Die Entdeckung einer Künstlerin

Von Katja Barton · 17.08.2007
In den Geschichtsbüchern der deutschen Kunst fehlt ihr Name: Charlotte Salomon. Dabei ist der Bilderzyklus, den die junge Frau vor ihrer Ermordung in Auschwitz gemalt hat, ein Schlüsselwerk des 20. Jahrhunderts. Jetzt kehrt ihr Werk in ihre Heimatstadt Berlin zurück, wo es im Jüdischen Museum ausgestellt wird: Unter dem schönen Titel: "Leben? Oder Theater?"
"Heben Sie das gut auf, c'est toute ma vie! - Das ist mein ganzes Leben!" Mit diesen Worten überreicht Charlotte Salomon kurz vor ihrem Tod im Konzentrationslager Auschwitz ihr malerisches Lebenswerk einem Freund.

Es war ein kurzes wie auch tragisches Leben. Geboren wurde sie 1917 in eine gutbürgerliche jüdische Familie in Berlin. Sie besucht das Gymnasium, verlässt die Schule aber 1933, ein Jahr vor dem Abitur, um antisemitischen Anfeindungen zu entgehen.

Zwei Jahre später beginnt Salomon ein Studium an einer Berliner Kunsthochschule. Sie emigriert 1939 und zieht nach Südfrankreich zu ihren Großeltern.

Als sich die Großmutter angesichts der verzweifelten politischen Lage das Leben nimmt, erfährt Salomon von dem tragischen Familiengeheimnis. Auch ihre Mutter und andere Verwandte haben Selbstmord begangen. Diese Erkenntnis bringt sie zum Malen. Sie benutzt die Kunst, um sich von der familiären Todessehnsucht zu distanzieren.

Im Sommer 1943 heiratet die inzwischen 26-jährige Salomon einen österreichischen Emigranten. Kurz darauf wird das Paar verhaftet und nach Auschwitz deportiert. Vermutlich direkt nach ihrer dortigen Ankunft wird Charlotte Salomon ermordet. Sie war im fünften Monat schwanger.