Der Gitarrist Andreas Dombert über sein Trioalbum "35"

Mit "Hassliebe zum Jazz"

Andreas Dombert
Der Gitarrist Andreas Dombert ist eher spät zum Jazz gekommen. © Presse Andreas Dombert
Von Johannes Kaiser · 23.05.2016
Für sein neues Werk "35" hat sich der Gitarrist Andreas Dombert Bassist Henning Sievert und Schlagzeuger Johannes Rückert ins Studio geholt. Ergebnis: schwebende Gitarrenläufe, groovige Bassläufe und jazziger Schönklang.
"Also ich pflege so eine gewisse Hassliebe zum Jazz. Der Jazz ist erst sehr spät gekommen. Also ich hab dann mitbekommen, dass man Jazz studieren kann, dachte aber damals, es ist gut, wenn ich das studiere, dann kann ich besser Funk-Gitarre spielen und während des Studiums bin ich schon auf so eine Pat Metheny-Platte gestoßen, die Quartettplatte von ihm. Das hat mich dann schon irgendwie beeindruckt und so angezogen. Aber es war jetzt nicht so, dass man jetzt sagt, ich war jetzt ein großer Jazz Fan."
"Also im Studium war das noch so, dass ich lieber diese anderen Sachen gehört hab' und nicht so die Jazzplatten, die jeder sonst gehört hat. Auch durch meinen Lehrer Helmut Kagerer hat sich das langsam gewandelt und ich bin so langsam reingewachsen in diese Jazzwelt und hab das immer mehr schätzen und lieben gelernt."

Dombert gehört zu den Spätberufenen

Spät berufen könnte man vom inzwischen 37-jährigen Gitarristen Andreas Dombert sagen. Durch seinen Lehrer Helmut Kagerer lernte er dann einige Gitarrenmeister kennen, stand mit Gitarrengrößen wie Larry Coryell, Philip Catherine oder Ulf Wakenius auf der Bühne, bestritt mit ihnen eine ganze Reihe von Konzerten, festgehalten unter anderem auf der 2011 erschienenen CD "Night of Jazz Guitars".
"Also wenn ich jetzt an Larry Coryell denke, dann ist es gar nicht unbedingt so, dass ich mir die Musik abkupfere, wie man so schön sagt. Er hat seine unglaubliche Bühnenpräsenz. Das ist beeindruckend. Wenn man neben ihm sitzt, dann verblasst man einfach. Solche Sachen kann man lernen, den Umgang mit anderen Musikern, die Geschichten, die sie erzählen und dann natürlich auch das Spiel. Das sind alles lauter Weltklassegitarristen. Da muss man sich was einfallen lassen, wenn man das Solo hat nach solchen Größen. Ja, das ist natürlich eine Herausforderung. Das macht mir natürlich total Spaß."

Gute Strukturen mit Groove und eingängigen Melodien

Die Stücke auf Andreas Domberts neuer Platte, seinem ersten Trioalbum, sind gut strukturiert, grooven und glänzen mit eingängigen Melodien. Auf die legt Dombert viel Wert und sieht sich da in der Tradition der klassischen Musik, die er bis heute gerne hört. Dass er die Platte "35" genannt hat, hat einen ganz profanen Hintergrund: So alt war er, als er die Aufnahmen in München zusammen mit dem Bassisten Henning Sievert und dem Schlagzeuger Johannes Rückert einspielte.
"Ich habe Jochen Rückert erst im Studio kennengelernt. Da kam mir eben der Gedanke, es wäre jetzt wirklich richtig spannend, mal so richtig zu improvisieren im Sinne von, ja, Aufnahmegerät anschalten und drauflos spielen, allerdings nur immer kurze Stücke. Aber wir haben, es war jetzt nicht eingeschränkt, wir haben immer gesagt, wir nehmen einfach mal auf und schauen, was passiert."
Shades, Schattierungen, hat Andreas Dombert die Improvisationen auf seinem neuen Album genannt, denn jedes spontan entstandene Stück hat für ihn einen anderen Grauton, eine andere Musikfarbe. Insgesamt 22 Titel sind so entstanden und der Gitarrist findet sie so gelungen, dass er damit liebäugelt, die nicht verwendeten Improvisationen noch einmal zu ganzen Stücken auszuarbeiten. Die übrigen sieben Titel sind ausgeschriebene Kompositionen, oftmals in monate-, wenn nicht jahrelanger Tüftelarbeit entstanden. Manches hat Andreas Dombert bereits mit anderen Besetzungen ausprobiert, bevor er es jetzt seinen Triopartnern aufs Notenpult legte.

Jeder braucht Freiraum, muss improvisieren dürfen

"Aber ich lege auch gleichermaßen Wert drauf, dass jeder Freiraum hat und innerhalb der Stücke gibt es natürlich immer improvisierte Stücke, klar, total wichtig. Da hüte ich mich auch, überhaupt irgendetwas zu sagen. Also mir ist es schon wichtig. Vor allem bei dieser Triobesetzung mit Jochen Rückert und Henning Sievert habe ich mir da ganz bewusst zwei Musiker ausgesucht, die ich schon lange verfolge und wo ich aber auch genau gewusst habe, wie die spielen und wie das so ein bisschen klingen wird."
Egal ob spontane Improvisation oder ausgeschriebene Komposition – Andreas Dombert findet in seinen beiden Mitspielern kongeniale Begleiter. So verschmelzen schwebende, perlende Gitarrenläufe, satte Kontrabasslinien und treibende Perkussions-Rhythmen zu jazzigem Schönklang. Ein ausgesprochen gelungener Trioeinstand, der den Wunsch nach baldiger Fortsetzung weckt.
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