Der Glaube an die Globuli - wie wirksam ist die Homöopathie?

Moderation: Gisela Steinhauer · 02.02.2013
Kaum eine medizinische Richtung polarisiert so sehr wie die Homöopathie. Die einen schwören auf die weißen Kügelchen, andere halten sie für wirkungslosen und teuren Hokuspokus. Was ist dran an den Globuli? Wie wirksam ist die Homöopathie? Was spricht für sie, was dagegen?
"Homöopathie steht auf einer Stufe mit Geistheilungen, Astrologie und Wünschelrutengehen", sagt der Wissenschaftsjournalist Christian Weymayr. "Kein `Dr. med´, der in den letzten 20 Jahren auch nur einmal das Ärzteblatt aufgeschlagen hat, kann ernsthaft an Homöopathie glauben. Wer sich mit seinem Doktortitel auf eine akademische Ausbildung und damit auf eine naturwissenschaftliche Fundiertheit beruft, und gleichzeitig homöopathische Arzneimittel als wirksam bezeichnet, lügt.”

Seine Kritik hat Weymayr in dem Buch "Die Homöopathie-Lüge" zusammengefasst. Die weißen Kügelchen, die bei Schnupfen ebenso helfen sollen wie bei Krebs, seien teuer und wirkungslos. Und unter Umständen auch gefährlich: "Weil gerade Kinder zu einer Medikamentengläubigkeit erzogen werden, die Sie schulmedizinisch nie hinkriegen würden. Zum anderen: Eine große Gefahr ist, dass wirksame Therapien versäumt werden."

Weymayr fordert daher, dass die Homöopathie zum einen aus den Arztpraxen und den Universitäten verschwinden soll, dass homöopathische Mittel nicht mehr in Apotheken verkauft werden, und ihr Sonderstatus als "besonderen Therapierichtung" gestrichen wird.

"Die Homöopathie ist eine ärztliche Heilkunst", entgegnet Roland Baur. Der Arzt für innere Medizin und Homöopathie setzt seit mehr als 25 Jahren auf die Lehre Samuel Hahnemanns und verteidigt sie gegen die immer wieder aufkeimende Kritik:
"Homöopathische Mittel sind Medikamente, da mache ich keine Trennung. Sie ist eine medizinische Heilkunst und alles, was ich einst gelernt habe, hat alles seinen Platz: die Diagnostik, die Therapieformen. Es unterscheidet sich nur in einer Therapieform sehr, in der ausgefeilteren Anamnese."

Die Schulmedizin setze viel zu sehr auf Medikamente und Apparate. "Die Homöopathie lässt auch geistige und emotionale Ebenen zu. Der Patient bekommt ein Bild von seiner Erkrankung. Man spricht ja nicht umsonst von Krankheitsbildern. Das hilft ihm viel mehr, als wenn der Arzt ihm sagt: Ihr Laborwert liegt zwischen 1,5 und 2 – Sie sind gesund. Aber das Bild vermittelt Sinn, der Patient versteht seine Krankheit besser."

Die Kritik, die homöopathischen Mittel seien wirkungslos, weist Baur, der auch Komplementärmedizin an der Berliner Charité lehrt, zurück.

"Die Frage ist doch, ob man Wirkung nur durch die Substanz erklärt. Wenn jemand mit Kopfschmerzen in ein Beethoven-Violin-Konzert geht, und anschließend sind die Kopfschmerzen weg – wie wollen Sie das wissenschaftlich beweisen? Es gibt unendlich viele andere Arten von Wissenschaft."

Seine Mahnung: "Wenn die Homöopathie verschwände, wäre ein unglaublich großer Wissensschatz über Medizin und Krankheiten nicht mehr verfügbar."

Der Glaube an die Globuli – Wie wirksam ist die Homöopathie?
Darüber diskutiert Gisela Steinhauer heute von 9 Uhr 05 bis 11 Uhr mit Christian Weymayr und Roland Baur. Hörerinnen und Hörer können sich beteiligen unter der Telefonnummer 00800 2254 2254 oder per E-Mail unter gespraech@dradio.de.


Informationen im Internet

Über die Homöopathie: https:www.dzvhae.de/

Über Christian Weymayr: http://www.christian-weymayr.de/homoeopathie.html/

Literaturhinweis:
Christian Weymayr, Nicole Heißmann: "Die Homöopathie-Lüge
So gefährlich ist die Lehre von den weißen Kügelchen", Piper Verlag 2012
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