Der Teufel guckt in die Röhre

Von Uwe Friedrich · 22.02.2010
Der Teufel hat es auch nicht mehr leicht, seit wir Menschen nicht mehr so recht an ihn glauben. Was soll er denn auch machen, wenn die Menschen alles Übel der Welt längst selber in die Hand genommen haben? Das Böse löst sich von der Figur Luzifers und diffundiert, sagte der Münchner Dramatiker Thomas Ostermayer, von dem das Libretto stammt.
Mit anderen Worten: Wir sind inzwischen selber für alle Grausamkeiten zuständig und der Teufel guckt in die Röhre. Vorher haben in Peter Eötvös siebter Oper jedoch Luzifer und seine Partnerin Lucy das Urpaar Adam und Eva immer wieder in Versuchung geführt. Eine wilde Reise führt durch Zeit und Raum, von Rom und Bagdad auf das Dach der Welt, nach Phosphor City und Jenseits von Eden.

Vor allem in die Zukunft, denn Librettist Albert Ostermaier ist bekennender Science-Fiction-Fan. Seine Sprache vernetzt Homersche Lyrik und Dantes "Göttliche Komödie" mit absurden Textfragmenten und Trivialliteratur. Knappe zwei Stunden dauert die Konversationsoper, in der die Sänger viel Text zu absolvieren haben, und an deren Ende Adam seine Eva ermordet.

Absurde Komik kommt ebenso vor wie apokalyptische Endzeitvisionen. Genügend Raum für den Komponisten Peter Eötvös, dessen Markenzeichen eine chamäleonhafte Aneignung unterschiedlichster Stile ist. Mit seinen bisher sechs Opern gehört er zu den meistgespielten Bühnenkomponisten unserer Zeit. Die Tschechow-Vertonung "Tri Sestri" wird gerade am Münchner Prinzregententheater gespielt, seine Garcia-Marquez-Oper "Love and Other Demons" war nach der mittelprächtigen Uraufführung beim Festival in Glyndebourne ein riesiger Überraschungserfolg in Chemnitz.

Heute Abend dirigiert der Komponist ein kleines Orchester im Graben, während das Hauptorchester mit einem weiteren Dirigenten auf der Bühne des Nationaltheaters platziert ist. Wie das Zusammenspiel dann klingen wird, dazu wollte sich Peter