Denkmal in Berlin

Einheitswippe wird doch gebaut

Modellbild des geplanten Freiheits- und Einheitsdenkmals in Berlin
Modell-Bild des geplanten Freiheits- und Einheits-Denkmals in Berlin. © dpa / BBR
Von Christiane Habermalz · 14.02.2017
Seit fast zehn Jahren gibt es Pläne für ein Einheitsdenkmal in Berlin: eine begehbare Schale, die sich in alle Richtungen neigen kann. Genauso kippelig wie das Denkmal selbst war auch lange die Frage, ob es tatsächlich gebaut wird. Nun soll es doch umgesetzt werden.
Und sie bewegt sich doch. Nach langem Streit und eine schier endlos geführte Debatte, in der Fledermäuse, Behindertenrampen und preußische Kolonnaden eine Rolle spielten, wird die sogenannte Einheitswippe nun doch gebaut, das beschlossen heute die Fraktionsspitzen der Koalition in Berlin. Beim Frühstück, um genauer zu sein. SPD-Fraktionschef Thomas Oppermann:
"Gerda Hasselfeldt, Volker Kauder und ich haben heute Morgen im Koalitionsfrühstück darüber beraten und wir haben uns geeinigt: Das Einheits- und Freiheitsdenkmal in Berlin kommt. Wir wollen, dass der Entwurf 'Menschen in Bewegung' Wirklichkeit wird, neben dem Schloss in Berlin, an dem vorgesehenen Platz."
Damit hat sich die Einheitswippe als ein wahres Stehaufmännchen erwiesen. Viele hatten den von einer Jury ermittelten Siegerentwurf des Stuttgarter Architekten Johannes Milla und der Choreografin Sasha Waltz schon für tot erklärt. Er besteht aus einer großen begehbaren Schale, die sich langsam bewegen lässt, wenn sich viele Menschen darauf in die gleiche Richtung bewegen. "Wir sind das Volk" soll darauf stehen.

Kosten stiegen, Haushaltsausschuss kippte Projekt

Nachdem die Kosten durch zahlreiche Bauauflagen des Landes Berlin, unter anderem zur Behindertengerechtigkeit und durch Umsiedlung eines Fledermausvölkchens von elf auf knapp 15 Millionen Euro in die Höhe getrieben worden war, hatte der Haushaltsausschuss des Bundestages das Projekt im April vergangenen Jahres gekippt. Um seinerseits dann aber eine noch größere Summe, nämlich 18 Millionen Euro, für die Rekonstruktion preußischer Kolonnaden auf dem verwaisten Denkmalsockel zu bewilligen.
Der Vorstoß war freilich weder mit dem Land Berlin noch mit der Kulturstaatsministerin Monika Grütters abgestimmt gewesen. Diese Kolonnaden sind nun endgültig vom Tisch, bestätigte der Kulturpolitiker und Unionsfraktionsvize Michael Kretschmer heute:
"Es gilt auch nach wie vor das physikalische Gesetz, dass an einem Ort nur ein Körper sein kann, und dieses Mal ist es das Einheits- und Freiheitsdenkmal."

15 Millionen Euro soll die "Einheitswippe" kosten

Für die Kosten seien nun 15 Millionen Euro eingeplant, dies sei auch eine angemessene Summe, sagte Kretschmer. Er ist Mitglied des Kulturausschusses im Bundestag, der sich in seiner Mehrheit von den Haushaltspolitikern ausgebootet gefühlt hatten. Es könne nicht angehen, dass ein Plenarbeschluss des Bundestages durch eine einfache Ausschussentscheidung ausgehebelt werde, hatte auch Bundestagspräsident Norbert Lammert mehrfach betont.
Der Kulturausschuss hatte sich schon vor zwei Wochen für die Realisierung des Milla-Entwurfs ausgesprochen. Es seien zwar noch nicht alle Fragen beantwortet, was die technische Umsetzung angehe, so Kretschmer.

Denkmal könnte zum 30. Jahrestag enthüllt werden

"Aber irgendwann muss man springen. Uns ist dieses Projekt wichtig. Es ist ein Denkmal für den besten Teil der deutschen Geschichte, an einem Ort, an dem auch die Friedliche Revolution mit begonnen hat, auch die Menschen mit demonstriert haben und mit ihren Rufen nach Freiheit mit die Mauer zum Einsturz gebracht haben."
Fast zehn Jahre nach dem Beschluss des Bundestages, ein Freiheits- und Einheitsdenkmal zu errichten, sieht es nun also so aus, als könnte das Denkmal nun zum 30. Jahrestag der friedlichen Revolution von 1989 enthüllt werden. Auf die Frage, was die Fraktionsspitzen am Ende dazu gebracht habe, ihre Meinung zu ändern, gibt Oppermann eine, nun ja, ausgewogene Antwort.
"Das ist ja eine Waage, die in Bewegung ist, 'Menschen in Bewegung' heißt das Denkmal, nun ist es wieder zurück gekippt."
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