Dirigent Lahav Shani

Wenn die Chemie stimmt

Der israelische Dirigent Lahav Shani beim Gustav Mahler Dirigentenwettbewerb mit den Bamberger Symphonikern in Bamberg
Der israelische Dirigent Lahav Shani © dpa / picture alliance / Bamberger Symphoniker / Peter Eberts
Lahav Shani im Gepräch mit Matthias Mauersberger · 17.01.2017
Er gilt als Ausnahmetalent am Dirigentenpult: Mit nicht einmal 30 Jahren wird der Pianist und Dirigent Lahav Shani Musikdirektor in Rotterdam. Dabei strahlt er vor allem eines aus: Unbekümmertheit und Experimentierfreude. Das Vertrauen zwischen ihm und dem Orchester sei das Wichtigste, meint Shani.
Der knapp 28-jährige israelische Dirigent und Pianist Lahav Shani wird ab September 2018 Musikdirektor des Rotterdam Philharmonic Orchestra. Lahav Shani hatte sich 2013 als Gewinner des Gustav-Mahler-Dirigentenwettbewerbs in Bamberg einen Namen gemacht. Am 22. Januar tritt er als Dirigent zusammen mit dem Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin in der Philharmonie auf. Paul Dukas, Igor Strawinsky und Dmitri Schostakowitsch stehen auf dem Programm.
Dass Shani nicht nur dirigieren, sondern sich zugleich auch für das technisch sehr anspruchsvolle 2. Klavierkonzert von Dmitri Schostakowitsch ans Klavier setzen wird, lässt den jungen Musiker unbeeindruckt. Aber: Dirigieren und Klavierspielen gleichzeitig, geht das?
"Es gibt einige Dinge, die viel leichter sind, als man denkt, wenn man gleichzeitig spielt und dirigiert. Denn es gibt Dinge, die für das Orchester total selbstverständlich sind, wenn die Musiker Präzision haben und Sensibilität."
Und: Schon oft hätten ihm Dinge vor dem Dirigieren Kopfzerbrechen bereitet, die sich dann als problemlos und selbstverständlich herausgestellt hätten.
"Wenn das Orchester schon alles weiß, dann ist das eigentlich fast wie Kammermusik: Man hört zu, man muss noch mehr zuhören als normal, wenn man nur dirigiert. Es ist vielleicht nicht so bequem, aber andererseits kann es so schön flexibel sein, wenn man auf diese Art miteinander musiziert."
Das RSB und er vertrauten einander – und dies sei die wohl wichtigste Grundlage. Lahav Shani benutzt im Gespräch häufiger Redewendungen wie "die Chemie stimmt" oder "es gibt ein Vertrauensverhältnis". Dies treffe auch auf seine neue Aufgabe als Musikdirektor des Rotterdam Philharmonic Orchestra zu. Er versucht damit zu umschreiben, wie er, der von vielen der deutlich älteren Musiker vielleicht als Jungspund wahrgenommen wird, seine Chefposition interpretieren möchte. Dass man ihn wegen seines Alters nicht ernst nehme, sei ihm noch nie passiert.
Shani sagte weiter: Man müsse versuchen zu erkennen, was ein Orchester einem als Dirigenten anbiete – und man müsse diese "wilde Energie" sofort greifen und in Kreativität umwandeln. "Ich werde nicht versuchen, meine Musiker zu kontrollieren."

Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin mit Lahav Shani (Dirigent und Klavier),
22. Januar 2017, 20 Uhr, Berliner Philharmonie

Programm: Paul Duka"Der Zauberlehrling", Dmitri Schostakowitsch, "Konzert für Klavier und Orchester Nr. 2 F-Dur op. 102", Igor Strawinsky, "L’Oiseau de feu (Der Feuervogel), Suite"

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