Die goldene Adele

Moderation: Katja Schlesinger · 20.06.2006
Nie zuvor ist für ein Gemälde so viel gezahlt worden. Gustav Klimts Porträt der Adele Bloch-Bauer gehört nun dem Kosmetikhersteller Ronald Lauder. Es ist eines von fünf Klimt-Bildern, die von den Nazis geraubt und nach Wien gebracht worden waren.
Vor kurzem waren sie nach einem langen Rechtsstreit zwischen der Familie Bloch-Bauer und dem österreichischen Staat der rechtmäßigen Erbin, der 90-jährigen Maria Altmann, zugesprochen worden, die in den USA lebt. Sie ist die Nichte der Porträtierten. Für dieses Gemälde, an dem Klimt drei Jahre gearbeitet hat, bezahlte Ronald Lauder 135 Millionen Dollar. Es gilt neben "Der Kuss" als Klimts größtes Kunstwerk. Der neue Besitzer bezeichnet es als seine "Mona Lisa".

Deutschlandradio Kultur sprach darüber mit dem Kunstkritiker Stefan Koldehoff. Lesen Sie hier einen Auszug aus dem Gespräch:

Schlesinger: Reden wir zunächst einmal über das Gemälde selbst. Das Porträt ist bekannt als die 'Goldene Adele'. Es ist ein goldflirrendes Bildnis einer Zuckerfabrikanten-Gattin. Könnten Sie es genauer beschreiben - und für welchen Stil steht dieses Bild Klimts?

Koldehoff: Es ist absoluter Jugendstil. Dieses Bild ist eigentlich Schönheit pur, Ästhetik pur. Wenn man nun noch weiß, dass diese Dame möglicherweise, so heißt es jedenfalls, auch die Geliebte von Klimt gewesen ist, dann kann man sich auch vorstellen, mit welchem inneren Engagement er da gemalt hat. Die Dame ist fast lebensgroß wiedergegeben und etwa bis zur Hüfte dargestellt. Sie blickt den Betrachter an. Und der Hintergrund, das ist das eigentlich Faszinierende, neben dem wunderschönen Porträt selbst mit kirschrotem Mund, ist teilweise mit Blattgold belegt. Also Porträtkunst und Ornamentik des Jugendstils finden da zu einer wunderbaren Einheit. Das mit der "Mona Lisa" für die Zeit des Jugendstils der Jahrhundertwende zu vergleichen, das ist sicherlich nicht zu hoch gegriffen.

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