk nicht verlassen dürfen. Ein DJ der Stufe C dagegen in der ganzen DDR spielen können.
Tom Hehde hat lange in einer Diskothek im Fernsehturm am Berliner Alexanderplatz aufgelegt:
"Am Wochenende kamen aus Westberlin immer die GIs rüber zum Tanzen, weil es eben sehr günstig war und die DDR-Frauen auch bereit waren, sich auf ein Gespräch einzulassen, nenne ich es mal."
Gespielt habe er vor allem West-Musik, nur bei "auffälligen Personen" im Saal habe man vorsichtig sein müssen.
Ein "Präsent 20"-Anzug für zwei
"Da waren doch oft auffällige Personen, im 'Präsent 20'-Anzug in Grün mit einem gelben Hemd, jedenfalls irgendwie Sachen, die nicht zusammen passten", erinnert sich Tom Hehde. "Wobei, wenn die zu zweit waren, hat man schon gemerkt, wie es zusammenpasst. Dann hatte nämlich der eine die Hose zu dem Jackett des jeweils anderen an."
Unweigerlich Ärger bekommen habe man allerdings bei Songs von Musikern, die die DDR verlassen hätten - und bei Udo Lindenbergs "Sonderzug nach Pankow", sagt Hehde.
"Wir haben uns dann mal hinter den Kulissen getroffen und uns darauf geeinigt, dass wir allesamt den Chattanooga Choo Choo spielen von Glenn Miller, das Original, da war ja nichts gegen einzuwenden – und wir haben das Publikum singen lassen."